Donnerstag, 31. Dezember 2020

Als besonderes Bonbon zum Jahreswechsel 2020/2021: Ein Essay von meiner Frau, das bislang nicht erschienen ist - wie Cornelia Achenbach einmal einen mutmachenden Ausblick auf 2021 schreiben sollte (und dann doch nicht)

Osnabrück - Irgendwann im Laufe dieses Silvesternachmittags schickt mir meine Frau eine E-Mail mit Anhang. Tenor: Guck mal, das wäre meine Version gewesen von dem Essay, das heute erschienen ist (hoffnungsvoller Ausblick 2021). Ein Kollege der Neuen Osnabrücker Zeitung hatte ihr gesagt, dass sie eventuell einen entsprechenden Text schreiben müsste - dazu kam es am Ende nicht; ein anderer Kollege aus dem Feuilleton hat diese Aufgaben dann übernommen. Doch der Text war schon im Kopf. Und deswegen jetzt hier - als Gastbeitrag, von Cornelia Achenbach:  

Ich habe einen Arbeitsauftrag. Ich soll einen Text schreiben, das ist mein Job. Einen Text, der Mut machen soll. Ein Ausblick auf das neue Jahr.

Ich sitze in meinem improvisierten Arbeitszimmer in Osnabrück und blicke nach draußen. Es regnet, schon wieder. In den Kinderbüchern meiner Tochter schneit es zu dieser Jahreszeit immer. Seit sieben Jahren wartet sie auf weiße Weihnacht. Sie wird es schon noch lernen.

Das RKI meldet 32.552 Corona-Neuinfektionen und 964 neue Todesfälle. Ich versuche meinen Kollegen am Handy zu erreichen: Entschuldige, ich kann diesen Text nicht schreiben. Gibt es nicht irgendwas Konkretes, über das ich berichten kann? Wird irgendwo eine Straße gesperrt? Ein Gebäude eingeweiht? Ein Scheck übergeben?

Ich erreiche ihn nicht.

964 Todesfälle mal die dazugehörigen Familien, Freunde, Nachbarschaften, Arbeitskollegen. Wie könnte ich da den zugelassenen Impfstoff zu einer großen Hoffnungsblase aufpumpen, irgendetwas salbadern vom Licht am Ende des Tunnels, mir Sätze aus Literatur und Geschichte ziehen, die zwar nicht trösten, dafür gebildet klingen?


(Foto: Pixabay.com, Cc-0-Lizenz)


Ich habe meinen Bruder seit August nicht gesehen. Viele meiner besten Freunde seit Wochen nicht mehr. Weil wir vernünftig sind. Weil wir uns lieb haben. Ich sehne mich nach einer Zeit, in der ich weder Angst noch ein schlechtes Gewissen haben muss, wenn ich meine Familie und Freunde treffe.

Wen sehe ich überhaupt noch? Mein improvisiertes Arbeitszimmer und den Osnabrücker Regen, meinen Mann und mein Kind und den eng gezogenen Radius um unser Haus. Ich muss an dieser Stelle unbedingt einschieben, dass wir privilegiert sind, uns geht’s ja so gut, wir sind gesund und haben keine finanziellen Sorgen, wir haben ein Haus und einen Garten, das muss unbedingt in diesen Text rein.  

Ich lese, dass es Probleme mit der Lieferung des Impfstoffes gibt. Dass Israel viel schneller mit dem Impfen voran kommt als wir. Und dass dieser daran Schuld trägt oder jener, dass jetzt endlich Köpfe rollen sollen.

Im Wohnzimmer läuft schon das dritte Hörspiel der „Fünf Freunde“ an diesem Morgen. Ich muss ja diesen Text schreiben, ich habe jetzt keine Zeit zum Spielen. Fünf Haushalte und Timmy, der Hund. Der zählt nicht. Meine Tochter will ihre Freundinnen sehen. Aber ob das so gut ist? Schule wird’s so bald vermutlich nicht geben, ich muss dringend mal meine Urlaubstage durchzählen. Das könnte ich dem Kollegen, der mir diesen Arbeitsauftrag gegeben hat, auch gleich noch mitteilen. Ich wähle noch mal, aber niemand geht ran. Ich schreibe ihm eine Email: Ruf mich bitte mal zurück – ich habe noch keinen einzigen brauchbaren Satz geschrieben. Ich kann keine Hoffnung machen auf irgendwas, sorry.

