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Samstag, 17. Februar 2024

"Herr Achenbach, machen Sie trauernden Männer doch mal ein wenig Mut..." - Ein Interview mit mir, das eine Veröffentlichung leider nicht hat erleben dürfen - jetzt hier exklusiv veröffentlicht mit ganz tollen, ganz neuen Fotos dabei - was die Mitarbeiter von "Abschied Bestattungen" alles von mir wissen wollten zum Thema Männertrauer

Osnabrück/Kirchlinteln - Drei Ereignisse haben sich kürzlich überschnitten. Erstens hat die wunderbare Fotografin Ulrike Lehnisch von der Firma "LuxTeufelsWild" aus dem Leisen Speicher in Osnabrück mehrere neue Portraitfotos von mir geschossen, die ich allesamt sehr gelungen finde - und mit der Veröffentlichung meines neuen Buches war es an der Zeit für ein paar neue Fotos. Zweitens darf ich in Essen im Ruhrgebiet am 26. 2. 2024 einen Vortrag zum Thema "Männer und Trauer im Spannungsfeld der Moderne halten". Und drittens gibt es da dieses Interview mit mir, das ich sehr gerne mag, das aber leider nie eine Veröffentlichung hat erleben dürfen. Anlass genug, all das zu koppeln und zu veröffentlichen. Wie es zu dem Interview kam, ist übrigens schnell erzählt. 

Im Spätsommer 2023 durfte ich nach Verden an der Aller zurückkehren für einen weiteren Vortrag dort, nachdem ich dort bereits 2022 auf dem hervorragend organisierten Sternenkinderkongress sprechen durfte. Eingeladen hatte mich diesmal Henning Rutsatz von "Abschied Bestattungen" und das Thema meines Vortrags war "Männer und Trauer im Spannungsfeld der Moderne". Und im Vorfeld sollte der unten angefügte Text auf den Vortrag aufmerksam machen. 


Er organisierte den Vortragsabend in Verden an der Aller und koordinierte das Interview: Henning Rutsatz von Abschied Bestattungen aus Kirchlinteln (Foto: privat).

Denn wie das Leben oft so spielt, kam es anders als gedacht, und die an sich angedachte Veröffentlichung hat doch nicht stattfinden können. Da hatte ich allerdings die mir zugeschickten Fragen bereits beantwortet. Und nun freue ich mich, dass ich das Interview - ganz außerhalb von damit verbundenen Terminen - hier einfach auf meinem Blog veröffentlichen darf, gekoppelt an die neuen Fotos, die ich ebenfalls sehr gerne mag. Nun macht das Interview eben auf einen Vortrag im Ruhrgebiet aufmerksam, der öffentlich ist und der gleichzeitig den Start einer neuen Männertrauergruppe markiertAber jetzt genug der Vorrede. Los geht's...


Mit meinem neuen Buch "Das ABC der Trauer" bin ich inzwischen ebenfalls für Lesungen unterwegs (Foto: Ulrike Lehnisch/Luxteufelswild).


Herr Achenbach, Sie beschäftigen sich u. a. mit einem recht speziellen Thema, es geht um Trauer bei Männern. Wie kommen Sie zunächst dazu, sich überhaupt mit Trauer auseinanderzusetzen?

Achenbach: In meinem Leben hat sich irgendwie ein Puzzlestück an das andere gefügt, wie das oft so ist – das fing schon in der fünften Klasse an, als eine Mitschülerin von uns von einem Bus überfahren wurde. Dann waren es Freunde, die lebensbedrohlich erkrankt waren, Nachbarn, Kollegen, der Tod meiner Mutter – und immer war da diese enorme Hilflosigkeit bei allen Anderen und bei mir selbst. Irgendwann war mir klar: Ich möchte gerne sprachfähiger oder zumindest souveräner werden bei den Themen Trauer, Tod und Sterben. Die letzte Initialzündung war dann eine berufliche Krise.

 

Es ist allgemein bekannt, dass Frauen und Männer sehr unterschiedlich ticken. Das fängt beim Redebedürfnis an. Ist das ein Grund, weshalb Sie den Anlass erkannt haben, dass Männer bei der Trauerarbeit Unterstützung benötigen?

Achenbach: Ehrlich gesagt hat sich das einfach so ergeben – man ist als Mann, der Trauerbegleitungen anbietet, immer noch so etwas wie ein Exot. Prompt kamen eher Männer zu mir als Frauen. Und relativ bald habe ich die Chance bekommen, in die Leitung einer Männertrauergruppe einzusteigen. Ich habe durchaus auch Frauen begleitet – aber Männer fühlen sich nach meiner Erfahrung meist sicherer, wenn sie von ihresgleichen begleitet werden können.


(Foto: Ulrike Lehnisch/Luxteufelswild)
 

Kann es also sein, dass Männer den Trauerfall eher verdrängen? Und was wäre eigentlich schlimm daran?

Achenbach: Eben, das ist es ja – nichts ist schlimm da dran. Es ist nur eine andere Strategie für den Umgang mit der vielleicht größten Hilflosigkeit, die es im Leben gibt. Aber es ist eben eine Strategie. Meistens ist es übrigens gar nicht ein Verdrängen, mit dem wir bei Männern zu tun haben – eher ein ganz besonders feindosiertes Zulassen. Mit einem guten Gespür dafür, dass einen das alles kolossal überfordern könnte.

 

Wer kommt in Ihre Seminare? Sind tatsächlich auch trauernde Männer unter den Gästen?

Achenbach: Da muss man ein bisschen unterscheiden. Die Seminare richten sich eher an diejenigen, die sich selbst in Begleitersituationen wiederfinden, also Hospizkräfte, Menschen aus dem Kontext Trauerbegleitung oder Palliativbewegung. Für die Trauernden selbst sind die Einzelbegleitungen gedacht oder die Trauergruppen, wobei ich aktuell keine Gruppe anbiete.


(Foto: Ulrike Lehnisch/Luxteufelswild)
 

Was genau bieten Sie an, damit Männer sich ihrer Trauer stellen?

Achenbach: Letztlich gar nicht so viel – und dann doch sehr viel. Ich schaffe ein Setting, in dem sich ein Mann wohlfühlen kann. Ganz oft ist das zum Beispiel das gemeinsame Gehen draußen in der Natur und nicht etwa ein Gespräch in einem Raum. Und dann lasse ich den Gast erzählen, was ihn bewegt, in einem Tempo und in einer Intensität, die sich aus dem Gespräch heraus ergibt. Ich versuche zu erspüren, wann welches Thema dran ist – und lasse dem Gast ganz viel Raum. Ohne dabei mit bestimmten Methoden zu arbeiten. Das ist mir wichtig. Männer mögen Methoden meistens nicht, das liegt ihnen nicht. Aber reden wollen sie. Und wie.


Wie ist die Resonanz der Gäste nach Ihrem Seminar?

Achenbach: Ganz egal, ob Seminar oder Trauergruppe, es sind meistens sehr intensive Stunden, die prall gefüllt sind mit Leben, das zu betonen ist mir wichtig. Es wird auch viel gelacht – und das mitten im Trauern. Das schließt sich durchaus nicht aus. Und weil es so intensiv werden kann, ist es oft auf eine wohltuende Art anstrengend. Wie es einer meiner Klienten mal formuliert hat: Zu Ihnen zu kommen ist wie ins Fitnessstudio zu gehen, erst sehe ich ein wenig dagegen an, aber hinterher hat es immer richtig gut getan.


(Foto: Ulrike Lehnisch/Luxteufelswild)


Vielleicht haben jetzt sogar trauernde Männer dieses Interview gelesen und sind unschlüssig, sich Ihnen anzuvertrauen. Machen Sie den Zögerlichen doch noch einmal Mut.

