Montag, 20. März 2023

Mein Trauer-Fundstück im März 2023: Warum es neben Sterbe- und Trauerbegleitung noch eine dritte Säule im Bereich der Lebenshilfe geben sollte - ein Artikel der FAZ macht deutlich, wie es gehen könnte

Fundstück des Monats (Foto: Thomas Achenbach).


Sie mag alt sein, aber sie ist weder krank noch sterbend. Sie kann sich weiterhin gut selbst versorgen, aber sie ist einsam. Eine Sterbebegleitung braucht sie nicht. Und auch nicht unbedingt eine Trauerbegleitung, auch wenn sie ihren Mann vor rund drei Jahren verloren hat und die Sehnsucht groß ist. Der Hospizhelfer, der sie regelmäßig besucht, tut dies aus eigenem Antrieb. Er besucht sie einmal die Woche, kocht für sie, spricht mit ihr, ist ihr seelisch nahe. Was ihn dazu motiviert hat, ist ihre große Einsamkeit.    

Die Frau, von der die Frankfurter Allgemeine Zeitung am 7. Februar 2023 im Feuilleton unter der Überschrift "Man sollte sich verabschieden können" berichtet, ist ein Paradebeispiel für eine Betreuungslücke, die in Deutschland zu meist ungefüllt bleibt - und dass es ein Hospizhelfer ist, der sich dieser Aufgabe zuwendet, finde ich absolut passend. Das Hospiz als ein Ort von Reife, vielleicht auch: Lebens-Reife. Das Hospiz als ein Ort von Weisheit und Erfahrung, eben auch. Lebens-Weisheit. Das Hospiz als Sammelpunkt von Lebensverdichtung. Das ist nicht nur marketingtechnisch sinnvoll.    

Ein Wort für die benötigte Form von Begleitung gibt es nach meiner Auffassung noch nicht: Einsamkeitsbegleitung wäre vielleicht eine Idee. Einfach-nur-da-sein-Hilfe, das wäre zu sperrig, würde jedoch klar machen, worum es ginge: Eben einfach nur da zu sein, ohne dass es einen akuten lebensverändernden Einschnitt dafür bräuchte. Ich finde das überlegenswert. Mein Fundstück des Monats.

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Der Autor dieser Zeilen bietet Trauerbegleitung an in Osnabrück und im Osnabrücker Land an und hat eine Ausbildung zum Trauerbegleiter absolviert (Große Basisqualifikation gemäß des Bundesverbands Trauerbegleitung) und bietet Podcasts rund um das Thema Trauer an (bitte hier klicken). Thomas Achenbach ist der Autor der Bücher "Männer trauern anders - was ihnen hilft und gut tut", 168 Seiten, Patmos-Verlag und "Mitarbeiter in Ausnahmesituationen - Trauer, Pflege, Krise", 220 Seiten, Campus-Verlag. Mehr Infos auf www.thomasachenbach.de

Lesungen, Vorträge, Workshops, Seminare, Trauergruppen und mehr: Alle aktuellen Termine mit Thomas Achenbach finden sich unter diesem Link 

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Ebenfalls auf diesem Blog: Macht es die Hinterbliebenen nicht noch trauriger, wenn wir sie auf ihren Verlust ansprechen? - Impulse bei großer Unsicherheit 

Ebenfalls auf diesem Blog: Warum die Formulierung "Mein Beileid" immer noch das Beste ist, was Du einem Menschen mit einem Verlust sagen kannst

Ebenfalls auf diesem Blog: Wie aus Trauer Liebe und Dankbarkeit werden kann - ein Buch gibt Impulse und Anregungen für Menschen in einer Verlustsituation

Ebenfalls auf diesem Blog: "Er hätte so gerne noch gelebt"... - und was hat er vom Leben gehabt? So erkennst Du, ob Du auf einem guten Lebens-Weg bist 

Ebenfalls auf diesem Blog: Warum sich ein Suizid viel öfter verhindern ließe als wir das glauben und warum es so wichtig ist, immer wieder darüber zu reden

Ebenfalls auf diesem Blog: Tipps zum Umgang mit Trauernden und Trauer - was Menschen in einer Verlustkrise hilft, was man Trauernden sagen kann 

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Montag, 6. März 2023

Das Trauer-Zitat des Monats - #März2023 - bemerkenswerte Sätze über Trauer, Tod und Sterben aus Literatur, Interviews und Zeitschriften, Teil 3

   

"In der Trauer fühlst du die Abwesenheit eines bestimmten Lebens, nicht des Lebens an sich. In der Depression ist das anders: Du fühlst dich vom Leben abgeschnitten."

 

K. R. Jamison, Nothing was the same

(zitiert nach Heidi Müller/Hildegard Willmann, "Trauerforschung",
Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 2020, Seite 56)


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Das Trauerzitat des Vormonats: Bitte hier klicken 

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Montag, 27. Februar 2023

Lesenswert, auch rund zwei Jahre nach dem Erscheinen: "Letzte Liebeslieder", die Fortsetzung der Letzten Lieder - eine nachgereichte Besprechung zu dem vor geraumer Zeit erschienen Buch von Stefan Weiller - wenn Sterbende von der Musik ihres Lebens erzählen

Osnabrück - Eines dieser Bücher, das hier schon sehr lange rumliegt und auf eine Besprechung in diesem Blog wartet... Wirklich sehr lange, mir ist irgendwie immer das Leben dazwischengekommen mit all seinen Aufs und Abs (und ein bisschen auch die Pandemie und das Home Schooling und dann die daraus resultierende und inzwischen überwundene Müdigkeit und all das). Aber genau darum geht es in dem erwähnten Buch: darum, was passiert, wenn das Leben in alles hineingrätscht. In den "Letzten Lieder" erzählen Sterbende von der Musik ihres Lebens. Mittlerweile in mehreren Werken. Werfen wir einen Blick auf das zweite.