Wir diskutieren über Grundrechte, Privilegien und sind alle müde. Ich weiß von Menschen, die in diesem Jahr alleine im Krankenhaus sterben mussten.

Impfstoff, Frühling, alles wird gut? Mir ist zum Heulen zumute.

In meinem Umfeld hat es immer Menschen gegeben, die gegen Depressionen ankämpfen mussten. Ich erinnere mich an einen Kommilitonen, der nicht mehr in der Lage war, sein Bett zu verlassen. Der morgens aufwachte und plötzlich nichts mehr fühlte. Er sagte mir, er fühle sich innerlich tot. Eiskalt. Da sei keine Melancholie, er sei nicht traurig, da sei einfach nichts.

Ich kann nicht für die Gesellschaft sprechen, Gott bewahre. 


(Foto: Thomas Achenbach)


Das große Wir macht mir Sorgen. Ich kann nur über die Menschen schreiben, die mich umgeben. Und die stecken derzeit in keiner Depression. Sie sind traurig.

Und das ist gut. Das ist vielleicht das einzig Gute, das ich derzeit wirklich sehen kann. Dass wir uns vermissen. Dass es verdammt schwer fällt, auf Abstand zu gehen und sich nicht zu umarmen. Und dass da noch so viel über Achtsamkeit oder Entschleunigung geschrieben werden kann – da draußen sind Menschen, die wir lieb haben und denen wir nah sein wollen. Ich will, dass sie alle noch da sind, wenn ich geimpft bin, wenn sie geimpft sind. Ein Mut machender Hoffnungsschimmer für 2021 ist das vielleicht nicht. Aber mein allergrößter Wunsch.

Mein Kollege ruft an. Ich muss keinen Text schreiben. Das übernimmt ein anderer. Besser ist es. Ein frohes Neues.

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Ebenfalls auf diesem Blog zum Jahreswechsel 2020/2021: Die Presseschau in Sachen Trauer, Tod und Sterben an Silvester - drei eindrucksvolle Texte aus dem Jahr 2020, extra für Euch zusammengesucht

Ebenfalls auf diesem Blog: Warum sich Trauernde förmlich zerrissen fühlen müssen - eine Einführung in das "Duale Prozessmodell der Trauer" und seine Fallstricke

Ebenfalls auf diesem Blog: Warum sich ein Suizid viel öfter verhindern ließe als wir das glauben und warum es so wichtig ist, immer wieder über dieses Thema zu reden

Ebenfalls auf diesem Blog: Gibt es so etwas wie Leichengift? Und stimmt es, dass die Nägel von Toten noch lange weiterwachsen? Ein paar Antworten auf sechs große Fragen

Ebenfalls auf diesem Blog: Tipps zum Umgang mit Trauernden und mit Trauer - was Menschen in einer Trauer- und Verlustkrise hilft und was man Trauernden sagen kann 

Ebenfalls auf diesem Blog: Wie eine Familie den Geburtstag der gestorbenen Tochter jedes Jahr als Abschieds- und Lebensfest gestaltet und warum das Mut machen kann

Ebenfalls auf diesem Blog: Darf ich einen Menschen in Trauer eigentlich auf seinen Trauerfall ansprechen oder mache ich damit alles nur noch schlimmer? Ein paar Tipps...

Ebenfalls auf diesem Blog: 27 gute Rituale für eine Trauerfeier - wie sich eine Gedenkfeier so gestalten lässt, das sie den Angehörigen/Trauenden gut tun kann

Ebenfalls auf diesem Blog: Was muss ich machen, wenn ich wegen Trauer krankgeschrieben werden möchte? Geht das überhaupt und wenn ja, wie denn?

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Mittwoch, 30. Dezember 2020

Wie lässt sich Trauer aushalten, was kann mir helfen? - Eine persönliche kleine Trauer-Presseschau zum Ende des Jahres 2020: Drei lesenswerte Artikel über Tod, Trauer und Sterben und Vorsorge - für Euch gesammelt als Lesetipps und persönliche Empfehlung

Osnabrück - Eine junge Frau, deren Cousine ermordet worden ist. Eine Bestatterin, die ihren Kindern ganz gut erklären kann, was sie da beruflich tut, aber selbst ins Weinen kommt, wenn ein vier Jahre alter Junge ruft: Ich will meinen Papa zurück. Und eine junge Frau, die es als einen "Akt der Liebe" ansieht, den eigenen Tod für seine Angehörigen gut vorzuplanen und vorzuorganisieren. Im Laufe des Jahres sind mir eine ganze Reihe von bemerkenswerten Blog- und Zeitungsartikeln untergekommen, die ich als Lesetipps hier einmal zusammengestellt habe, zum Abschluss dieses denkwürdigen Jahres 2020. 