Achenbach: Ich hatte mal einen Mann in Einzelbegleitung, dessen Sohn sich suizidiert hatte. Bei unseren Gesprächen haben wir über alles Mögliche geredet. Über das, was sich im Job gerade so tut bei diesem Mann, über Autos, Musik, alles mögliche. Manchmal, aber nur sehr fein dosiert und nur sehr wenig, auch über das Unfassbare, dem sich dieser Mann stellen musste. Genau so hat es ihm gutgetan, das hat er mir immer wieder gespiegelt. Ein guter Begleiter weiß genau, dass der Gast die Regie führt – und nicht der Begleiter selbst. Deswegen kann ich alle Männer nur ermutigen, es mit einer Begleitung zu probieren. Weil: Ihr seid der Boss. Wir reden über das, was ihr wollt, in der Dosis, die ihr bestimmt.

 

Herr Achenbach, danke für das Gespräch und viel Erfolg.

Achenbach: Ich darf mich herzlich bedanken für die guten Fragen – und wünsche ebenfalls viel Erfolg, vielen Dank.  


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Dienstag, 30. Mai 2023

Wie Männer ihre Trauer erleben und ausleben, warum sie etwas anderes brauchen als Frauen - mein kompletter Gastbeitrag für das Dresdner Netzwerk "Trauerräume" zum Nachlesen (und warum das Magazin, für das ich schreiben durfte, so eindrucksvoll geworden ist)

Osnabrück - Kochgruppen sind der Renner. Oder Wandergruppen. Wenn es um Männer in Trauer geht und um die Frage, wie wir diese Zielgruppe erreichen können, müssen diese beiden Angebote an erster Stelle genannt werden. Weil sie allerorten als Erfolg verbucht werden, wie ich oft am Rande meiner Vorträge und Workshops zu hören bekomme... Mit dieser Einleitung beginnt ein Artikel, der sich weiter unten vollständig lesen lässt und den ich vor kurzem für die "Trauerräume Dresden" schreiben durfte (trauerraeume-dresden.de- ein Netzwerk von allerlei Experten, die sich zusammengeschlossen haben, um Eltern nach dem frischen Verlust eines Kindes zu unterstützen. Außerdem ein Netzwerk, das einen in vielerlei Hinsicht bemerkenswerten Newsletter auf die Beine gestellt hat.

Allein das Netzwerk ist spannend - und ein Vorbild für andere Städte: Die darin zusammengefassten Angebote stammen aus den Bereichen Bestattung, Hebammen(-nachsorge), Elterninitiativen und Selbsthilfegruppen, Therapien und Trauerbegleitung, Psychotherapie, Schwangerschaftsberatung und Vereine und Beratungsdienste. Aktuell sind es 52 verschiedene Angebote. In seinem aktuellen Newsletter behandelt das Netzwerk die Trauer der Väter. Das Thema wird aus vielen ganz unterschiedlichen Perspektiven durchleuchtet: Betroffene kommen zu Wort, viele verschiedene Angebote werden vorgestellt, zahlreiche Facetten werden sichtbar - und mit meinem Text unter der Überschrift "Wie Männer ihre Trauer erleben und ausleben und warum sie etwas anderes brauchen als Frauen" durfte ich ebenfalls einen kleinen Beitrag beisteuern, der ganz allein auf meinen eigenen Erfahrungen beruht und auf meinen eigenen Einstellungen. Denn wenn es um die Frage geht, "wie ticken eigentlich Männer (einer bestimmten Generation)", möchte ich eines ergänzen: Ich kann auch deswegen etwas darüber sagen, weil ich selbst dazugehöre. Hier ist der Beitrag, für alle zum Mitlesen: 


Der Inbegriff eines heldenhaften Mannes: He-Man. Aber was, wenn er einen Verlust erleiden muss - Trauergruppen, Kerzen, alles klar? (Alle Fotos: Thomas Achenbach)


Aktivitäten locken trauernde Männer eher an als Stuhlkreise – das zeigen die Erfahrungen immer wieder. Jedoch, die passenden Aktivitäten sollten es schon sein: „Dann mussten wir auch noch Kerzen basteln“, beklagte sich einst ein verwitweter Vater über seine Erfahrungen, bevor er zu uns in die Trauergruppe für verwaiste Väter kam, zu deren Leitungsteam ich seinerzeit gehören durfte.

Von der Trauer der Frauen habe er sich bedrängt gefühlt. Auch das erzählte uns dieser Mann. Die anderen Mitglieder in der Runde konnten es ihm gut nachfühlen: Basteln, Malen, Schreiben, vieles von dem, was üblicherweise zum methodischen Repertoire in Trauergruppen gehört, das kam für sie nicht in Frage. Aber reden wollten sie, ihre Trauer sichtbar machen, sich damit zeigen. Die Gefühle gingen tief und die Gespräche waren intensiv. Gebastelt wurde nichts, gemeinsam gelitten wurde viel. Und am Ende eines solchen Gruppentreffens war nicht selten der Stoßseufzer zu vernehmen: Das hat heute aber wieder gut getan!

Spielregeln geben Sicherheit - das ist wichtig

Was die Männer in dieser Runde als große Hilfe erlebt haben: Dass wir uns ganz am Anfang beim ersten Treffen auf gemeinsame Spielregeln verständigt hatten, die uns als gestaltetes Flipchart immer wieder begleiteten. Bei jedem Gruppentreffen hingen sie öffentlich sichtbar aus. Die erste und wichtigste Regel darauf lautete: Was hier im Raum besprochen wird, das bleibt auch hier. Eine Regel, deren Verlässlichkeit von den Männern immer wieder eingefordert wurde: „Das bleibt aber doch alles hier“, blieb nach sehr gefühlsbetonten Berichten ein mehrfach gesagter Satz.

Für mich war das ein wertvolles Zeichen, das ich so zu deuten gelernt habe: Wenn sich Männer wirklich öffnen wollen, dann brauchen sie einen gut geschützten Rahmen, in dem sie sich sicher fühlen können. Nur wenn diese Sicherheit spürbar wird und wenn sie genug Vertrauen zulässt, trauen sich die Männer auf diesen Weg in ihr Inneres, der für sie oft ungewohnt ist.


Kochgruppen sind der Renner... Wandergruppen kommen an zweiter Stelle.


Was sie vermutlich ebenfalls brauchen: Andere Männer. Das jedenfalls spiegeln mir die Herren, die ich in Einzelbegleitungen betreue, immer wieder. Dass es ihnen wichtig gewesen sei, von einem Mann begleitet zu werden. Dass sie dann das Gefühl hätten, besser verstanden zu werden. Dass sie bei Frauen nicht so sehr in die Tiefe gegangen wären. Das könnte an der Überforderung liegen, die die Trauer allgemein mit sich bringt. Wer in diesem Strudel an Emotionalität noch nicht dringesteckt hat, verkennt oft und gerne, wie lebensverändernd und einschneidend und vor allem wie langfristig das ist. Es ist enorm viel – und vor allem, vieles auf einmal –, was da über einen hereinbrechen kann: Zorn genauso wie Verzweiflung, Hilflosigkeit genauso wie ein inneres Aufbäumen, Kummer und Gram genauso wie ein großes Nicht-verstanden-sein, Ohnmacht genauso wie Angst. Trauer, sage ich gerne bei Begleitungen, ist das am meisten unterschätzte Gefühl, das es gibt. Wer das erlebt, bleibt oft unverstanden, gewiss aber ungetröstet.

Und doch ist bei alledem eine gewisse Vorsicht angebracht. Das Geschlecht muss unbedingt eine Rolle spielen in der Betrachtung der Menschen, die uns begegnen – aber erst die zweite Rolle.

Wann ist "der Mann" überhaupt "ein Mann"?

Denn „Der Mann“, das ist wie „Spiritualität“ vor allem eins: Ein Containerbegriff, den jeder mit seiner ganz eigenen Vorstellung belädt. Das eigene Männerbild zu reflektieren und zu definieren, lautet eine der Aufgaben, mit denen ich meine Workshops gerne beginne. Die Ergebnisse sind oft facettenreich. Nur eine Richtung zeichnet sich ab: Geschlechterfragen sind Generationsfragen. Die heute 20-Jährigen haben meist andere Vorstellungen als die ältere Generation. Diejenigen also, die man als „Kriegskinder“ und „Kriegsenkel“ zusammenfasst.