Das ist Ende 2020 erschienen und mir freundlicherweise seinerzeit vom Verlag zugeschickt worden. Zur Besprechung, die ich bislang schuldig blieb. Klar, Verlagen liegt an einer aktuellen Auseinandersetzung mit dem, was sie publizieren, sie denken vor allem in zwei Kategorien: Den aktuellen und den kommenden Frühjahrs- und Herbstpublikationen. Müssten sie in diesem Fall aber gar nicht, denn dieses Buch ist zeitlos. Wieder funktioniert es nach dem altbewährten Prinzip: Stefan Weiller geht zu den Menschen in die Hospize. Er fragt sie nach der Musik ihres Lebens. Und dann schreibt er ihre Geschichte auf. Aus der Erinnerung, ohne Notizen, noch im Fluss des Gehörten, um daraus ein Buch zu machen - oder um die Geschichten für etwas Anderes aufzuheben.

 


Denn manche davon landen später in recht eindrucksvollen Aufführungen, in denen prominente Schauspieler die Texte vorlesen und in denen eine Liveband, manchmal auch plus Chor, die Musik gestaltet. Was Stefan Weiller mit den "Letzten Liedern" gestartet hat, ist inzwischen regelrecht eine eigene Marke geworden, eine eigene Kunst, die sich sehen und hören lassen kann. 

Zwar gibt es inzwischen auch ein Hörbuch von dem Projekt, aber das kenne ich noch nicht. Was übrigens wirklich mal grandios wäre, das wäre eine DVD von einer dieser "Letzte Lieder"-Aufführungen. Eine Aufnahme, die in Ton und Bild die Intensität eines solchen Konzertabends vermitteln kann. Denn wer das einmal hat miterleben dürfen, der hat beispielsweise immer die Stimme von "Stromberg"-Darsteller Christoph Maria Herbst im Ohr, sobald er einen der Texte von Stefan Weiller liest. Was auch daran liegt, dass diese Texte eben alle im typischen Weiller-Duktus geschrieben sind, also in seinem sehr gut lesbaren, ansprechenden, sehr spezifischen Tonfall, der an den passenden Stellen dezente Gefühlsspuren beizumengen versteht. 



Was das angeht, machen nun auch die "Letzten Liebeslieder" genau dort weiter, wo die "Letzten Lieder" zuletzt aufgehört haben. Überhaupt bleibt Stefan Weiller seinem Erfolgsrezept in diesem Buch weitestgehend treu, wobei er sich auch an neuen Elementen versucht.

Was neu ist, an der zweiten Auflage: Es gibt eine Art durchgehende Geschichte, die sich quasi wie ein Fortsetzungsstück durch das ganze Buch zieht, in einzelne Happen aufgeteilt, und in der ein Sterbe- und Trauerfall - der Papa von Henri und Paul - jeweils aus der Sicht eines einzelnen Familienmitglieds geschildert wird. Auch aus der der Ehefrau. Und als zweites sich durch das ganze Buch ziehendes Element gibt es einige Dialoge, vermutlich E-Mail- oder Handydialoge verschiedener Teilnehmer. 



Wo sie herkommen, wie Stefan Weiller an sie gekommen ist: Das bleibt ein Geheimnis, um die Personen zu schützen. Wir erfahren ihre Vornamen und ihre Geschichten. Und immer sind diese Lebens- und Sterbegeschichten an ein bestimmtes Stück Musik geknüpft, das ist die Bedingung. Man muss Stefan Weiller lassen, dass er diese Kunst unnachahmlich beherrscht: Die Fähigkeit, mit Sprache Gefühle zu wecken, mit wenigen Wortskizzen die innere Tiefe des Leser aufzurühren. Weillers Texte entwickeln ihren ganz eigenen verführerischen Sog allein durch ihren so speziellen Weiller-Sound, sie lesen sich hypnotisch und gehen tief. All diese Texte sind trotz - oder gerade wegen - ihres Sujets ein Genuss. Die ganze Bandbreite des Lebens. Alles drin.  


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Der Autor dieser Zeilen bietet Trauerbegleitung an in Osnabrück und im Osnabrücker Land an und hat eine Ausbildung zum Trauerbegleiter absolviert (Große Basisqualifikation gemäß des Bundesverbands Trauerbegleitung) und bietet Podcasts rund um das Thema Trauer an (bitte hier klicken). Thomas Achenbach ist der Autor der Bücher "Männer trauern anders - was ihnen hilft und gut tut", 168 Seiten, Patmos-Verlag und "Mitarbeiter in Ausnahmesituationen - Trauer, Pflege, Krise", 220 Seiten, Campus-Verlag. Mehr Infos auf www.thomasachenbach.de

Lesungen, Vorträge, Workshops, Seminare, Trauergruppen und mehr: Alle aktuellen Termine mit Thomas Achenbach finden sich unter diesem Link 

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Ebenfalls auf diesem Blog: Macht es die Hinterbliebenen nicht noch trauriger, wenn wir sie auf ihren Verlust ansprechen? - Impulse bei großer Unsicherheit 

Ebenfalls auf diesem Blog: Wie aus Trauer Liebe und Dankbarkeit werden kann - ein Buch gibt Impulse und Anregungen für Menschen in einer Verlustsituation

Ebenfalls auf diesem Blog: "Er hätte so gerne noch gelebt"... - und was hat er vom Leben gehabt? So erkennst Du, ob Du auf einem guten Lebens-Weg bist 

Ebenfalls auf diesem Blog: Eine wichtige Frage: Wie lange kann Trauer dauern? Das Trauer-Zitat des Monats aus dem Februar 2023 