1.) Der Tod ihrer Cousine ist ein "Femizid", also ein Mord. "Unser Umfeld ist mit der erfahrenen Endlichkeit überfordert und zieht sich meist schweigend zurück", schreibt Klara Charlotte Zeitz in ihrem lesenswerten Text. "Das drängt die Trauernden in einen Raum der Stille. Die Stille danach ist das Lauteste". Den ganzen Artikel gibt es unter diesem Link... 


(Foto: Pixabay.com/Peggy Marco, Zypern, Cc-0-Lizenz)


2.) Eine junge Bestatterin mit Familie über ihre Arbeit - "Der Tod ist manchmal sehr dreckig“, sagt sie. "Er bringt vielerlei Wahrheiten ans Licht und hat furchtbare Eigenschaften im Gepäck." Allerdings, so sagt sie weiter, meint sie damit nicht die Toten selbst. Den ganzen Artikel gibt es unter diesem Link...
 

(Foto: Thomas Achenbach)


3.) Warum Vorsorge für den eigenen Todesfall so wichtig ist - als Liebesdienst für seine Angehörigen, das ist oft schon Thema auf diesem Blog gewesen. Umso mehr habe ich mich gefreut, diesen Artikel zu finden: "Was morbide klingt, ist das Liebevollste, das du für deine Angehörigen tun kannst. Je mehr geklärt ist, desto besser für die, die zurückbleiben. Und für dich", schreibt die Autorin Jessica Wagner. Den ganzen Artikel gibt es unter diesem Link...


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Der Autor dieser Zeilen bietet Trauerbegleitung an in Osnabrück und im Osnabrücker Land an und hat eine Ausbildung zum Trauerbegleiter absolviert (Große Basisqualifikation gemäß des Bundesverbands Trauerbegleitung) und bietet Podcasts rund um das Thema Trauer an (bitte hier klicken). Thomas Achenbach ist der Autor der Bücher "Männer trauern anders - was ihnen hilft und gut tut", 168 Seiten, Patmos-Verlag und "Mitarbeiter in Ausnahmesituationen - Trauer, Pflege, Krise", 220 Seiten, Campus-Verlag. Mehr Infos auf www.thomasachenbach.de

Lesungen, Vorträge, Workshops, Seminare, Trauergruppen und mehr: Alle aktuellen Termine mit Thomas Achenbach finden sich unter diesem Link 

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Ebenfalls auf diesem Blog: Warum sich Trauernde förmlich zerrissen fühlen müssen - eine Einführung in das "Duale Prozessmodell der Trauer" und seine Fallstricke

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Ebenfalls auf diesem Blog: Hilfe, ein Mensch ist gestorben - was muss ich jetzt alles tun und in welcher Reihenfolge? Von Totenscheinen, Sterbeurkunden und Versicherungen - ein Schritt-für-Schritt-Leitfaden 

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Mittwoch, 9. Dezember 2020

Fünf ermutigende Ereignisse des Jahres 2020, die im Hinblick auf die Themen Trauer, Tod und Sterben besonders wichtig waren und eine Vision von der Zukunft der Trauerbegleitung in Deutschland - ein Jahresrückblick zum Ende des ersten pandemischen Corona-Jahres

Osnabrück - Es war ein richtungsweisendes Jahr, dieses Coronajahr 2020 - auch und vor allem im Hinblick auf die Themen Tod, Trauer und Sterben. Hier sind fünf meiner Meinung bemerkenswerte Ereignisse, die eine Nachbetrachtung verdient haben und die uns noch weiter beschäftigen werden und auch sollten. Auch wenn es unpassend zu sein scheint, bei dem vielen Leid und den vielen zusätzlichen Nöten, die dieses Jahr über uns gebracht hat, von "Ermutigungen" zu sprechen, gibt es doch Ereignisse, die gerade in der Krise ein wenig Hoffnung gemacht haben und die die richtigen Schlaglichter gesetzt haben. Hier sind sie:

