Osnabrück - Was hilft Trauernden wirklich? Was können Freunde, Verwandte und Angehörige tun, was können sie erwarten?
Es ist inzwischen ein paar Monate her, dass ich hier auf diesem Blog ein Interview mit Karin Grabenhorst, Vorstandsmitglied im Verein der verwaisten Eltern und Geschwister (VEID), veröffentlicht habe - parallel dazu hatte mir Karin Grabenhorst noch wertvolle Hinweise zum Umgang mit Trauernden mitgeschickt, die ich mir für eine spätere und separate Veröffentlichung aufbewahrt hatte, weil sie so gut sind und ein eigenständiges Thema bilden. Hier sind ihre Anregungen:
Karin Grabenhorst war im Sommer 2015 eine der Mit-Organisatorinnen der Tagung "Mourning In Motion" in Frankfurt, zu der ein "Walk To Remember" gehört. (Björn-Buder-Foto mit freundlicher Genehmigung) |
"Jede Trauernde/jeder Trauernder hat Erfahrungen, was ihr oder ihm in der Trauer gut getan hat oder eben nicht. Grundsätzlich würde ich das, was mir selbst nicht gut getan hat, auch nicht weitergeben - vorausgesetzt natürlich, ich habe es reflektiert... Ich empfinde es so, dass in der Kommunikation mit Trauernden eine große Unsicherheit besteht - und insbesondere nach dem Tod eines Kindes. Während der Tod eines Vaters oder z.B. eines Arbeitskollegen irgendwie nachvollziehbar ist (und für viele trotzdem schwer zu kommunizieren), ist bei einem Kind die biologische Reihenfolge ausgehebelt, das macht viele einfach sprachlos. Bevor ich mich aber in irgendwelchen Floskeln verliere, den den Eltern eher schaden (da gibt es für mich echte No Gos, die Original-Aussagen zitiere ich weiter unten), lieber zur Sprachlosigkeit stehen ( "Es macht mich so betroffen, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll"), wenn einem eine trauernde Mutter, mit der "eigentlich" befreundet bin, auf der Straße entgegenkommt, anstatt die Straßenseite zu wechseln - das kommt leider immer wieder vor. "
Hilfreich für Trauernde: Hilfsangebote im Alltag, Einkäufe, etc.
Aber was hilft Trauernden? Was kann man für sie tun? Dazu schreibt Grabenhorst: "Eine Möglichkeit ist auch, zu handeln: Ich weiß, dass sich Trauernde über kleine Aufmerksamkeiten freuen können: ein Teller mit Obst, mit einem Gruß vor die Tür stellen - oder noch besser, abgeben. Das Angebot, Besorgungen zu machen - einfach kleine Unterstützungen, die im Alltag helfen, auch mit dem Wissen, dass es auch abgewiesen werden kann, was natürlich nicht persönlich gemeint ist, vielleicht passte es gerade nicht."
Nicht abtauchen und nicht erwarten, dass es "wieder wird"
Und es gibt noch mehr, was Freunde, Angehörige und Bekannte tun können - Grabenhorst schreibt weiter: "Grundsätzlich gilt: Nicht abtauchen, sondern sich immer mal wieder anbieten - auch dann, wenn das Ereignis schon einige Zeit her ist. Nicht erwarten, dass die Trauernden wieder so werden wie früher ("Ist doch schon vier Wochen her - nun ist auch mal gut gewesen!") Es hängt gerade beim Tod eines Kindes von vielen Bedingungen ab. Und bitte niemals den Satz "Du bist ja noch jung - du kannst doch noch Kinder kriegen" auch nur denken! Kein Kind kann ersetzt werden, auch nicht, wenn es vor der Geburt gestorben ist, denn jede Trauer ist individuell und verdient ihren eigenen Raum." Übrigens gibt es auch für die Trauernden selbst etwas, was vielleicht hilfreich sein kann - und Karin Grabenhorst hat es vorgemacht:
Nämlich kreativ tätig werden. Der Trauer eine Gestalt oder Form geben, ihr Worte, Farben, Leben geben und sie sich aus der Seele malen, schreiben oder gestalten. Karin Grabenhorst hat ihre persönlichen Gedanken und Erfahrungen im Zusammenhang mit ihrer Sternenkind-Geburt in eine von ihr geschriebene Geschichte verpacken können, die sie - mit selbstgemalten Bildern als Illustrationen versehen - als Buch herausgegeben hat (aus dem später sogar ein Theaterstück wurde): "Siris Reise" heißt es und es beschreibt die Stationen einer Kinderseele auf ihrem Weg in die Ewigkeit - und wie schön der Wind ihr dabei helfen kann. Es sind Bilder wie diese, aus denen heraus der innere Trost spürbar wird, den Grabenhorst beim Schreiben empfunden haben könnte. Das macht dieses Buch zu etwas tatsächlich Besonderem.
Vielen Dank an Karin Grabenhorst für die wertvollen Hinweise und Gedanken! Mehr über die Autorin, Künstlerin und Trauerbegleiterin unter www.karingrabenhorst.de.
Nämlich kreativ tätig werden. Der Trauer eine Gestalt oder Form geben, ihr Worte, Farben, Leben geben und sie sich aus der Seele malen, schreiben oder gestalten. Karin Grabenhorst hat ihre persönlichen Gedanken und Erfahrungen im Zusammenhang mit ihrer Sternenkind-Geburt in eine von ihr geschriebene Geschichte verpacken können, die sie - mit selbstgemalten Bildern als Illustrationen versehen - als Buch herausgegeben hat (aus dem später sogar ein Theaterstück wurde): "Siris Reise" heißt es und es beschreibt die Stationen einer Kinderseele auf ihrem Weg in die Ewigkeit - und wie schön der Wind ihr dabei helfen kann. Es sind Bilder wie diese, aus denen heraus der innere Trost spürbar wird, den Grabenhorst beim Schreiben empfunden haben könnte. Das macht dieses Buch zu etwas tatsächlich Besonderem.
Vielen Dank an Karin Grabenhorst für die wertvollen Hinweise und Gedanken! Mehr über die Autorin, Künstlerin und Trauerbegleiterin unter www.karingrabenhorst.de.
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Der Autor dieser Zeilen bietet Trauerbegleitung an in Osnabrück und im Osnabrücker Land an und hat eine Ausbildung zum Trauerbegleiter absolviert (Große Basisqualifikation gemäß des Bundesverbands Trauerbegleitung) und bietet Podcasts rund um das Thema Trauer an (bitte hier klicken). Thomas Achenbach ist der Autor der Bücher "Männer trauern anders - was ihnen hilft und gut tut", 168 Seiten, Patmos-Verlag und "Mitarbeiter in Ausnahmesituationen - Trauer, Pflege, Krise", 220 Seiten, Campus-Verlag. Mehr Infos auf www.thomasachenbach.de.
Lesungen, Vorträge, Workshops, Seminare, Trauergruppen und mehr: Alle aktuellen Termine mit Thomas Achenbach finden sich unter diesem Link
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