Ebenfalls auf diesem Blog: Warum sich Trauernde förmlich zerrissen fühlen  - eine Einführung in das "Duale Prozessmodell der Trauer" und seine Fallstricke

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Dienstag, 21. Februar 2023

Trauer-Fundstück im Februar 2023 - Find ich gut, wenn auch ein Sportverein ein persönliches Interview über Trauer und Tod veröffentlichen kann - überraschende Einsichten auf der Website der SG Flensburg- Handewitt

Osnabrück - Bei Sportvereinen, zumal bei denen mit Bällen im Fokus, geht es zumeist hart zur Sache. Gewinnen oder Verlieren, ordentliche Leistungen bringen, die Gegner aus dem Feld schlagen, und, und, und. In einer solchen Wörterwelt ist für Trauer - oder auch nur Melancholie -, so scheint es, kein Platz. Wohin das im Extremfall führen kann, haben wir beim Torwart Robert Enke gesehen, dessen Depressionen damit ebenfalls unvereinbar waren. Wie wohltuend, jetzt ausgerechnet bei einem Handballverein auf einen Trauertext zu stoßen, mitten auf der Website.

So hatte die Sportgemeinschaft Flensburg-Handewitt - wegen ihres erfolgreichen Handballteams deutschlandweit bekannt aus Funk und Fernsehen - auf ihrer Website ein Interview mit ihrem Geschäftsführer Holger Glandorf veröffentlicht, in dem es ausschließlich um Trauer, Tod und Sterben ging. Unter der Überschrift "Was ist Trauer für Dich?" spricht der ehemalige Handballer über den Tod seines Vaters im Jahre 2007, als Glandorf selbst 24 Jahre alt war und darüber, wie er nur in seinem Inneren getrauert hat, und wie gut es ihm zugleich getan hat, ganz offen mit dem Verlust umgehen zu dürfen. Wohltuend offene Worte und zugleich ein überraschender Inhalt für die Website eines Sportvereins. Doch das Interview steht dort nicht ohne Grund. 


Aufgespürt: Mein Trauerfundstück des Monats... (Foto: Coyot/Pixabay.com)


Hintergrund des Interviews ist das Engagement der SG Flensburg-Handewitt für die Online-Trauerbegleitung "Schreiben als Brücke", die vom Flensburgerer Katharinen-Hospiz gemeinsam mit anderen Initiatoren angeboten wird. Mitten im Umfeld der Handballwelten, mittendrin im Gewinnen und Verlieren, geht es in diesem lesenswerten Interview mal um Verluste und innere Tiefe. Wohltuend unaufgeregt und wohltuend eingebettet - mein Trauerfundstück des Monats.

Hier ist der Link zum Interview mit SG-Geschäftsführer Holger Glandorf.   

Und hier geht es zum Trauer-Fundstück des Monats Januar 2023


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Der Autor dieser Zeilen bietet Trauerbegleitung an in Osnabrück und im Osnabrücker Land an und hat eine Ausbildung zum Trauerbegleiter absolviert (Große Basisqualifikation gemäß des Bundesverbands Trauerbegleitung) und bietet Podcasts rund um das Thema Trauer an (bitte hier klicken). Thomas Achenbach ist der Autor der Bücher "Männer trauern anders - was ihnen hilft und gut tut", 168 Seiten, Patmos-Verlag und "Mitarbeiter in Ausnahmesituationen - Trauer, Pflege, Krise", 220 Seiten, Campus-Verlag. Mehr Infos auf www.thomasachenbach.de

Lesungen, Vorträge, Workshops, Seminare, Trauergruppen und mehr: Alle aktuellen Termine mit Thomas Achenbach finden sich unter diesem Link 

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Ebenfalls auf diesem Blog: Macht es die Hinterbliebenen nicht noch trauriger, wenn wir sie auf ihren Verlust ansprechen? - Impulse bei großer Unsicherheit 

Ebenfalls auf diesem Blog: Wie aus Trauer Liebe und Dankbarkeit werden kann - ein Buch gibt Impulse und Anregungen für Menschen in einer Verlustsituation

Ebenfalls auf diesem Blog: "Er hätte so gerne noch gelebt"... - und was hat er vom Leben gehabt? So erkennst Du, ob Du auf einem guten Lebens-Weg bist 

Ebenfalls auf diesem Blog: Eine wichtige Frage: Wie lange kann Trauer dauern? Das Trauer-Zitat des Monats aus dem Februar 2023 

Ebenfalls auf diesem Blog: Warum sich Trauernde förmlich zerrissen fühlen  - eine Einführung in das "Duale Prozessmodell der Trauer" und seine Fallstricke

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Montag, 13. Februar 2023

Musik und Trauer als Thema eines Workshops und ein guter, wenn auch herausfordernder Auftakt zum Jahresstart - Mein Seminar in Lingen im Februar 2023 mit neuer Aufgabenstellung und emotionalem Tiefgang - Tagebuchnotizen aus meinem Dozentenleben


Lingen/Osnabrück - Dieser Workshop war in mehrfacher Hinsicht eine Premiere. Nicht nur, weil er für mich das erste Engagement als Referent des Jahres 2023 darstellte. Sondern auch, weil ich das erste Mal seit vier Jahren endlich wieder einen Samstag zum Thema Musik im Kontext von Trauer- und Sterbebegleitung gestalten durfte. Und schließlich, weil ich das erste Mal seit langer Zeit auf eine Gruppe von Teilnehmern traf, die sich noch nicht untereinander kannten. Zehn tolle Menschen aus dem Kontext Trauer- und Sterbebegleitung hatten sich zusammengefunden (zwei spontane Absagen wegen Krankheit gab es vorab noch). 