1.) Wie Herzogin Meghan allen Eltern Mut macht, über ihre Fehlgeburten zu sprechen und diese nicht verschämt in der Schweigezone zu verstecken: In einem persönlich verfassten Artikel für die "New York Times" machte die Herzogin ihre Schmerzen und Erfahrungen rund um eine im Sommer erlebte Fehlgeburt öffentlich. Und sie lobt in ihrem Text, sinngemäß, alle Menschen, die offen über ihre schmerzvollen Lebenserfahrungen wie eine solche sprechen können und ermutigt ihre Leserinnen und Leser, genau das zu tun. Meghan bezeichnet solche Menschen als Türöffner. "Dadurch, dass wir eingeladen sind, unseren Schmerz zu teilen, unternehmen wir gemeinsam die ersten Schritte zur Heilung" - was die Herzogin hier formuliert, ist letztlich die Quintessenz von Trauerbegleitung. Und in diesen Zeiten, in denen eine professionell angebotene Trauerbegleitung immer öfter ein Opfer der pandemischen Auflagen wird, ist es umso wichtiger, dass auch in Familien- und Freundeskreisen über all das Schwere und Schmerzvolle in einer wertschätzenden Atmosphäre gesprochen werden kann, daran könnten wir als Gesellschaft weiter arbeiten. Was ich mir jetzt noch wünschen würde und was die Sache perfekt machen würde: Einen genauso offenen Artikel ihres Mannes, Prinz Harry, darüber, wie er diese Fehlgeburt erlebt hat. Denn das Leiden der Väter bei einem solchen Ereignis bleibt noch viel zu oft unbeachtet - es bleibt ein stilles Leiden. Das muss es nicht sein. 

Raus aus der verschämten Verschwiegenheit: Verwaiste Eltern (alle Fotos: Thomas Achenbach).

2.) Wie das Bundesverfassungsgericht uns alle auffordert, über Sterben und Lebenssinn neu nachzudenken: Es war die größte Überraschung des Jahres, niemand hatte damit gerechnet, dass dieser Urteilsspruch so radikal ausfallen würde. Und doch lässt sich das, was das Bundesverfassungsgericht am 26. Februar 2020 gesprochen hat, folgendermaßen zusammenfassen: Jeder hat ein Recht auf ein selbstbestimmtes Sterben - und das sogar jederzeit. Wobei das Bundesverfasssungsgericht nicht damit gemeint hat, dass dem Suizid jetzt kein Einhalt mehr geboten werden sollte, sondern dieses Urteil ist vielmehr als Aufforderung an die Politik, die Gesetzgeber und die Gesellschaft zu verstehen, bitte andere und bessere Regeln zu schaffen als die bisherigen. Ich mag dieses Urteil gerade wegen seiner Radikalität so gerne, öffnet es doch Türen und Möglichkeiten und zwingt uns alle, uns mit dem Thema Sterbehilfe neu auseinanderzusetzen. Als Gesellschaft - und als darin lebender Mensch. Gleichsam ist es eine Aufforderung an alle, die im Hospiz- und Palliativkontext unterwegs sind, über eine sinnvolle Öffentlichkeitsarbeit nachzudenken. Selten zuvor war es wichtiger, zielgerichtet über die weitreichenden Linderungsmöglichkeiten und Angebote zu informieren, die die Palliativmedizin heutzutage bringen kann; selten zuvor war es wichtiger, dass Hospize in der öffentlichen Wahrnehmung nicht als Orte eines Dahinsiechens gesehen werden, sondern als gar nicht so  unangenehme, vielmehr wertvolle Einrichtungen, in denen vor allem die Qualität des Lebens zählt. Gleichsam ist das Urteil für jeden Menschen in diesem Land ein Aufruf, sich zu informieren und seine persönlichen Verfügungen entsprechend zu formulieren: Wie geht Sterben in unserer modernen Gesellschaft, was ist alles möglich, was nicht, was könnte das für mich bedeuten?