An dieser Stelle wird es bei der Betrachtung der modernen Männer insofern interessant, als dass eine zentrale Rolle spielt, welche Art von Vorbildern sie haben erleben dürfen: Männer, die eher schweigend mit sich selbst ausmachten, was sie beschäftigte – oder solche, die offen auch über solche Themen reden konnten? Wie hast Du deinen Vater erlebt, wenn er in einer Krise war, die Frage kann ein guter Gesprächseinstieg sein – oder sie ist einen Themenabend in der Trauergruppe wert. Und ansonsten?

 


Zählt vor allem das Bauchgefühl. Und eine gewisse Vorsicht. Vor allem, was die in einer Trauerbegleitung eingesetzten Methoden angeht.

Kerzen basteln, da wäre ich selbst auch raus, das muss ich zugeben. Zumal, wenn ich eine solche Aktion anleiten sollte


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Der Autor dieser Zeilen steht in Osnabrück und im Osnabrücker Land als Trauerbegleiter zur Verfügung. Thomas Achenbach ist zertifizierter Trauerbegleiter nach den Standards des BVT (Große Basisqualifikation). 

Thomas Achenbach ist der Autor dieser drei Bücher: 

-> "Das ABC der Trauer - 77 Rituale und Impulse" (Patmos-Verlag)
-> "Mitarbeiter in Ausnahmesituationen - Trauer, Pflege, Krise" (Campus-Verlag)
-> "Männer trauern anders - was ihnen hilft und gut tut" (Patmos-Verlag)

Mehr Infos auf www.thomasachenbach.de

Lesungen, Vorträge, Workshops, Seminare, Trauergruppen und mehr: Alle aktuellen Termine mit Thomas Achenbach finden sich unter diesem Link 

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Ebenfalls auf diesem Blog: Ist Trauerbegleitung ein echter Beruf? Kann man von Trauerbegleitung leben? Und wie werde ich überhaupt Trauerbegleiter?  

Ebenfalls auf diesem Blog: Macht es die Hinterbliebenen nicht noch trauriger, wenn wir sie auf ihren Verlust ansprechen? - Impulse bei großer Unsicherheit 

Ebenfalls auf diesem Blog: Warum die Formulierung "Mein Beileid" immer noch das Beste ist, was Du einem Menschen mit einem Verlust sagen kannst

Ebenfalls auf diesem Blog: Wie lange darf Trauer dauern? Ist es normal, wenn es jahrelang weh tut? Und ab wann wird trauern krankhaft?

Ebenfalls auf diesem Blog: Trauer und Schuldgefühle gehören zusammen - warum sich so viele Trauernde nach dem Tod eines Menschen schuldig fühlen

Ebenfalls auf diesem Blog: Keine Sorge, alles normal - was Trauernde alles so vermeintlich "Merkwürdiges" tun und warum das nicht peinlich ist

Ebenfalls auf diesem Blog: Das Trauerzitat des Monats - bemerkenswerte Sätze aus Literatur und Interviews - Auftakt der neuen Serie auf diesem Blog

Ebenfalls auf diesem Blog: Das vielleicht beste Buch über Trauer, das je geschrieben wurde - was "Lebensstufen" von Julian Barnes so lesenswert macht

Ebenfalls auf diesem Blog: Die besten Filme über Trauer, Tod und Sterben - was uns Spielfilme über das Erleben von Trauer erzählen können

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Montag, 16. Januar 2023

Trauer-Fundstücke: "Männer sind oft unsicher und hilfsbedürftiger bei emotionalen Themen", sagt einer, der sich um trauernde Männer kümmert - es gibt immer mehr Angebote für trauernde Männer, darüber freue ich mich - Wandergruppen und Kochgruppe weiter sehr gefragt

Immer mehr Angebote gibt es jetzt in Deutschland, die trauernde Männer in den Blick nehmen und ihnen entgegenkommen. Darüber freue ich mich ganz besonders. Aktuell neu dazugekommen sind Gießen und Bonn. 

So berichtete die Gießener Zeitung in ihrem Lokalteil am 28. 12. 2022 über den Trauerbegleiter Helmut Stanzel. Der 67-Jährige, der 2015 selbst seine Frau verloren hatte, sei eine Besonderheit, weil Männer in der Trauerarbeit generell eine Seltenheit seien. Helmut Stanzel selbst wird mit dem Satz zitiert: "Männer sind oft unsicher und hilfsbedürftiger bei emotionalen Themen". Deswegen bietet der Trauerbegleiter Einzelgespräche speziell für Männer an (Weitere Infos über info@hospiz-verein-giessen.de, hier geht es zur Onlinefassung des Artikels). Es gibt noch ein zweites neues Angebot.



Keine Einzelgespräche, aber eine Wandergruppe für trauernde Männer, darum geht es in einem Artikel aus dem Bonner Generalanzeiger, der mir als Ausschnitt vorliegt. Der Text stammt aus Januar 2023 und berichtet über die Hospizinitiative "unter dem Kreuzberg" bei Bonn. Zitiert wird der Initiator Gerhard Kleefuß mit den Worten: "Männer tun sich oftmals schwer damit, Gefühle zu zeigen, und öffnen sich nur selten anderen gegenüber". Deswegen startet die Initiative am Samstag, 14. Januar 2023, mit einer neuen Wandergruppe (keine Onlinefassung des Artikels auffindbar, Infos über info@hospizinitiative-kreuzberg-bonn.de).  

Sogar das Fernsehen berichtet über Männertrauer

Noch vor einer Woche hatte ich hier bereits auf einen Fernsehbeitrag hingewiesen, der über die vielfältigen Männerangebote des ambulanten Hospizdienstes am Alfried-Krupp-Krankenhaus in Essen im Ruhrgebiet berichtet und ebenfalls zeigt, wie gut diese angenommen sind. Auch hier wird gemeinsam gekocht, gewandert (per Fahrrad) und viel mehr - der Beitrag findet sich noch in der RTL-Mediathek.  


(Foto: Thomas Achenbach)


Es bestätigt sich immer wieder und allerorten: Wandergruppen und Kochgruppen, das sind nach wie vor die Klassiker, die richtig gut angenommen werden, wenn es um Angebote für trauernde Männer geht. All diese Angebote sowie die oben angeführten Zitate sind mir eine wohltuende Bestätigung darin, dass es eben weiterhin eine Generation von Männern gibt, die jenem Bild entsprechen, wie ich es beim Schreiben meines Buches "Männer trauern anders" im Kopf hatte. Auch wenn sich derzeit ganz viel tut in unserer Gesellschaft, auch wenn die jungen Generationen ganz anders ticken, ist es weiterhin wichtig, diese "klassischen Männer der Marke Kriegskinder und Kriegsenkel" nicht aus dem Blick zu verlieren. 

Ein herzliches Danke meinerseits an all die ehrenamtlichen Initiatoren und Helfer


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Der Autor dieser Zeilen steht in Osnabrück und im Osnabrücker Land als Trauerbegleiter zur Verfügung. Thomas Achenbach ist zertifizierter Trauerbegleiter nach den Standards des BVT (Große Basisqualifikation). 

Thomas Achenbach ist der Autor dieser drei Bücher: 

-> "Das ABC der Trauer - 77 Rituale und Impulse" (Patmos-Verlag)
-> "Mitarbeiter in Ausnahmesituationen - Trauer, Pflege, Krise" (Campus-Verlag)
-> "Männer trauern anders - was ihnen hilft und gut tut" (Patmos-Verlag)

Mehr Infos auf www.thomasachenbach.de

Lesungen, Vorträge, Workshops, Seminare, Trauergruppen und mehr: Alle aktuellen Termine mit Thomas Achenbach finden sich unter diesem Link 

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Ebenfalls auf diesem Blog: Der Trick mit der Selbstwirksamkeit - wie wir uns selbst gut in seelischen Krisen helfen können: psychologische Tipps

Ebenfalls auf diesem Blog: 27 gute Rituale für eine Trauerfeier - wie sich eine Gedenkfeier so gestalten lässt, das sie den Angehörigen/Trauenden gut tun kann

Ebenfalls auf diesem Blog: Ist Trauerbegleitung ein echter Beruf? Kann man von Trauerbegleitung leben? Und wie werde ich überhaupt Trauerbegleiter?  