Alles Premieren, alles durchaus herausfordernd, aber als Fazit lässt sich denke ich festhalten, dass es gut gelaufen ist - am Samstag, 11. 2. 2023, hat mein Workshop im Ludwig-Windthorst-Haus in Lingen stattgefunden. Übrigens ein bemerkenswert gut ausgestattetes Seminarhaus. Gestartet am Morgen sind wir mit geistlicher Chormusik zum Einstieg (Eric Whitacre). Mein frisch aufgeladener Bluetooth-Lautsprecher war mit meinem Handy verbunden und die möglichen Störfaktoren haben sich Gott sei Dank nicht eingestellt. Was ja nicht selbstverständlich ist.



Denn über die Bluetooth-Funkverbindung kann ja auch jede eingehende Messengernachricht, Mailnachricht oder sms per Tonsignal direkt in den Raum übertragen werden. Und jedes Ping! mitten in einem getragenen Stück Musik stört die gewünschte Wirkung und Atmosphäre. Zum Thema "Ein Elefant für Dich" von der Band Wir sind Helden - auch ein bemerkenswerter Trauersong, übrigens - hatte ich mich freundlicherweise im alten Stofftierensemble meiner Tochter bedienen dürfen, so dass die Dekoration in der Raummitte mit dem Seminar mitwachsen konnte:



Von Pink Floyd bis Mozart, von Reinhard Mey bis Danny Vera reichte das musikalische Spektrum dieses Tages. Dazu Geschichten, Informationen, Gruppenarbeiten und Zweiergespräche, Biographisches und Allgemeines. Ganz besonders schätze ich immer die Augenblicke, in denen sich spontan etwas Neues ergibt. Die Momente, in denen die Gruppe spürbar zusammenwachsen kann. Die Momente, in denen jemand ein Buch erwähnt, das alle interessant finden - und das dann eine kleine Googlerecherche später als Buchtipp auf dem Flipchart festgehalten werden kann:



Eine tolle Gruppe, ein tolles Seminarhaus, ein tolles Thema, eine perfekte Organisation vom Bildungszentrum Hospiz- und Palliativversorgung im Emsland (BHPV), ein sehr emotionaler Tag mit viel Tiefgang, auf eine wohltuende Art durchaus auch anstrengend - und ein differenziertes Feedback zum Ende mit viel Lob, aber auch hilfreichen Hinweisen, was noch gefehlt hatte und als Ergänzung gut gewesen wäre. Das nehme ich gerne auf und mit - denn das ist das Schönste am Gestalten von Seminaren, finde ich: Dass die Workshops mit einem selbst mitwachsen. So wie beispielsweise beim Thema Männer und Trauer, wo ich meine Seminare stetig verändert und neu gestaltet habe über die Jahre. Steht auch bald wieder auf der Liste. Alle aktuellen Termine gibt es entweder über die Terminliste auf diesem Blog oder über die entsprechende Unterseite auf meiner Website. Ich freue mich aufs Kennenlernen. 

Und der nächste Termin? Steht schon am Dienstag, 21. 2., im Kalender. Wieder im Emsland. Dann in Sögel im Katharina-von-Bora-Haus: Ein Vortrag zum Thema "Einblicke in die moderne Trauerforschung" (alle Infos über diesen Link). Vielleicht bis dann?

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Der Autor dieser Zeilen bietet Trauerbegleitung an in Osnabrück und im Osnabrücker Land an und hat eine Ausbildung zum Trauerbegleiter absolviert (Große Basisqualifikation gemäß des Bundesverbands Trauerbegleitung) und bietet Podcasts rund um das Thema Trauer an (bitte hier klicken). Thomas Achenbach ist der Autor der Bücher "Männer trauern anders - was ihnen hilft und gut tut", 168 Seiten, Patmos-Verlag und "Mitarbeiter in Ausnahmesituationen - Trauer, Pflege, Krise", 220 Seiten, Campus-Verlag. Mehr Infos auf www.thomasachenbach.de

Lesungen, Vorträge, Workshops, Seminare, Trauergruppen und mehr: Alle aktuellen Termine mit Thomas Achenbach finden sich unter diesem Link 

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Ebenfalls auf diesem Blog: Macht es die Hinterbliebenen nicht noch trauriger, wenn wir sie auf ihren Verlust ansprechen? - Impulse bei großer Unsicherheit 

Ebenfalls auf diesem Blog: Warum die Formulierung "Mein Beileid" immer noch das Beste ist, was Du einem Menschen mit einem Verlust sagen kannst

Ebenfalls auf diesem Blog: Wie aus Trauer Liebe und Dankbarkeit werden kann - ein Buch gibt Impulse und Anregungen für Menschen in einer Verlustsituation

Ebenfalls auf diesem Blog: "Er hätte so gerne noch gelebt"... - und was hat er vom Leben gehabt? So erkennst Du, ob Du auf einem guten Lebens-Weg bist 

Ebenfalls auf diesem Blog: Warum sich ein Suizid viel öfter verhindern ließe als wir das glauben und warum es so wichtig ist, immer wieder darüber zu reden

Ebenfalls auf diesem Blog: Tipps zum Umgang mit Trauernden und Trauer - was Menschen in einer Verlustkrise hilft, was man Trauernden sagen kann 

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Dienstag, 7. Februar 2023

Wie aus Trauer Liebe und Dankbarkeit wird - warum sich das Buch meiner Kollegin Iris Willecke lohnt und welche Anregungen es für die Menschen in einer Trauer- und Verlustkrise bereithält - eine Buchempfehlung für Trauernde (Buchtipp für Menschen in einer Krise)

Osnabrück - Erstmal das Wichtigste: Selbst wenn Dir das Schreiben nicht liegt; selbst wenn Du keinen der in diesem Ratgeber genannten Impulse in die Tat umsetzen möchtest, kann Dir dieses Buch in einem akuten Trauerprozess eine gute Hilfe sein. Obwohl der Titel und der Inhalt das nicht vermuten lassen. Aber lass mich erstmal erläutern, worum es hier überhaupt geht: Die Trauerbegleiterin Iris Willecke hat vor einigen Monaten ein Buch veröffentlicht: „Wie aus Trauer Liebe und Dankbarkeit wird“ heißt es - und worum es geht, verrät der Untertitel: "Schreibimpulse für einen bewussten Weg durch die Trauer." Frei nach dem Motto: Schreib es Dir von der Seele, wenn Du nicht drüber sprechen kannst. Es ist dieses bewusste Wahrnehmen, das das Buch auch außerhalb vom Schreiben empfehlenswert macht - aber nicht nur das.

