(Alle Fotos: Züricher Hochschule der Künste, ZHdK, mit freundlicher Genehmigung) |
Zürich - Auf dem größten Stadtfriedhof in Zürich hat es mehrere Jahre einen Trauerautomat gegeben – gefüllt war er mit Produkten, die Trost spenden und zum Nachdenken anregen sollten. Über den Automaten hatte der Südkurier aus Konstanz berichtet, hat diesen Bericht aber inzwischen wieder von der Website genommen. Dennoch ist mir der Automat eine Erwähnung auf meinem Blog wert - als nachahmenswerte Anregung für Friedhöfe allerorten. Zu sehen ist der unter anderem auf einer Website der Züricher Hochschule der Künste (ZHdk), und zwar unter diesem Link.
Was war alles drin im Trauerautomaten? Unter anderem Grabkerzen, Taschentücher, schwarze Trauerschleifen zum „Trauer tragen", Teebeutel oder Rosenkränze, aber auch Seifenblasen oder ein faltbares Papierschiff, das dazu einlädt, die Trauer treiben zu lassen. „Jedes Produkt hat seinen Zweck“, so hatte es die Studentin Lea Hofer, Absolventin der Fachrichtung "Style and Design" - also Produktdesignerin -, dem Südkurier im Interview gesagt. Sie hatte den Trauerautomaten entworfen. Es sei darum gegangen, Trauer zuzulassen, Trauer zu zeigen oder sich Zeit für seine eigene Trauer zu nehmen.
Ich finde die Idee großartig: Kleine Rituale zum Mitnehmen, die Tiefe der Trauer kombiniert mit einer spielerischen Note, kleine Mitbringsel, die bei der Bewusstwerdung helfen können. Seifenblasen, zum Beispiel, wunderbar schillernd, gleichsam so kurzlebig, zerplatzen so schnell, das macht einem vieles klar. Trauerschleifen zum Tragen lassen die Gefühle nach außen sichtbar werden. Solcherlei Produkte sind sinnvoll für den Trauerproess - so etwas hätten sich gewiss manche der Menschen gewünscht, die ich habe begleiten dürfen.
Ein Unikat - und eine Besonderheit
Der Automat war übrigens das Ergebnis einer Bachelorarbeit - und es gab tatsächlich nur diesen einen (auch wenn ich persönlich davon überzeugt bin, dass ein solches Konzept in Serie gehe sollte, alleine schon, weil es so wohltuend ist). Zum Start hatte der Automat den Berichten zufolge nur im Gebäude der Hochschule gestanden, bevor er auf den Stadtfriedhof Sihlfeld - Zürichs größten Friedhof - umzog. Das war im Jahre 2018. Einziges Problem: Der Automat hat wirklich viel Arbeit gemacht.
Denn wie auf dem Portal der Hochschule zu lesen ist, hatte die Studentin und Betreiberin Lea Hofer alle Produkte selbst gefaltet, hergestellt und den Automaten regelmäßig damit bestückt. Das hatte sogar das weltweite Internetportal "Atlas Obscura" zum Anlass genommen, über den Automaten zu berichten und ihn lobend zu erwähnen.
Doch wie in einem im Internet auffindbaren Reisebericht aus dem Jahr 2023 zu lesen ist, steht das Gerät leider nicht mehr auf dem Friedhof. Das ist angesichts der Arbeit, die es gemacht hat, verständlich - und dennoch schade.
Ein weiteres Trauerfundstück: Find ich gut, wenn sogar Top-Liga-Sportvereine sich auf ihrer Website dem Thema Trauer zuwenden - lobenswertes Beispiel von der SG Flensburg-Handewitt (bitte hier klicken, um zum Beitrag zu kommen).
Lesungen, Vorträge, Workshops, Seminare, Trauergruppen und mehr: Alle aktuellen Termine mit Thomas Achenbach finden sich unter diesem Link
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