3.) Wie die Initiative „Niemand sollte alleine sterben“ ganz kurzfristig die digitale Sterbebegleitung durch Tablets etabliert: Die Pandemie in Deutschland war kaum einen Monat alt, als der Hospiz- und Palliativverband Schleswig-Holstein im April 2020 die Zeichen der Zeit erkannte und einen Pilotversuch startete, der ebenso bahnbrechend wie zukunftsweisend ist. In Kooperation mit dem Städtischen Krankenhaus in Kiel und dem Institut für Informatik an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel wurde kurzerhand die Möglichkeit der Sterbebegleitung durch Tablets geschaffen. Weil viele der Menschen, deren Sterbeprozess im Zusammenhang mit einer Infektion durch das Coronavirus stand, zu einem ganz isolierten und einsamen Sterben unter höchsten Quarantäneauflagen gezwungen waren, erkannte die Initiative die dadurch ausgelöste seelische Not und versuchte, sie zu mindern. Drückt man den Sterbenden ein Tablet in die Hand, über das der Begleiter mit ihnen Kontakt aufnimmt (der sich vielleicht sogar im Nachbarraum befindet), sind sie nicht ganz so alleine in ihrem Alleinesein. Das Projekt war ein voller Erfolg, unter anderem auch, weil Banken und andere Geldgeber erkannten, wie öffentlichkeitswirksam und zeitgerecht sie als Spender wahrgenommen werden können. Und weil wir, derweil ich diese Zeilen schreibe, bei uns in Deutschland mit so vielen Toten wie noch nie im Zusammenhang mit Covid-19 und dem Coronavirus zu tun haben, gewinnt das Projekt aktuell wieder mit jedem Tag an Wichtigkeit. 


4.) Wie der Live-Stream einer Trauerfeier zum von allen gefragten Standard wird und sich die Bestattungsbranche immer mehr darauf einstellt: Es hat einmal eine Zeit gegeben, in der war die Fernsehübertragung einer Trauerfeier ein Merkmal für die Prominenz des gestorbenen Menschen. In Coronazeiten werden wir jetzt alle ein bisschen gleicher: Die Trauerfeier per Livestream in einen gesonderten Internetbereich zu übertragen (idealerweise per Passwort geschützt und nur eingeladenen Zuschauern zugänglich) oder sie aufzuzeichnen und später z. B. als DVD zur Verfügung zu stellen, macht es den vielen nicht zugelassenen Gästen möglich, sie dennoch verfolgen zu können. Und nicht zugelassen sind, je nach aktuellen Coronaregeln, derzeit eine ganze Menge an Menschen, denen es vielleicht ein Bedürfnis gewesen wäre, an der Trauerfeier teilnehmen zu können. Natürlich kann diese digitale Teilhabe ein Dabeisein vor Ort nicht ersetzen, aber sie ist immer noch besser als gar nicht teilhaben zu können. Als die ersten Bestatter noch vor der Coronakrise zaghaft damit anfingen, den Livestream von Trauerfeiern anzubieten, blieben sie vorsichtshalber in einer dezenten Verteidigungshaltung: Natürlich gehe es nicht darum, die Trauerfeier in Gänze ins Internet abzuschieben, hieß es auf deren Websites. Heute gehört die digitale Ausweitung einer Trauerfeier fast schon zum allgemeinen Standard, weil sonst zu wenig Gäste etwas davon mitbekommen. Sollte es einmal bessere Zeiten geben, wird es vielleicht bei einer Mischform bleiben. Das könnte für alle ein Gewinn sein, erstens, weil es ein späteres Nacherleben der Trauerfeier möglich machen könnte (Stichwort: Aufzeichnung via DVD etc.), was für manche in ihrem Trauerprozess hilfreich sein könnte, zweitens weil gebrechlichere Menschen trotzdem eine Chance hätten, an der Trauerfeier teilnehmen zu können.

 