Denn Iris Willecke hat auch zahlreiche Zitate gefunden, die alleine schon einen Schatz an hilfreichen Sätzen und Impulsen darstellen. Außerdem gibt Iris Willecke ihren Lesern immer wieder die Erlaubnis, so sein zu dürfen, wie sie jetzt sind. 

Zum Beispiel, indem sie sie zum bewussten Jammern einlädt, einer meiner Lieblingstipps aus ihrem Buch: "Geben Sie sich zum 'Baden in Selbstmitleid' maximal 15 Minuten Zeit", rät sie. Als Schreibübung kann dieses Jammern beginnen mit dem Satz "Es tut mir so leid für mich, dass"... Um dann den Fokus umzudrehen, indem sie dazu anregt, auch für den gestorbenen Menschen eine Jammerliste anzulegen: "Es tut mir so leid für Dich, das..." Ich glaube, dass das eine kraftvolle Übung sein kann, die gut tun kann. Ein weiterer Lieblingstipp von mir findet sich im Kapitel über Schuldfragen.


(Alle Fotos: Thomas Achenbach)


Das ist immer wieder ein großes Thema in vielen Trauerprozessen. Denn die Fragen nach der Schuld können sehr quälend werden, viele Menschen sind in ihrem Trauerprozess tage- wie auch nächtelang mit Grübeleien darüber befasst. Iris Willecke bietet hierzu eine Metaebene an, die hilfreich sein kann: Indem man sich vorstellt, ein Staatsanwalt und ein Verteidiger würden über den konkreten "Schuldfall" sprechen - auch wenn sie das in Wahrheit gar nicht dürften, was Iris Willecke unumwunden einräumt -. Nun versucht jeder den anderen zu überzeugen, einerseits von der tatsächlichen Schuld, andererseits von der Nicht-Schuld. Auch das kann, so glaube ich, eine hilfreiche Übung werden. Wenn man sich darauf einlassen kann, versteht sich.

Aber welche Erfahrungen hat Iris Willecke selbst mit solchen Schreibangeboten gemacht, was funktioniert in Trauergruppen besonders gut, was erleben die Betroffenen als hilfreich? Ich hatte die Chance, Iris ein paar Fragen zu ihrem Buch zuschicken zu können, die sie freundlicherweise für mich beantwortet hat:



Hast Du die Schreibübungen auch schon in Begleitungen (Gruppen/Einzel) erproben können?

Iris Willecke: Ich gebe Schreibimpulse gerne Trauernden als Idee für zuhause an die Hand. Manche probieren es aus und berichten mir dann beim nächsten Mal von ihren Erfahrungen, einige bringen ihre Texte sogar mit. Gelegentlich baue ich kurze Schreibeinheiten in meine Trauergruppenabende ein, das ist aber eher die Ausnahme.

Gibt es eine Übung, die besonders gut ankommt?

Iris Willecke: Viele Trauernde freuen sich über die Möglichkeit, Ihren Verstorbenen Briefe und Botschaften schreiben zu können. Einige berichten, dass sie zwar schon ganz am Anfang einen Abschiedsbrief geschrieben und dem Verstorben mitgegeben haben, sie aber nicht von allein auf den Gedanken gekommen wären, dass es nicht bei diesem einen bleiben muss. Die Beziehung zum Verstorbenen darf ja bestehen bleiben und Kommunikation gehört zu einer Beziehung dazu. Dem Verstorbenen etwas zu schreiben ist eine Form der Kommunikation.Manche Trauernde brauchen aber erst eine Art Erlaubnis und Ermutigung dazu, denn sie haben leider die irrige Vorstellung, dass es seltsam und falsch wäre, wenn sie weiterhin die Verbindung zum Verstorben halten. 

Hast Du eine Schreibübung, von der Du sagen würdest, dass es Deine Lieblingsübung ist?



Iris Willecke: Nein, eigentlich nicht. Ich mag aber mittlerweile Elfchen (Gedichte aus 11 Wörtern) sehr, denn ich habe herausgefunden, dass die vorgegebene, feste Struktur vielen den Zugang zum Gedichteschreiben erleichtert. In einer Trauergruppe bekamen die Teilnehmer mal die freiwillige Hausaufgabe, ein Elfchen zum Thema Verbundenheit zu schreiben. Eine der Teilnehmerinnen kam beim nächsten Abend mit nicht nur einem, sondern ganz vielen wunderbaren Kurzgedichten wieder, die sie uns vorgelesen hat und die bei mir Gänsehautmomente erzeugt haben. Für sie war es zu dem Zeitpunkt offenbar genau die richtige Aufgabe gewesen.

Ist in der Zwischenzeit vielleicht sogar eine Übung dazugekommen, die noch nicht ins Buch konnte?

Iris Willecke: Mir fallen in Gesprächen manchmal spontan Schreibthemen und „Übungen“ ein, die ich dann auch direkt vorschlage. Davon ist mir bisher aber keine in bleibender Erinnerung geblieben.