Ebenfalls auf diesem Blog: Macht es die Hinterbliebenen nicht noch trauriger, wenn wir sie auf ihren Verlust ansprechen? - Impulse bei großer Unsicherheit 

Ebenfalls auf diesem Blog: Warum die Formulierung "Mein Beileid" immer noch das Beste ist, was Du einem Menschen mit einem Verlust sagen kannst

Ebenfalls auf diesem Blog: Wie lange darf Trauer dauern? Ist es normal, wenn es jahrelang weh tut? Und ab wann wird trauern krankhaft?

Ebenfalls auf diesem Blog: Warum sich Trauernde förmlich zerrissen fühlen  - eine Einführung in das "Duale Prozessmodell der Trauer" und seine Fallstricke

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Samstag, 7. Januar 2023

Jetzt berichtet sogar RTL über die gemeinsam kochende Männer-Trauergruppe in Essen, bei der ich als eine Art Impulsgeber und Geburtshelfer fungieren durfte... Wie ein erfolgreiches Angebot für Männer in Trauer funktioniert und warum es so gut angenommen wird

Im September 2021 durfte ich als eine Art Geburtshelfer fungieren - ich war nach Essen ins Ruhrgebiet gefahren, um mit einem Vortrag in einer Auftaktveranstaltung ein neues Angebot aus der Taufe zu heben: Eine Trauergruppe nur für Männer. Eine Gruppe, die seither ganz viel gemeinsam unternommen hat und weiterhin unternimmt. Jetzt hat sogar der Fernsehsender RTL über die Trauergruppe und ihre Aktivitäten berichtet.

In dem sehenswerten Beitrag kommt ein um seine Frau trauernder Mann ebenso zu Wort wie der Initiator des Angebots, Harald Genge, der die Männergruppe gemeinsam mit dem Ambulanten Hospizdienst des Alfried-Krupp-Krankenhauses ins Leben gerufen hatte - und mich freundlicherweise zum Auftakt eingeladen hatte. Außerdem ist als Schirmherr und als Leiter der Kochgruppe der Fernsehkoch Patrick Jabs zu sehen - der RTL-Beitrag ist unter diesem Link zu finden. Übrigens trägt die Männergruppe einen Namen, der mir sehr gut gefällt.



Denn es ist gleichzeitig der Titel meines Buches: "Männer trauern anders". Zu den Aktivitäten gehören unter anderem gemeinsame Fahrradfahrten, Anti-Aggressions-Trainings, Fitnessangebote oder Weintastings. Und mehr. Alle Informationen zu Männer trauern anders in Essen gibt es in einem Flyer des Ambulanten Hospizdienstes, der unter diesem Link zu finden ist.

Ein wertvolles Angebot, das gut angenommen ist und das erneut zeigt, wie wichtig es ist, dass Männer in Trauer - zumindest einer bestimmten Generation - anders angesprochen werden als Frauen. Es gibt noch weitere tolle Angebote, dazu in Kürze mehr auf diesem Blog.

Hier der Direktlink zum RTL-Beitrag: Bitte hier klicken.

Und der Direktlink zum Flyer "Männer trauern anders": Bitte hier klicken.


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Der Autor dieser Zeilen bietet Trauerbegleitung an in Osnabrück und im Osnabrücker Land an und hat eine Ausbildung zum Trauerbegleiter absolviert (Große Basisqualifikation gemäß des Bundesverbands Trauerbegleitung) und bietet Podcasts rund um das Thema Trauer an (bitte hier klicken). Thomas Achenbach ist der Autor der Bücher "Männer trauern anders - was ihnen hilft und gut tut", 168 Seiten, Patmos-Verlag und "Mitarbeiter in Ausnahmesituationen - Trauer, Pflege, Krise", 220 Seiten, Campus-Verlag. Mehr Infos auf www.thomasachenbach.de

Lesungen, Vorträge, Workshops, Seminare, Trauergruppen und mehr: Alle aktuellen Termine mit Thomas Achenbach finden sich unter diesem Link 

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Ebenfalls auf diesem Blog: Neue Serie - Das Trauer-Zitat des Monats - Auftakt und Folge 1 aus dem Januar 2023

Ebenfalls auf diesem Blog: "Er hätte so gerne noch gelebt"... - und was hat er vom Leben gehabt? So erkennst Du, ob Du auf einem guten Lebens-Weg bist 

Ebenfalls auf diesem Blog: Was bedeutet "Personen auf der Fahrbahn", warum hört man das so oft - eine ganz persönliche These dazu, was dahintersteckt

Ebenfalls auf diesem Blog: Wie der Suizid der Mama das System einer Familie ins Wanken bringt, eindrucksvoll erzählt in einem sensiblen sehenswerten Film

Ebenfalls auf diesem Blog: Der Trick mit der Selbstwirksamkeit - wie wir uns selbst gut in seelischen Krisen helfen können: psychologische Tipps

Ebenfalls auf diesem Blog: Warum sich Trauernde förmlich zerrissen fühlen  - eine Einführung in das "Duale Prozessmodell der Trauer" und seine Fallstricke

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Montag, 24. Oktober 2022

Eine kleine Osnabrücker Messe rund um die Themen Trauer, Tod und Sterben, ein neuer Ehrenamtskurs in der Region Osnabrück und eine Vortragslesung in Greven - drei Tipps für November mit lokaler Nähe zu Osnabrück (und ein Radiotipp: Hospizverein zum Anhören)

Osnabrück - Lust darauf, sich einmal intensiver mit den Themen Tod, Trauer und Sterben auseinanderzusetzen? Und mit der Sterbe- oder Trauerbegleitung? Und mit dem Thema Männer und Trauer? Der November 2022 bietet zumindest den Menschen in der Region Münster/Osnabrück vielfältige Möglichkeiten. Hier sind drei aktuelle Tipps:

1.) Messe „Lebensfroh und todesmutig…wir reden über den Tod, um fürs Leben zu lernen“ (kostenlos). Am Sonntag, 6. November 2022, findet in der Zeit von 13.30 bis 18 Uhr ein Aktions- und Begegnungstag zum Thema „Tod und Trauer“ in der Katholischen Familienbildungsstätte (Fabi) Osnabrück, Große Rosenstraße 18, statt. Der Eintritt ist dann frei. Ursprünglich war geplant, dass ich ebenfalls dabei sein würde, zumindest hatte mich die Organisatorin Stefanie Kreye dafür angefragt. Aber ich habe an diesem Tag bereits etwas anderes vor. Was ich dann verpassen werde, und was Ihr nicht verpassen solltet, ist:




Die Möglichkeit, sich den Themen, Sterben, Tod und Trauern auf unterschiedliche Weise zu nähern - in einem vielfältigen Angebot aus Lesungen, Informationen und Aktionen, wie die Veranstalterin Stefanie Kreye in einer Pressemitteilung schreibt. Johanna Klug, eine etwas andere Hospizbegleiterin, liest aus ihrem Buch „Mehr vom Leben“ und berichtet von ihren Erfahrungen in der Sterbebegleitung und wie diese ihr Leben prägen und verändern. Einen Eindruck davon, wie unsere Haut auch eine Gefühlslandschaft sein kann, möchte das Osnabrücker Hospiz vermitteln. Ehrenamtliche aus verschiedenen Hospizdiensten informieren zudem über ihre Unterstützungsangebote für Sterbende und Trauernde.

Kreativ zum Ausdruck gebracht werden kann die Trauer beim Tanzen, Malen und beim Gestalten von Erinnerungsstücken. Ein Sternenkindfotograf wird seine Arbeit vorstellen und auch Themen, wie Kinder und Jugendliche trauern oder wie man die Resilienz in der Trauer stärken kann, werden in den Blick genommen. Gesprächsangebote zum Thema „Schöne Aussichten – Was kommt nach dem Tod“ und das Spielangebot „Spiel mit dem Tod“ gehören laut der Mitteilung zum Programm.

Der Tag wird abgerundet durch das Theaterstück mit Regina Neumann „Oskar und die Dame in Rosa“ ab 19 Uhr im Saal der Fabi. Der Eintritt für die Theatervorstellung am Abend beträgt 18 Euro, der Eintritt zur Messe selbst ist kostenlos, so heißt es in dem Pressetext abschließend. 