5.) Wie sehr sich die professionelle Trauerbegleitung langsam, aber mit der nötigen Ernsthaftigkeit zu wandeln beginnt: Was noch während des ersten Lockdowns im März für viele undenkbar schien, hat gegen Ende des Jahres auch die Trauerbegleitung erreicht: Gruppentreffen in Form von Telefon- oder Videokonferenzen, Begleitungen über den Bildschirm. In Sachen Datenschutz bleibt das sensibel, aber immerhin ist es eine Möglichkeit, immerhin ein Angebot aufrecht zu erhalten. Das sind erste wertvolle Schritte - dass sie im Vergleich mit anderen Bereichen relativ lange auf sich haben warten lassen, hat mit dem hohen Anteil an Ehrenamt in der Trauerbegleitung zu tun. Der auch ein Mitgrund dafür war, dass vergleichsweise viele Angebote ausgefallen sind oder abgesagt werden mussten. Doch ziehen wir diese Umstände einmal in Betracht, ist es umso erstaunlicher, wieviel Aufbruch und Wandel tatsächlich am Ende des ersten pandemischen Jahres bemerkbar ist: Kurzfristig hat der Bundesverband Trauerbegleitung eine ganze Online-Fortbildungsreihe zum Thema Digitalisierung organisiert und gestemmt, Fortbildungsangebote beispielsweise des Landesstützpunktes für Hospizarbeit und Palliativversorgung aus Niedersachsen wurden auf dem digitalen Weg angeboten, Trauerbegleiter treffen sich zu Online-Stammtischen, der Wandel ist ebenso angekommen wie die Einsicht seiner Notwendigkeit. Das sind ermutigende erste Schritte auf einem sicherlich noch längeren Weg - für den hoffentlich auch in 2021 noch genug Engagement und Möglichkeiten übrigbleiben. Wäre ich selbst nicht kurz vor Jahresende durch Home Schooling und geschlossene Schulen (erneut) kräftig ausgebremst worden, hätte ich auch neue Angebote versuchen wollen... Also vielleicht im nächsten Jahr.  


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Der Autor dieser Zeilen bietet Trauerbegleitung an in Osnabrück und im Osnabrücker Land an und hat eine Ausbildung zum Trauerbegleiter absolviert (Große Basisqualifikation gemäß des Bundesverbands Trauerbegleitung) und bietet Podcasts rund um das Thema Trauer an (bitte hier klicken). Thomas Achenbach ist der Autor der Bücher "Männer trauern anders - was ihnen hilft und gut tut", 168 Seiten, Patmos-Verlag und "Mitarbeiter in Ausnahmesituationen - Trauer, Pflege, Krise", 220 Seiten, Campus-Verlag. Mehr Infos auf www.thomasachenbach.de

Lesungen, Vorträge, Workshops, Seminare, Trauergruppen und mehr: Alle aktuellen Termine mit Thomas Achenbach finden sich unter diesem Link 

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Ebenfalls auf diesem Blog: Warum sich Trauernde förmlich zerrissen fühlen müssen - eine Einführung in das "Duale Prozessmodell der Trauer" und seine Fallstricke

Ebenfalls auf diesem Blog: Warum sich ein Suizid viel öfter verhindern ließe als wir das glauben und warum es so wichtig ist, immer wieder über dieses Thema zu reden

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7.

 

Dienstag, 17. November 2020

Weihnachtsschmuck und Totensonntag, Gedenktag für die Sternenkinder (und überhaupt für gestorbene Kinder), Adventszeit und Jahrestage - eine Übersicht, was die Monate November und Dezember für Menschen in Trauer (und alle anderen) an Besonderheiten bereithalten

Osnabrück - Seit einigen Jahren betreibe ich nun diesen Blog. In dieser Zeit hat sich, über die Zeit verteilt, der eine oder andere Beitrag zu einem Thema angesammelt, das immer wieder von Bedeutung ist. Sei es ein Beitrag über die Frage, warum Weihnachtsschmuck erst nach Totensonntag angebracht werden sollte oder ein Beitrag über die noch recht frische Tradition, am Gedenktag für Sternenkinder eine Kerze ins Fenster zu stellen. Hier habe ich als kleines Serviceangebot diese verschiedenen Beiträge nochmal in einer Übersicht zusammengestellt und jeweils verlinkt, so dass sie sich rasch finden lassen:

1.) Zur alten Frage: Warum wird die Weihnachtsdekoration besser erst nach dem Totensonntag aufgehängt? - Auch wenn diese Tradition ursprünglich christliche Wurzeln hat, wenn auch nicht unbedingt katholische, gibt es auch einige weltliche Gründe dafür, warum es sinnvoll sein kann, so einen Gedenktag zu begehen und sich erst danach dem Lichterzauber hinzugeben. 

Hier geht es zu diesem Text:  "Warum es richtig ist, Weihnachtssschmuck erst nach dem Totensonntag anzubringen (...nicht aus religiösen Gründen)"

Adventsschmuck, gern, aber wann?  (Pixabay.de-Foto, Creative-Commons-CC0-Lizenz)

2.) Für die Adventszeit, eine Ermutigung: Unter dem Motto "Fünf kleine Tipps für Trauernde" habe ich ein paar Anregungen und Ideen gesammelt, wie sich die Symbole und Rituale der Weihnachtszeit auch umdeuten und anders bewerten lassen... 