Iris Willecke ist übrigens gelernte Krankenschwester und hat unter anderem in einem Hospiz gearbeitet. Inzwischen ist sie als freiberufliche  Trauerbegleiterin unterwegs und bezeichnet sich selbst als "Traueraktivistin und ,End-Lich-Botschafterin'". Über die von ihr gestalteten speziellen Postkarten für Trauernde habe ich hier bereits ebenso berichtet wie über den von ihr propagierten "Memento Tag in Deutschland".


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Ebenfalls auf diesem Blog: Warum die Formulierung "Mein Beileid" immer noch das Beste ist, was Du einem Menschen mit einem Verlust sagen kannst

Ebenfalls auf diesem Blog: Neue Serie - Das Trauer-Zitat des Monats - Auftakt und Folge 1 aus dem Januar 2023

Ebenfalls auf diesem Blog: Eine wichtige Frage: Wie lange kann Trauer dauern? Das Trauer-Zitat des Monats aus dem Februar 2023 

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Mittwoch, 1. Februar 2023

Das Trauer-Zitat des Monats - #Februar2023 - bemerkenswerte Sätze über Trauer, Tod und Sterben aus Literatur, Interviews und Zeitschriften, Teil 2



"Die Leute fragen mich oft: Wie lange werde ich trauern? (...)  Meine Antwort auf die Frage ist: Wie groß war deine Liebe? Denn genau darin liegt die Antwort." 
    

Patrick O'Mealy

Psychotherapeut und verwaister Vater


(zitiert nach: ARD Alpha, "Trauern ist ein Zeichen von Liebe", Yvonne Maier, 2022)


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Das Trauerzitat des Vormonats: Bitte hier klicken

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Sonntag, 22. Januar 2023

"Macht es die Hinterbliebenen nicht noch trauriger, wenn wir sie auf ihren Verlust ansprechen?" - warum diese Frage immer wieder ein wichtiges Thema im Alltag ist und wieviel Verständnis auch die Nicht-Betroffenen in ihrer Unsicherheit brauchen - Tagebuchnotizen aus meinem Trauerbegleiterleben, Januar 2023

Ein guter Freund berichtet beim gemeinsamen Abendessen von einer jungen Familie, die er gut kennt und deren Kind kurz nach der Geburt gestorben ist. Und von seiner eigenen Hilflosigkeit angesichts dieses Prozesses. Und wie so oft steht die Frage im Raum: Sollten wir den Verlust denn überhaupt ansprechen, macht das die Betroffenen nicht noch trauriger als sie ohnehin schon sind? Das ist eine wichtige Frage, die mit gutem Recht immer wieder aufs Neue besprochen sein will. Für mich ist es außerdem ein neuerliches Anzeichen dafür, wie wichtig es sein kann, dass es "Traueraktivisten" gibt (das Wort prägte eine gute Kollegin), die diese Themen immer wieder in die Gesellschaft tragen und für ein gegenseitiges Verständnis werben. 

Denn das ist so wichtig, finde ich: Verständnis für beide Seiten aufzubringen, eben auch für diejenigen, die nicht akut von dem Trauerfall betroffen sind. Denn wer kann sich schon komplett freisprechen von diesen Unsicherheiten? - Also, ich gewiss nicht. Nicht im Privaten, jedenfalls, so ganz ohne professionelles Setting, trotz all meiner tagtäglichen Beschäftigung mit diesen Themen.

Darin spiegelt sich die Unsicherheit unserer Gesellschaft wieder, wie sich mit allen Themen rund um Tod, Trauer und Sterben souverän umgehen lässt. Einer Gesellschaft, die Tag für Tag zigtausend Fernsehkrimi-Unterhaltungstode aushält, aber bei einem echten Kontakt mit dem Tod immer wieder ganz ratlos davorsteht, weil ihr alle Konventionen abhanden gekommen sind. Und mir wird durch die Frage immer wieder bewusst, wie wichtig doch zwei wesentliche Botschaften und ihr stetiges Wiederholen sind - nämlich diese beiden



1.) Nein, es macht die Menschen nicht trauriger, ganz im Gegenteil. Menschen, die einen solchen Verlust erleiden mussten, sind innenraumgreifend ausgefüllt von diesem Kummer. Und das über einen sehr langen Zeitraum, dazu weiter unten gleich mehr. Den Verlust ins Wort zu bringen, ist das, was hilfreich sein kann: Jede Anerkennung dieses Verlusts und dieses Schmerzes kann eine wichtige Unterstützung für die Betroffenen in ihrem Prozess sein. Es anzusprechen, erstmal ganz sanft und vorsichtig, ist nie verkehrt. Es totzuschweigen schon eher, auch wenn ich gut verstehen kann, wie groß die Unsicherheit bei allen Nicht-Betroffenen ist. Deswegen als Ermutigung: Das Wichtigste (und das Einfachste), was du tun kannst, ist, den Menschen mit ihrem Verlust einfach zuzuhören. Nur zuhören, auch wenn sie sich vielleicht oft wiederholen. Und, nein, du brauchst selbst nichts dazu sagen. Gar nichts, wirklich. Stell Fragen. Das reicht. Ehrlich. Du machst ihnen ein großes Geschenk (und sehr viel mehr machen wir in der Trauerbegleitung auch nicht, ehrlicherweise, nur halt aus einer verinnerlichten Haltung heraus).  

2.) Die Betroffenen haben mit ihrem Trauerfall lebenslänglich. Ein solcher Schmerz bleibt nicht nur über Wochen oder Monate, auch seine Intensität nimmt nicht allzu bald ab. Ein solcher Schmerz bleibt über Jahre, mehrere, viele, von denen die ersten zwei oder drei oft besonders hart sein können. Ich denke da an verwaiste Eltern - Mütter wie Väter -, die mir so etwas gesagt haben wie: "Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an mein gestorbenes Kind denke" - auch noch Jahrzehnte nach dem Ereignis. Die Wunde mag irgendwann vernarben, aber die Narbe bleibt dick und fett in der Seele kleben und reißt immer mal wieder auf. In all diesen Jahren brauchen die Hinterbliebenen Freunde, die treu sein können, auch wenn das für die Freunde selbst hart werden kann. Aber das ist es, worum es geht: Es geht ums Aushalten. Das ist so wichtig.