Weitere Infos zu "Lebensfroh und todesmutig" auf der Website der Fabi, Anmeldungen über info@kath-fabi-os.de oder telefonisch unter 0541 /358680.


2.) Neuer Grundkurs in Sterbe- und Trauerbegleitung in Hagen a. T. W.: 

Der Hospizverein Hagen a.T.W. - in dem ich ebenfalls Mitglied sein darf - wird im Frühjahr 2023 seinen dritten Grundkurs in Sterbe- und Trauerbegleitung anbieten. Dieser Grundkurs soll Frauen und Männern jeden Alters einen Zugang zu den Themen Sterben und Trauer ermöglich und außerdem dazu anregen, sich mit der eigenen Endlichkeit und der eigenen Zerbrechlichkeit auseinanderzusetzen. Beides kann für die eigene Lebensgestaltung enorm hilfreich sein, soviel darf ich versichern. Der Kurs soll die Teilnehmer schließlich dazu befähigen, im Rahmen einer ehrenamtlichen Tätigkeit im Hospizverein Sterbende und Trauernde sowie deren Angehörige zu begleiten.

Unverbindlich reinschnuppern in dieses Angebot lässt sich bei einem der folgenden Informationsabende:

Immer aktiv: Der Hospizverein Hagen veranstaltet auch berührende Konzerte, so wie hier in der Ehemaligen Kirche im März 2022 (Foto: Thomas Achenbach).

- Am Montag, 7. 11. 2022 um 20 Uhr im Gemeindehaus der Ev.-luth. Melanchthon Gemeinde, Schumacherstraße 26, 49170 Hagen a.T.W.

- Am Mittwoch, 9. 11. 2022 um 19.30 Uhr im Pfarrheim St Antonius, Am Boberg 10, 49124 Holzhausen-Ohrbeck

- Am Montag, 14. 11. 2022 um 20 Uhr im St. Martinus Jugendheim, Martinistraße 11, 49170 Hagen a.T.W

Die Inhalte der drei Abende sind gleich. Alles Weitere über die geplanten Kurse, die Inhalte, die Teilnahmevoraussetzungen und die Möglichkeiten zur Mitarbeit gibt es dann bei einem der Abende zu hören. Und weil ich den Verein in einer Doppelfunktion als Mitglied, aber auch als Dozent begleiten darf, gibt es später vielleicht auch mal einen gemeinsamen Kurs, wenn auch nicht als Bestandteil des Grundkurses.

Hospizverein im Radio - nette Menschen im Gespräch

Und wer sich schon einmal reinhören und die Vorsitzenden des Vereins schon mal kennenlernen möchte, kann sich online noch immer die Sondersendung anhören, die das lokale OS-Radio mit Beate Haunhorst und Hilde Butz vom Hospizverein Hagen aufgenommen hat. Sie erzählen darin unter anderem, wie es zur Vereinsgründung kam und welche Ziele sie verfolgen, hier lässt sich die Sendung mit Moderatorin Verena Morris weiterhin finden.


3.) Männer und Trauer und das Spannungsfeld der Moderne (das immer größer wird): Das sind die Themen bei meiner nächsten Vortragslesung in Greven im Münsterland. Findet statt am am Montag, 7. 11. 2022, um 17 Uhr beim Malteser-Hilfsdienst, Kardinal-von-Galen-Straße 18., 48268. Veranstaltet vom ambulanten Hospizdienst der Malteser Greven. Was ich dann alles mit dabei haben werde: 



Zum einen mein Buch "Männer trauern anders", aber auch einen ganz neu geschriebenen Text, außerdem erzähle ich ein bisschen was über meine Arbeit und darüber, wo ich die Unterschiede bei den Geschlechtern auszumachen glaube (und was sie geprägt haben könnte). Infos unter Telefon 02571 / 97101 oder per E-Mail an hospiz.greven@malteser.org.

Zu allen drei Veranstaltungen - herzliche Einladung!


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Der Autor dieser Zeilen bietet Trauerbegleitung an in Osnabrück und im Osnabrücker Land an und hat eine Ausbildung zum Trauerbegleiter absolviert (Große Basisqualifikation gemäß des Bundesverbands Trauerbegleitung) und bietet Podcasts rund um das Thema Trauer an (bitte hier klicken). Thomas Achenbach ist der Autor der Bücher "Männer trauern anders - was ihnen hilft und gut tut", 168 Seiten, Patmos-Verlag und "Mitarbeiter in Ausnahmesituationen - Trauer, Pflege, Krise", 220 Seiten, Campus-Verlag. Mehr Infos auf www.thomasachenbach.de

Lesungen, Vorträge, Workshops, Seminare, Trauergruppen und mehr: Alle aktuellen Termine mit Thomas Achenbach finden sich unter diesem Link 

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Ebenfalls auf diesem Blog: Warum die Formulierung "Mein Beileid" immer noch das Beste ist, was Du einem Menschen mit einem Verlust sagen kannst

Ebenfalls auf diesem Blog: "Er hätte so gerne noch gelebt"... - und was hat er vom Leben gehabt? So erkennst Du, ob Du auf einem guten Lebens-Weg bist 

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Ebenfalls auf diesem Blog: Darf ich einen Menschen in Trauer auf seinen Trauerfall ansprechen - oder mache ich damit nicht alles noch schlimmer?

Ebenfalls auf diesem Blog: Warum sich ein Suizid viel öfter verhindern ließe als wir das glauben und warum es so wichtig ist, immer wieder darüber zu reden

Ebenfalls auf diesem Blog: Tipps zum Umgang mit Trauernden und Trauer - was Menschen in einer Verlustkrise hilft, was man Trauernden sagen kann 

Ebenfalls auf diesem Blog: Was muss ich machen, wenn ich wegen Trauer krankgeschrieben werden möchte? Geht das überhaupt und wenn ja, wie denn?

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Mittwoch, 22. Juni 2022

Männer und Trauer, das Wichtigste in aller Kürze - Männertrauer in Fünf-Minuten-Häppchen - für alle, die gerade keine Zeit für einen Vortrag oder ein Buch haben: die wichtigsten Kurzimpulse zum Thema Männertrauer, aufgeteilt auf Videos (aus einem Vortrag zu diesem Thema, den ich inzwischen ganz anders gestalte)

Osnabrück - Du hast vielleicht nur ganz kurz Zeit, lieber Blogbesucher (jeglichen Geschlechts), aber trotzdem Interesse am Thema Männer und Gefühle? Oder an der Frage, warum der "Männerschnupfen" kein Mythos ist? Oder an der Frage, wie lange Trauer allgemein eigentlich dauern darf - und was die fünf größten Mythen der Trauer sind? Im Juni 2021 durfte ich für die KEB Oldenburg und das Forum St. Peter in Oldenburg einen Vortrag halten, den es dankbarerweise auf Youtube zu sehen gibt - diesen habe ich mit Startmarkierungen jeweils zu verschiedenen Themen versehen, die finden sich weiter unten. Inzwischen habe ich meinen Vortrag übrigens komplett überarbeitet und gestalte ihn ganz anders - immer neu. 

