Es ist das ungute Gefühl, dass es sich hierbei vor allem um Unsicherheiten, ein Nichtwissen oder sogar ein Nicht-umgehen-können handelt, die dieser höflichen Versicherung im Wege stehen. Es ist also an der Zeit für eine Ermutigung an alle Unsicheren: Sagen Sie ruhig "Mein Beileid", wenn Sie vom Tod eines Menschen hören (oder sprechen Sie ihre eigene Hilflosigkeit und Sprachlosigkeit im Umgang mit dem Tod ganz offen an). Okay, klar: Die Fragen, die sich viele stellen, sind natürlich berechtigt.
Oh, da kommt ja einer, der einen Menschen verloren hat.... Und was sagen wir jetzt? Die Unsicherheiten sind oft groß, das Thema macht den Menschen Angst. (Thomas-Achenbach-Foto) |
"Einfach nur ,Mein Beileid' - das kommt mir so unpersönlich vor..." - schreibt jemand im Portal "Gutefrage.net." Ob es nicht bessere Sätze gäbe, lautet seine Frage. Ein anderer fragt sich, ob er beim Sagen von "Mein Beileid" die Hand geben sollte oder nicht. Und wiederum ein anderer beklagt, dass er das mit dem "Beileid" doch nicht sagen könne, wenn es nicht aus tiefstem Herzen mitempfunden sei. Das ist wohl tatsächlich eine Hürde, die viele Menschen davon abhält, diese Formulierung zu benutzen. Lieber suchen sie nach etwas Persönlicherem oder nach etwas wirklich Gefühltem. Das sind allerdings sehr hohe Ansprüche, die da aufgebaut werden - und sie können zur Folge haben, dass vor lauter Unsicherheit lieber nichts gesagt wird. Aber: Alles ist besser als ein bedrücktes Schweigen. Denn Trauernde stecken in einer hochsensiblen Phase ihres Lebens und nehmen auch kleinste Gesten dankbar an. Und sei es auch nur eine Floskel, die nun einmal dazugehört.
Ist es eine Frage des "guten Tons"?
Denn zumindest, was offizielle Stellen angeht, sollte das "Mein Beileid" einfach zum guten Umgangston dazugehören. So wie das "Guten Tag" beim Begrüßen, das "Mit freundlichen Grüßen" auf dem Brief oder die schriftliche Anrede "Sehr geehrte Damen und Herren" bei Menschen, die man nicht besser kennt. Es ist eine Frage der allgemeinen Höflichkeit und eine kleine Geste zusätzlicher Aufmerksamkeit - die Frage, ob Sie beim Aufsagen dieser Floskel wirklich ein zutiefst empfundenes Beileid mit den Trauernden teilen können oder nicht, stellt sich letztlich nicht, denn realistisch betrachtet erwartet das auch keiner (selbst den im Allertiefsten Trauernden ist irgendwie klar, dass der Finanzbeamte beim Ausfüllen der entsprechenden Steuerbescheinigungen keine Abschiedstränen verdrücken wird - und ähnlich).
Je enger der Kontakt, desto vielgestaltiger die Möglichkeiten
Irgendeine Geste allerdings wird durchaus erwartet - das ist auch richtig so. Die entscheidende Frage ist natürlich, wie in allem, was mit Trauer zu tun hat: Wie eng sind sich der Mensch, der einen Verlust zu beklagen hat, und derjenige, der ihm einen guten Wunsch mitgeben möchte? Je näher und enger der Kontakt, desto persönlicher kann eine Beileidsbekundung ausfüllen - manchmal reicht dann auch einfach eine Umarmung, ein zusätzliches Sich-die-Hände-drücken. Auch im Schweigen. Ist der Kontakt gut und eng, muss dazu nicht unbedingt etwas gesagt werden. Aber wem es nun einmal schwerfällt, etwas Persönliches zu übermitteln oder auszudrücken, der kann es auch bei einem simplen Beileid belassen. Das ist schon in Ordnung. Aus dem allgemeinen Umgangston verschwinden sollte es jedenfalls nicht...
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Der Autor dieser Zeilen bietet Trauerbegleitung an in Osnabrück und im Osnabrücker Land an und hat eine Ausbildung zum Trauerbegleiter absolviert (Große Basisqualifikation gemäß des Bundesverbands Trauerbegleitung). Er hält auch Vorträge zum Thema Trauer und Umgang mit Trauernden. Mehr Infos gibt es hier.
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Nur Mut, keine Scheu: "Mein Beileid" sagen ist besser als gar nichts sagen. (Thomas-Achenbach-Foto) |
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