Übrigens, was "Traueraktivisten" angeht, eine Notiz noch dazu:

 



Das Wort gefällt mir immer besser. Geprägt hat es meine Kollegin Iris Willecke. Ich finde es super. Klar, eine gewisse Nähe zu den Themen Klima und Klebstoff ist nicht von der Hand zu weisen. Ebenso wie der Vorwurf, auf eine terroristische Art und Weise etwas brutal in die Gesellschaft zu tragen, das vielen missfällt. Trauerterrorist, das passt genausogut. Trauer ist oft auch Terror. Für die Hinterbliebenen vor allem.

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Der Autor dieser Zeilen bietet Trauerbegleitung an in Osnabrück und im Osnabrücker Land an und hat eine Ausbildung zum Trauerbegleiter absolviert (Große Basisqualifikation gemäß des Bundesverbands Trauerbegleitung) und bietet Podcasts rund um das Thema Trauer an (bitte hier klicken). Thomas Achenbach ist der Autor der Bücher "Männer trauern anders - was ihnen hilft und gut tut", 168 Seiten, Patmos-Verlag und "Mitarbeiter in Ausnahmesituationen - Trauer, Pflege, Krise", 220 Seiten, Campus-Verlag. Mehr Infos auf www.thomasachenbach.de

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Ebenfalls auf diesem Blog: Neue Serie - Das Trauer-Zitat des Monats - Auftakt und Folge 1 aus dem Januar 2023

Ebenfalls auf diesem Blog: Wie der Suizid der Mama das System einer Familie ins Wanken bringt, eindrucksvoll erzählt in einem sensiblen sehenswerten Film

Ebenfalls auf diesem Blog: Warum die Formulierung "Mein Beileid" immer noch das Beste ist, was Du einem Menschen mit einem Verlust sagen kannst

Ebenfalls auf diesem Blog: Der Trick mit der Selbstwirksamkeit - wie wir uns selbst gut in seelischen Krisen helfen können: psychologische Tipps

Ebenfalls auf diesem Blog: Warum sich Trauernde förmlich zerrissen fühlen  - eine Einführung in das "Duale Prozessmodell der Trauer" und seine Fallstricke

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Montag, 16. Januar 2023

Trauer-Fundstücke: "Männer sind oft unsicher und hilfsbedürftiger bei emotionalen Themen", sagt einer, der sich um trauernde Männer kümmert - es gibt immer mehr Angebote für trauernde Männer, darüber freue ich mich - Wandergruppen und Kochgruppe weiter sehr gefragt

Immer mehr Angebote gibt es jetzt in Deutschland, die trauernde Männer in den Blick nehmen und ihnen entgegenkommen. Darüber freue ich mich ganz besonders. Aktuell neu dazugekommen sind Gießen und Bonn. 

So berichtete die Gießener Zeitung in ihrem Lokalteil am 28. 12. 2022 über den Trauerbegleiter Helmut Stanzel. Der 67-Jährige, der 2015 selbst seine Frau verloren hatte, sei eine Besonderheit, weil Männer in der Trauerarbeit generell eine Seltenheit seien. Helmut Stanzel selbst wird mit dem Satz zitiert: "Männer sind oft unsicher und hilfsbedürftiger bei emotionalen Themen". Deswegen bietet der Trauerbegleiter Einzelgespräche speziell für Männer an (Weitere Infos über info@hospiz-verein-giessen.de, hier geht es zur Onlinefassung des Artikels). Es gibt noch ein zweites neues Angebot.



Keine Einzelgespräche, aber eine Wandergruppe für trauernde Männer, darum geht es in einem Artikel aus dem Bonner Generalanzeiger, der mir als Ausschnitt vorliegt. Der Text stammt aus Januar 2023 und berichtet über die Hospizinitiative "unter dem Kreuzberg" bei Bonn. Zitiert wird der Initiator Gerhard Kleefuß mit den Worten: "Männer tun sich oftmals schwer damit, Gefühle zu zeigen, und öffnen sich nur selten anderen gegenüber". Deswegen startet die Initiative am Samstag, 14. Januar 2023, mit einer neuen Wandergruppe (keine Onlinefassung des Artikels auffindbar, Infos über info@hospizinitiative-kreuzberg-bonn.de).  

Sogar das Fernsehen berichtet über Männertrauer

Noch vor einer Woche hatte ich hier bereits auf einen Fernsehbeitrag hingewiesen, der über die vielfältigen Männerangebote des ambulanten Hospizdienstes am Alfried-Krupp-Krankenhaus in Essen im Ruhrgebiet berichtet und ebenfalls zeigt, wie gut diese angenommen sind. Auch hier wird gemeinsam gekocht, gewandert (per Fahrrad) und viel mehr - der Beitrag findet sich noch in der RTL-Mediathek.  


(Foto: Thomas Achenbach)


Es bestätigt sich immer wieder und allerorten: Wandergruppen und Kochgruppen, das sind nach wie vor die Klassiker, die richtig gut angenommen werden, wenn es um Angebote für trauernde Männer geht. All diese Angebote sowie die oben angeführten Zitate sind mir eine wohltuende Bestätigung darin, dass es eben weiterhin eine Generation von Männern gibt, die jenem Bild entsprechen, wie ich es beim Schreiben meines Buches "Männer trauern anders" im Kopf hatte. Auch wenn sich derzeit ganz viel tut in unserer Gesellschaft, auch wenn die jungen Generationen ganz anders ticken, ist es weiterhin wichtig, diese "klassischen Männer der Marke Kriegskinder und Kriegsenkel" nicht aus dem Blick zu verlieren. 