Zwar darf ich nun schon seit mehreren Jahren immer mal wieder Vorträge oder Lesungen zum Thema Männer und Trauer halten (seit 2018), aber dieser Vortrag ist ständig im Wandel. So bleibt er für mich selbst frisch und immer neu, außerdem entdecke ich immer etwas Neues, das sich als Ergänzung noch gut macht (wie beispielsweise die Informationen über die tatsächlich erforschte "Männergrippe"). Zuerst habe ich aus den sorgfältig vorbereiteten Powerpointfolien jeglichen Text rausgeschmissen. Dann habe ich Powerpoint ganz rausgeschmissen und nur noch Flipcharts bemalt. Dann kam der rote Faden dazu, dann die Sache mit dem Wasserball. Eine rote Kordel und ein Wasserball, das sind zwei Elemente, die ich im Augenblick meistens dabei habe, wenn ich einen Vortrag zum Thema Männer und Trauer halte - warum, das lässt sich am besten live erleben, wenn ich wieder unterwegs bin (alle Termine finden sich, frisch gepflegt, immer hier). Auch Workshops zu dem Thema stehen immer wieder auf dem Programm. Das sieht dann zum Beispiel so aus, wie hier ein Beispiel aus Leipzig zeigt:



Und weil ich alles immer wieder verändert habe, ist dieser Youtube-Vortrag aus dem Juni 2021, um den es hier geht, auch eine Art Zeitdokument; ein Vortrag, den ich so nicht wieder halten würde. Der aber doch, so möchte ich jedenfalls hoffen, den einen oder anderen ganz guten Impuls mitgeben könnte. Deswegen habe ich mir erlaubt, jeweils Startpunkte in dieses Youtube-Video hineinzusetzen. Wer also auf einen der unten angefügten Links klickt, wird jeweils zu dem vorher aufgeführten Thema geführt (es dauert dann einen kurzen Moment, bis das Video startet). Allerdings ist es bei Youtube nicht möglich, auch Endpunkte zu setzen, so dass das Video ab dieser Stelle dann einfach weiterläuft, hier ist der also der jeweilige Zuschauer gefragt, einfach abzubrechen, wenn sich sein Wissensbedarf erfüllt hat. 

Hier sind die jeweiligen Themen und die Starterlinks:

1. Warum es eine "Verständnislücke für Trauernde" gibt, wie lange Trauer dauern darf und warum das alles Männer besonders hart treffen kann:

https://www.youtube.com/watch?v=rcwUB9npCqA#t=23m32s


2. Männertrauer, Männerschnupfen, Männergrippe und Männerleiden - warum durchaus etwas dran ist an der These, dass Männer stärker leiden als Frauen. Spannende Erkenntnisse aus der Wissenschaft dazu:

https://www.youtube.com/watch?v=rcwUB9npCqA&t=1762s#t=29m40s



3. Die fünf Mythen der Trauer - warum nicht alles stimmt, was gerne gesagt wird:

https://www.youtube.com/watch?v=rcwUB9npCqA&t=2449s


Und wer Interesse hat an meinem ganz neuen Vortrag....: Ich bin mit diesem Thema weiter unterwegs, hier lassen sich alle Termine finden, und ich freue mich natürlich über Anfragen von Veranstaltern, die Kontaktdaten gibt es unter diesem Link. Also bis bald?


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Der Autor dieser Zeilen bietet Trauerbegleitung an in Osnabrück und im Osnabrücker Land an und hat eine Ausbildung zum Trauerbegleiter absolviert (Große Basisqualifikation gemäß des Bundesverbands Trauerbegleitung) und bietet Podcasts rund um das Thema Trauer an (bitte hier klicken). Thomas Achenbach ist der Autor der Bücher "Männer trauern anders - was ihnen hilft und gut tut", 168 Seiten, Patmos-Verlag und "Mitarbeiter in Ausnahmesituationen - Trauer, Pflege, Krise", 220 Seiten, Campus-Verlag. Mehr Infos auf www.thomasachenbach.de

Lesungen, Vorträge, Workshops, Seminare, Trauergruppen und mehr: Alle aktuellen Termine mit Thomas Achenbach finden sich unter diesem Link 

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Ebenfalls auf diesem Blog: Der Trick mit der Selbstwirksamkeit - wie wir uns selbst gut in seelischen Krisen helfen können: psychologische Tipps

Ebenfalls auf diesem Blog: Warum sich Trauernde förmlich zerrissen fühlen  - eine Einführung in das "Duale Prozessmodell der Trauer" und seine Fallstricke

Ebenfalls auf diesem Blog: Warum sich ein Suizid viel öfter verhindern ließe als wir das glauben und warum es so wichtig ist, immer wieder darüber zu reden

Ebenfalls auf diesem Blog: Wer ein Kind verloren hat, sollte nicht arbeiten gehen müssen - was wir von einer britischen Rechtsprechung lernen können 

Ebenfalls auf diesem Blog: Trauer und Schuldgefühle gehören zusammen - warum sich so viele Trauernde nach dem Tod eines Menschen schuldig fühlen

Ebenfalls auf diesem Blog: Keine Sorge, alles normal - was Trauernde alles so vermeintlich "Merkwürdiges" tun und warum das nicht peinlich ist

Ebenfalls auf diesem Blog: Wie uns die Trauer vor Aufgaben stellt und was das für den Trauerprozess bedeuten kann - über die "Aufgaben der Trauer"

Ebenfalls auf diesem Blog: Entrümpeln, Ausmisten und Aufräumen nach dem Tod eines Menschen - was mache ich damit und warum ist das so hart?

Der Podcast von Thomas Achenbach: "Trauergeschichten - Menschgeschichten", Gespräche über Leben, Tod und Sterben, unter diesem Link

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Montag, 4. Oktober 2021

Wie kriegen wir mehr Männer als Ehrenamtliche für unsere Hospiz-, Palliativ- und Trauerbegleitungs-Angebote? Wie können wir Männer ins Ehrenamt locken in einem Umfeld, das weiterhin so frauendominiert ist? Fünf Anregungen und mehrere Positivbeispiele aus Deutschland..... / zum Weiterdenken und -diskutieren

Osnabrück - Die Idee entsteht im Auto, bei der kurzen Fahrt von einem Vortrag, den ich gerade gehalten habe, zum Bahnhof. Vielleicht müsste man eine Qualifizierungsgruppe nur für Männer anbieten, sagt die Koordinatorin, die mich freundlicherweise noch rasch zur Bahn bringt. Konkret ging es um Sterbebegleitung - und um die alte Frage, wie man Männer in ein solches Ehrenamt locken könnte. Denn Männer sind dort Mangelware. Und das, obwohl das Ehrenamt an sich stark von männlicher Beteiligung geprägt ist (in Deutschland). Ich werde das ganz oft gefragt, wenn ich einen Vortrag im Kontext von Sterbe- und Trauerbegleitung halte oder einen Workshop mit einer Hospizgruppe durchführe: Herr Achenbach, wie kriegen wir mehr Männer zu uns ins Ehrenamt? Haben Sie ein Geheimrezept für uns? Nee, muss ich dann sagen, das leider nicht. Was ich aber habe, sind fünf Impulse bzw. Gedankenanregungen - hier sind sie, angereichert durch eine ganze Reihe von Positivbeispielen aus Deutschland.

Ehrenamt ist vor allem Frauensache? Das stimmt so nicht ganz, wie ein Artikel des Deutschen Zentrums für Altersfragen im Dezember 2019 berichtete. Überschrift: "Frauen engagieren sich seltener freiwillig als Männer – insbesondere im jungen Erwachsenenalter und im höheren Alter". Spannende Erkenntnis: Vor allem unter den Älteren ab 70 Jahren sind die Männer stärker im Ehrenamt engagiert (42,7 Prozent) als die Frauen (37,4 Prozent)Ermittelt hatte diese Zahlen der im gleichen Jahr durchgeführte "Deutsche Freiwilligensurvey", eine Untersuchung, die alle fünf Jahre durchgeführt wird und die vom Bundes-Familienministerium als repräsentativ bewertet wird. Eine Erklärung, warum das Ehrenamt trotzdem mehr als Frauensache wahrgenommen wird, liefert der Artikel auch gleich mit: Weil es rein zahlenmäßig gesehen mehr Frauen gibt als Männer, jedenfalls im höheren Alter, verzerrt sich die Wahrnehmung.