Hier geht es zu diesem Text: "Versuch einer Ermutigung in der Adventszeit, fünf kleine Tipps für Menschen in einer Trauer- und Verlustkrise".


Für Trauernde ist die Vorweihnachtszeit oft keine schöne Zeit (Thomas-Achenbach-Foto).


3.) Für verwaiste Eltern: Eine inzwischen immer bekannter werdende Aktion und eine wertvolle neue Tradition ist das "World Wide Candlelighting", bei dem auf der ganzen Welt quasi zeitgleich Kerzen für die gestorbenen Kinder - nicht alleine nur Sternenkinder - entzündet werden. Alle weiteren Infos dazu und wie es zu dieser Tradition kommt, beschreibt mein Artikel.

Hier geht es zu diesem Text: "Ein Licht für alle, die viel zu früh von dieser Welt gehen mussten - das World Wide Candle Lighting". 


Kerzen anzünden als bewusste Geste des Erinnerns  (Thomas-Achenbach-Foto).

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Der Autor dieser Zeilen bietet Trauerbegleitung an in Osnabrück und im Osnabrücker Land an und hat eine Ausbildung zum Trauerbegleiter absolviert (Große Basisqualifikation gemäß des Bundesverbands Trauerbegleitung) und bietet Podcasts rund um das Thema Trauer an (bitte hier klicken). Thomas Achenbach ist der Autor der Bücher "Männer trauern anders - was ihnen hilft und gut tut", 168 Seiten, Patmos-Verlag und "Mitarbeiter in Ausnahmesituationen - Trauer, Pflege, Krise", 220 Seiten, Campus-Verlag. Mehr Infos auf www.thomasachenbach.de

Lesungen, Vorträge, Workshops, Seminare, Trauergruppen und mehr: Alle aktuellen Termine mit Thomas Achenbach finden sich unter diesem Link 

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Ebenfalls auf diesem Blog: Warum sich Trauernde förmlich zerrissen fühlen müssen - eine Einführung in das "Duale Prozessmodell der Trauer" und seine Fallstricke

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Ebenfalls auf diesem Blog: Tipps zum Umgang mit Trauernden und mit Trauer - was Menschen in einer Trauer- und Verlustkrise hilft und was man Trauernden sagen kann 

Ebenfalls auf diesem Blog: Wie eine Familie den Geburtstag der gestorbenen Tochter jedes Jahr als Abschieds- und Lebensfest gestaltet und warum das Mut machen kann

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Mittwoch, 11. November 2020

Wie uns die Corona-Pandemie mit dem Konzept der "sozial nicht anerkannten Trauer" in Kontakt bringt - warum Angehörigen und Freunden, die ihre Menschen durch Corona bzw. Covid 19 verloren haben, die Trauer oft nicht zugestanden wird - Die "Aberkannte Trauer" im Corona-Todesfall wird fast zum Normalfall

Osnabrück - Wer jetzt um einen Angehörigen trauern muss - oder einen Menschen aus dem Freundeskreis - der durch das Coronavirus gestorben ist, dem geht es oft so: Anstatt dass die erlebte Trauer im Mittelpunkt stünde und die Frage, wie es einem gerade geht und was das mit einem macht, sehen sich die Menschen allerlei unangenehmen Vorwürfen ausgesetzt. Ihnen wird ihre Trauer abgesprochen. Nach dem Motto: wer sich mit dem Coronavirus infiziert, kann nur selbst schuld sein. Und das Muster dieser Vorwürfe ist vergleichbar mit jenen Prozessen, die wir zum Beispiel bei Krebstoten - vor allem Lungenkrebs - erleben können. In der Trauerforschung gibt es einen Begriff, über den vor ein paar Jahren diskutiert worden ist, und der dieses Phänomen noch auf eine andere Ebene hebt: Es geht um "sozial nicht anerkannte Trauer".