Ein herzliches Danke meinerseits an all die ehrenamtlichen Initiatoren und Helfer.

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Der Autor dieser Zeilen bietet Trauerbegleitung an in Osnabrück und im Osnabrücker Land an und hat eine Ausbildung zum Trauerbegleiter absolviert (Große Basisqualifikation gemäß des Bundesverbands Trauerbegleitung) und bietet Podcasts rund um das Thema Trauer an (bitte hier klicken). Thomas Achenbach ist der Autor der Bücher "Männer trauern anders - was ihnen hilft und gut tut", 168 Seiten, Patmos-Verlag und "Mitarbeiter in Ausnahmesituationen - Trauer, Pflege, Krise", 220 Seiten, Campus-Verlag. Mehr Infos auf www.thomasachenbach.de

Lesungen, Vorträge, Workshops, Seminare, Trauergruppen und mehr: Alle aktuellen Termine mit Thomas Achenbach finden sich unter diesem Link 

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Ebenfalls auf diesem Blog: Neue Serie - Das Trauer-Zitat des Monats - Auftakt und Folge 1 aus dem Januar 2023

Ebenfalls auf diesem Blog: "Er hätte so gerne noch gelebt"... - und was hat er vom Leben gehabt? So erkennst Du, ob Du auf einem guten Lebens-Weg bist 

Ebenfalls auf diesem Blog: Was bedeutet "Personen auf der Fahrbahn", warum hört man das so oft - eine ganz persönliche These dazu, was dahintersteckt

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Ebenfalls auf diesem Blog: Warum sich Trauernde förmlich zerrissen fühlen  - eine Einführung in das "Duale Prozessmodell der Trauer" und seine Fallstricke

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Samstag, 7. Januar 2023

Jetzt berichtet sogar RTL über die gemeinsam kochende Männer-Trauergruppe in Essen, bei der ich als eine Art Impulsgeber und Geburtshelfer fungieren durfte... Wie ein erfolgreiches Angebot für Männer in Trauer funktioniert und warum es so gut angenommen wird

Im September 2021 durfte ich als eine Art Geburtshelfer fungieren - ich war nach Essen ins Ruhrgebiet gefahren, um mit einem Vortrag in einer Auftaktveranstaltung ein neues Angebot aus der Taufe zu heben: Eine Trauergruppe nur für Männer. Eine Gruppe, die seither ganz viel gemeinsam unternommen hat und weiterhin unternimmt. Jetzt hat sogar der Fernsehsender RTL über die Trauergruppe und ihre Aktivitäten berichtet.

In dem sehenswerten Beitrag kommt ein um seine Frau trauernder Mann ebenso zu Wort wie der Initiator des Angebots, Harald Genge, der die Männergruppe gemeinsam mit dem Ambulanten Hospizdienst des Alfried-Krupp-Krankenhauses ins Leben gerufen hatte - und mich freundlicherweise zum Auftakt eingeladen hatte. Außerdem ist als Schirmherr und als Leiter der Kochgruppe der Fernsehkoch Patrick Jabs zu sehen - der RTL-Beitrag ist unter diesem Link zu finden. Übrigens trägt die Männergruppe einen Namen, der mir sehr gut gefällt.



Denn es ist gleichzeitig der Titel meines Buches: "Männer trauern anders". Zu den Aktivitäten gehören unter anderem gemeinsame Fahrradfahrten, Anti-Aggressions-Trainings, Fitnessangebote oder Weintastings. Und mehr. Alle Informationen zu Männer trauern anders in Essen gibt es in einem Flyer des Ambulanten Hospizdienstes, der unter diesem Link zu finden ist.

Ein wertvolles Angebot, das gut angenommen ist und das erneut zeigt, wie wichtig es ist, dass Männer in Trauer - zumindest einer bestimmten Generation - anders angesprochen werden als Frauen. Es gibt noch weitere tolle Angebote, dazu in Kürze mehr auf diesem Blog.

Hier der Direktlink zum RTL-Beitrag: Bitte hier klicken.

Und der Direktlink zum Flyer "Männer trauern anders": Bitte hier klicken.


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Der Autor dieser Zeilen bietet Trauerbegleitung an in Osnabrück und im Osnabrücker Land an und hat eine Ausbildung zum Trauerbegleiter absolviert (Große Basisqualifikation gemäß des Bundesverbands Trauerbegleitung) und bietet Podcasts rund um das Thema Trauer an (bitte hier klicken). Thomas Achenbach ist der Autor der Bücher "Männer trauern anders - was ihnen hilft und gut tut", 168 Seiten, Patmos-Verlag und "Mitarbeiter in Ausnahmesituationen - Trauer, Pflege, Krise", 220 Seiten, Campus-Verlag. Mehr Infos auf www.thomasachenbach.de

Lesungen, Vorträge, Workshops, Seminare, Trauergruppen und mehr: Alle aktuellen Termine mit Thomas Achenbach finden sich unter diesem Link 

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Sonntag, 1. Januar 2023

Das Trauer-Zitat des Monats - #Januar 2023 - bemerkenswerte Sätze über Trauer, Tod und Sterben aus Literatur, Interviews und Zeitschriften, Teil 1

 


"Menschen, die vor kurzem jemanden verloren haben, zeigen einen bestimmen Ausdruck, wahrscheinlich nur für diejenigen wahrnehmbar, die diesen Ausdruck schon auf ihren eigenen Gesichtern gesehen haben. (...) Es ist ein Ausdruck extremer Verletzlichkeit, Nacktheit, alles ist sichtbar."

Joan Didion, Das Jahr magischen Denkens

(List-Verlag, Berlin, 2008/2017, Seite 84)


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