(Foto: Pixabay/Stocksnap, CC-0-Lizenz)

Wirft man aber einen Blick auf die Bereiche, die mit den Themen Tod, Trauer und Sterben zu tun haben, muss man festhalten: Mögen die Männer auch das Ehrenamt mögen, gilt das nicht im Kontext von Hospiz-, Palliativbewegung und Trauerbegleitung, denn da sind Männer nach wie vor Mangelware. Dabei wären sie dort sehr willkommen. Und da komme wieder ich ins Spiel: Als ein bloggender Trauerbegleiter, der ein Buch mit dem Titel "Männer trauern anders" schreiben durfte, gelte ich rasch als Experte allgemein in Männerfragen. Zum Thema Ehrenamt habe ich mir zwar noch nicht ganz so viele Gedanken gemacht, trotzdem kann ich fünf Impulse anbieten. Als Anregung zum Weiterdenken und zum Diskutieren, gerne auch gemeinsam - und angereichert um ein paar Beispiele aus ganz Deutschland, die mir untergekommen sind:  

1.) Erste Impulsfrage: Wo sind wir überall sichtbar, wo nicht - und wie können wir dort sichtbarer werden, wo die Männer sind? Wer Männer anlocken möchte, sollte zuerst einmal seine Öffentlichkeitsarbeit kritisch überprüfen. Immer der Frage folgend: Sind wir auch dort, wo die Männer sind? Zum Beispiel, was Flyer angeht: Wo liegen diese Flyer überall aus? Auch in Fitnesstudios, Sportvereinen, Heimwerkermärkten, Gaststätten, bei Repair-Cafés und ähnlichem? Halt dort, wo wir die Männer vermuten. Und was die Frage angeht, wo sich Männer aufhalten, kann es hilfreich sein, einmal so richtig lustvoll alle Klischees anzudenken. Die Erfahrungen zeigen: Zumindest in älteren Generationen haben zumindest manche der Klischees durchaus eine gewisse Berechtigung. Was ebenfalls eine Überlegung wert ist: Welche Text- und Bildsprache sprechen wir in unserer Kommunikation, in unseren Flyern, in den Social-Media-Kanälen oder in unseren eigenen Magazinen? Zeigen wir weibliche Hände, die sich auf andere Hände legen - oder viele hübsche Blumen und Dekorationen? Wirkt ggf. alleine die Art und Weise, wie wir kommunizieren, irgendwie "geschlechtlich"? Ließe sich diese Geschlechtlichkeit verändern? Können wir neutraler kommunizieren, trauen wir uns auch mal andere Bilder zu? Bei der Beratung hierzu könnte ein Mann helfen - überhaupt könnte es hilfreich sein, einen Mann in das Team der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zu integrieren.  

2.) Zweite Impulsfrage: Was können wir selbst an Angeboten schaffen, die nicht "abschreckend" wirken? Eine Qualifizierungsgruppe nur für Männer, das ist schon mal eine gute Idee, finde ich - andere Einrichtungen haben mit so etwas wie einem "Männergrundkurs" auch bereits gute Erfahrungen gemacht, wie ein Artikel über eine Detmolder Initative in einem Arbeitsheft der NRW-"Alpha"-Ansprechpartner zeigt (siehe die Seite 20 des Schwerpunkthefts über "Männer und Hospizarbeit", das in seinem Inneren übrigens - Stichwort Kommunikation - 13 Autorinnen zeigt und einen Mann, hmm, nunja....). Auch wenn diese Gruppen vielleicht nicht so voll werden wir die "anderen", einen Versuch wäre es wert. Generell kann es eine gute Idee sein, noch einmal für sich selbst zu verinnerlichen, wie stark angstbesetzt alle Themen rund Trauer, Tod und Sterben in der Gesellschaft sind - und wie stark diese Angst eine Hürde sein kann, die es zu nehmen gilt. Vor allem bei Männern, könnte ich mir vorstellen, sind die Ängste noch größer. Reines Bauchgefühl, zugegeben, wissenschaftliche Beweise muss ich schuldig bleiben. Was ich aber oft erlebt habe: Wenn Männer unter sich sein können, fällt ihnen das Reden auch über Unsicherheiten wesentlich leichter. Deswegen kann es eine gute Idee sein, gerade bei derart angstbesetzten Themen mehr auf gleichgeschlechtliche Gruppenangebote zu setzen. Wie wäre es zum Beispiel mit einer Männervariante eines "Death Cafés"? Ob dieses Angebot nun "Sterbestammtisch nur für Männer" heißt oder "Bier, Pommes und Lebenssinn" (mal so ins Blaue gesponnen), es könnte ein niederschwelliges Angebot sein, überhaupt mal Männer über solche Themen ins Gespräch zu bringen, moderiert, begleitet, aber locker. Ein vergleichbares Angebot ist der "Männertreff" der Hospiz-Initative Kiel, die dafür sogar einen Preis der Deutschen Hospiz- und Palliativstiftung bekommen hat. Eine weitere Idee, die mir beim Lesen all dieser wertvollen Initaitven gekommen ist: Wie wäre es denn, beispielsweise eine "Männerwoche" anzubieten, oder noch besser eine "Schnupperwoche für Männer", in der an drei Abenden, beispielsweise, von Sterbe- bis Trauerbegleitung alles einmal theoretisch vorgestellt und vielleicht auch erlebt werden kann. Reinschnuppern, rantasten, erstmal Informationen sammeln... - die grundsätzliche Idee ist, nicht gleich mit einem Grundkurs oder einem anderen Angebot starten zu müssen, dass als "zur späteren Mitarbeit verpflichtend" erlebt werden kann, sondern eine möglichst niedrigschwellige Hinführung zu diesen Themen anzubieten. Ganz unverbindlich, für Neugierige. Motto: Hospize brauchen Helden - schnupper' doch mal rein. Oder so.

(Foto: Pixabay/Pexels, CC-0-Lizenz)

3.) Dritte Impulsfrage: Können wir unser allgemeines Portfolio um "männliche" Themen erweitern - z. B. bei Vortragsveranstaltungen, internen Weiterbildungen, Qualifizierungen, etc.? Ein Thema, das während meiner eigenen Qualifizierung zum Trauerbegleiter nur am Rande eine Rolle spielte, dessen Wichtigkeit mir dann aber durch die Arbeit mit Menschen in Trauer bewusst geworden ist, ist die Aggression. Nun sind Wut und Aggression nicht per se "männliche" Themen, weil sie zu einem Trauerprozess allgemein dazugehören können. Und doch gelten in Medizin und Forschung Aggression und Wut bei Männern als Ausdrucksform von tieferliegenden Problemprozessen, wie mir die Recherche für mein Buch "Männer trauern anders - was ihnen hilft und gut tut" gezeigt hat. Männliche Depressionen, so ist der Tenor, zeigen sich ganz oft über Aggressionen, wie beispielsweise Dr. med. Josef Hättenschwiler als Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie dem Internetportal „Neurologen und Psychiater im Netz“ in einem Artikel sagte: „Oftmals sind sie geradezu feindselig und aggressiv gegenüber ihrer Umwelt und legen dabei eine nach außen gerichtete Vorwurfshaltung an den Tag“.  Anders gesagt: Aggression ist eines dieser Themen, bei denen ein gewisses Hintergrundwissen um die geschlechtliche Einordnung einem dabei helfen kann, die richtigen Worte und die passende Unterstützung zu finden - in welcher Begleitungssituation auch immer. Ein Beispiel von mehreren dafür, dass es einen geschlechtsspezifischen Umgang mit den "düsteren Themen des Lebens" geben könnte und dass eine rein weibliche Perspektive nicht immer die einzige Perspektive sein muss. Hierfür den Blick zu schärfen, hierfür ein Bewusstsein zu schaffen, das sollte also auch die Aufgabe von Qualifzierungen im Hospiz-, Palliativ- und Trauerbegleitungskontext sein. Auch im Bereich der Weiterbildungen für Ehren- und Hauptamtliche könnte bzw. sollte diese Sensibilisierung für geschlechtsspezifische Bedürfnisse eine Rolle spielen. Oft erlebe ich, dass die Koordinatorinnen und Verantwortlichen für solche Weiterbildungen auf der Suche sind nach guten Themen - also lässt sich das Geschlechterthema auch dort schon gut andocken. 

(Foto: Thomas Achenbach)

4.) Vierte Impulsfrage: Ist unsere Sprache, die wir intern oder in der Öffentlichkeitsarbeit benutzen, vielleicht allgemein zu "weiblich"? Eine der bemerkenswertesten Erfahrungen, die ich habe machen dürfen, nachdem mein Buch "Männer trauern anders" erschienen war, drehte sich um die von mir darin gewählte Sprache. Während die männlichen Rezensenten des Buches lobten, dass ich eine "sehr klare" Sprache gefunden hätte, schrieb eine weibliche Rezensentin in der Zeitschrift "Psychologie Heute", wörtlich in ihrer Kritik: "Auch eine männergerechte Wortwahl mahnt der Autor an. Das scheint nicht einfach, zumal sein Buch selbst den leicht betulichen, weichen Ton sucht, der Trauerbücher zu Trostbüchern machen soll." Das mit dem "betulichen" Tonfall hat mich lange nicht losgelassen, weil ich daran ein generelles Erleben knüpfen kann: Im gesamten Bereich von Hospizarbeit, Palliativarbeit und Trauerbegleitung wird allgemein eine wertschätzende, vorsichtige und umsichtige Sprache gesprochen bzw. in der schriftlichen Kommunikation geschrieben. Das ist etwas sehr Schönes, das ich zu schätzen weiß. Und doch frage ich mich manchmal, ob das nicht auch, sagen wir, etwas Abschreckendes haben kann - so nach dem Motto: "Wenn ich meine Wortwahl nun einmal nicht so umsichtig treffen kann, darf bzw. kann ich dann dort überhaupt mitarbeiten?". Ich kann mein eigenes Erleben daran anknüpfen, mir fällt es auch nicht immer leicht, eine sehr vorsichtige und umsichtige Sprache zu finden (eine Teilnehmerin eines meiner Workshops sagte neulich den wunderbaren Satz: "Je länger man sich mit dieser gewaltfreien Kommunikation beschäftigt, desto häufiger möchte man auch mal sagen dürfen, Mensch, diese gewaltfreie Kommunikation ist aber auch ganz schön scheiße...."). Von einem männlichen Vorstandsvorsitzenden eines Hospizvereins habe ich einmal eine E-Mail bekommen, deren Wortlaut ungefähr so war: "Machen wir so. MfG." Zackig, markant und kurz. Ich kann damit gut umgehen und kann das gut einordnen. Und doch sehe ich eine gewisse Diskrepanz zwischen "weich/betulich" einerseits und "MfG" andererseits. Der beste Weg liegt, wie so oft im Leben, vermutlich irgendwo in der Mitte. Dennoch kann es bei der Frage "Wie bekommen wir Männer ins Ehrenamt" hilfreich sein, einmal die eigene Kommunikation kritisch zu überprüfen. Welche Wörter wählen wir? Hier sind zum Beispiel einige Wörter, mit denen man in seiner Öffentlichkeitsarbeit gut arbeiten kann, wenn man Männer interessieren möchte: Mut, Abenteuer, Lebenserfahrung, Weisheit, Grenzen überschreiten... - Dazu gehört auch die Frage: Gendern wir - mit dem Asterisken (also dem Sternchen) oder dem Doppelpunkt? Diese Sache mit dem Gendern ist so etwas, über das ich hier gar nicht im Grundsatz diskutieren möchte. Was Männer angeht, befürchte ich allerdings, dass es durchaus auch eine abschreckende Wirkung haben kann, zumindest in gewissen Generationen von Männern (vielleicht nicht so sehr bei der jüngeren Generation). Ich beobachte das an mir selbst - was das Gendern angeht, bin ich zwischen Professionalität und eigenem Erleben innerlich stark auseinandergerissen. Und diese Kluft wird immer größer: Je mehr ich auf der professionellen Ebene versuche, mich dem Gendern und der dahinterliegenden Motivation durchaus mit Verständnis zuzuwenden bzw. mit einem generellen Verstehenwollen, desto mehr stelle ich in meinem ganz persönlichen Alltag fest, wie sehr es mich, wenn ich ehrlich sein soll, einfach nervt. Wenn ich einen Text sehe, der in Gendersprache geschrieben ist, mit Sternchen oder Doppelpunkt, dann mindert das meine Lust, mich damit auseinanderzusetzen, doch enorm - einen solchen Text lese ich oft nur, wenn ich das unbe-unbe-unbe-unbedingt muss. Aber das nur am Rande als persönlicher kleiner Einschub. Wichtig ist mir allein die Botschaft: Das Gendern kann abschrecken -  in der Erwägung, welche Kommunikation man wählen möchte und welches Publikum man wie erreichen möchte, sollte dieser Aspekt zumindest mitberücksichtigt werden. 

5.) Fünfte Impulsfrage: Arbeiten wir viel mit Methoden - in unseren Begleitungen, Fortbildungen und in unseren Qualifizierungen? Das ist noch so eine Diskrepanz, die ich in den vergangenen Jahren oft erfahren habe: Einerseits werde ich bei Vorträgen ganz oft gefragt, welche Methoden ich denn für Männergruppen (speziell: Trauergruppen) oder für Einzelbegleitungen mit Männern empfehlen würde - während ich andererseits selbst immer wieder erlebt habe, dass die Männer in den Gruppen die gelegentlich angebotenen Methoden gar nicht gebraucht oder gar gewollt haben. Das hat mich zu der spitzen These geführt: Männer brauchen keine Methoden, sie sind oft dankbar genug, wenn sie einfach reden und sich verstanden fühlen können. So ist es mir selbst immer wieder gegangen: Bei meinen ersten Trauergruppen mit Männern habe ich mir einige Gedanken darüber gemacht, was man denn diesmal als Methode anwenden könnte, was vielleicht passen könnte, dann habe ich das dafür benötigte Material zusammengestellt - und bin fast jedes Mal mit einem unausgepackten Materialköfferchen wieder nach Hause gekommen. Und trotzdem war die Rückmeldung der Männer jedes Mal, wenn sie einfach nur reden durften: Mensch, hat das heute wieder gut getan! Hierzu muss natürlich gesagt sein: All diese Erlebnisse beziehen sich alleine auf die Arbeit mit Betroffenen, mit Menschen, die in einer Trauersituation stecken. Aber wie ist es auf der Ebene der Ehrenamtlichen und der Hauptamtlichen? Kann es vielleicht sein, nur als vorsichtige Frage formuliert, dass der große Hang zum Arbeiten mit Methoden, den es ohne Zweifel gibt, vielleicht auch auf der Ebene der Ehren- und Hauptamtlichen mehr gemischte Gefühle weckt als wir das manchmal annehmen? Oder provokativ gefragt: Zwingen wir unseren Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen das Arbeiten(müssen) mit Methoden manches Mal förmlich auf? Und kann das vielleicht auch Einfluss auf unsere Außenwirkung haben und auf die Frage, ob Männer sich bei uns allgemein wohlfühlen? 

Und an dieser Stelle könnten die Diskussionen beginnen. Wir könnten darüber diskutieren, ob es "die Männer" überhaupt gibt oder wie wir sie definieren wollten, wir könnten uns von anderen Erfahrungen als meinen berichten lassen, die es ganz sicher auch gibt. Wir könnten über Materialien diskutieren, die wir benutzen, über die Frage, ob Materialien eine Geschlechtlichkeit ausstrahlen, wir könnten über die Räume diskutieren, die wir benutzen und über die Frage, ob sie beim ersten Betreten als weiblich oder als männlich erlebt werden und warum. All das könnten wir tun. Und schon wären wir mittendrin im Prozess. Und nur darum geht es. 

Also: Auf geht's


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Der Autor dieser Zeilen steht in Osnabrück und im Osnabrücker Land als Trauerbegleiter zur Verfügung. Thomas Achenbach ist zertifizierter Trauerbegleiter nach den Standards des BVT (Große Basisqualifikation). 

Thomas Achenbach ist der Autor dieser drei Bücher: 

-> "Das ABC der Trauer - 77 Rituale und Impulse" (Patmos-Verlag)
-> "Mitarbeiter in Ausnahmesituationen - Trauer, Pflege, Krise" (Campus-Verlag)
-> "Männer trauern anders - was ihnen hilft und gut tut" (Patmos-Verlag)

Mehr Infos auf www.thomasachenbach.de

Lesungen, Vorträge, Workshops, Seminare, Trauergruppen und mehr: Alle aktuellen Termine mit Thomas Achenbach finden sich unter diesem Link 

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