Bei AIDS-Toten; bei Menschen, die sich suizidiert haben; bei manchen Fällen von Krebs; bei Herzinfarkten und neuerdings auch bei Todesfällen entweder direkt durch die Krankheit Covid 19 oder durch verkomplizierte Verkettungen in Folge einer Infektion mit dem Coronavirus - der Prozess ist oft der gleiche: Es steht der Vorwurf im Raum, der gestorbene Mensch sei ja in irgendeiner Form selbst schuld an seinem Tod - beim Thema Suizid zum Beispiel wird oft nicht gesehen, dass es eine schwere Krankheit wie Depression sein kann, die die Menschen in den Tod treibt. Und weil der Mensch nun einmal "selbst schuld daran" sei, weil er eine eigene Verantwortung für seinen Tod trage, sei es auch nicht angemessen, allzu heftig um die gestorbenen Menschen zu trauern.

Trauer kann einsam machen - auch und vor allem in Corona-Zeiten (aber auch sonst). Alle Fotos: Thomas Achenbach

So wird bei Corona, zum Beispiel, gefragt, warum denn der gestorbene Mensch nicht einfach zuhause geblieben sei (Tenor: so wie alle). Oder ob dieser Mensch denn nicht seine Maske getragen habe, sich vielleicht sogar geweigert habe eine Maske zu tragen? Oder bei Lungenkrebs: ob der gestorbene Mensch vielleicht geraucht habe? Vielleicht sogar viel geraucht habe? Bei Herzinfarkten: ob der gestorbene Mensch nicht genug Sport betrieben habe? Ob er vielleicht nicht genug auf seine Ernährung und seinen allgemeinen Lebensstil geachtet habe (auch beliebt bei Magenkrebs). 

Klare Botschaft: "Du hast kein Recht auf Deine Trauer"

Aber warum ist das so? Warum tendieren Menschen zu dieser Form von versteckten oder auch nicht versteckten Vorwürfen - Aussagen übrigens, die den Trauernden sehr weh tun können und die ihnen das Gefühl geben, nicht mehr "ganz richtig" zu sein, wenn sie jetzt ein Gefühl von tiefer Trauer entwickeln. Denn die mit diesen Fragen vermittelte Botschaft lautet ganz eindeutig: Du hast kein Recht auf Deine Trauer! Oder, noch krasser formuliert: Du hast jetzt bitte nicht zu trauern, das ist nicht angemessen! 

Im Grunde ist das Gedankenmuster, das dahintersteckt und das es zu entlarven gilt, eine moderne Form eines mythischen Bannzaubers: Eben weil der Tod an sich uns so sprachlos macht - und so machtlos und ganz und gar ohnmächtig -, versuchen wir, bewusst oder unbewusst, den Tod wieder in die Zone des irgendwie Kontrollierbaren zurückzuholen. Wenn wir das Gefühl haben, dass die gestorbenen Menschen ihren Tod quasi "selbst herbeigeführt haben", zum Beispiel durch ihren Lebensstil, wenn diese Menschen also "selbst schuld sind" daran, dass sie gestorben sind, dann verschafft uns das für einen kurzen Moment eine gewisse Erleichterung - geht doch mit dieser Annahme die Idee einher, dass der Tod uns selbst, die wir uns als kontrollierter und bewusster erleben, dann nichts anhaben könnte. Der Tod ist dann also nur etwas, das die anderen etwas angeht, uns aber nicht. Puh, Glück gehabt. Der Bannzauber wirkt! Der Auslöser für diesen Prozess ist klar: Angst. Ohnmacht. Sprachlosigkeit. Also alles das, was auch die Trauer in uns auslösen kann.

Forschung spricht von "nicht anerkannter Trauer"

In der Trauerforschung gibt es noch ein weiteres psychologisches Muster, das in diesem Kontext eine wichtige Rolle spielt. So hat der Trauerforscher Kenneth J. Doka aus den USA die These entwickelt, dass es einerseits eine Form von Trauer gibt, die sozial ebenso anerkannt wie geduldet ist - aber dass es auf der anderen Seite auch eine Trauer gibt, die den Menschen nicht zugestanden wird. Alleine schon aus sozialen Gründen. Das bekannteste Beispiel ist das der Ehefrau, die um ihren Mann trauert (= allgemein anerkannte Trauer), während der Geliebten, mit dem der Mann eine Affäre gehabt hat, ihre eigene Trauer keinesfalls zugestanden wird (= sozial nicht anerkannte Trauer). 


Diese Gedanken sind Teil eines theoretischen Konzepts, das im Englischen als "disenfranchised grief" bezeichnet wird - übersetzt wird es meistens mit "aberkannter Trauer" bzw. "sozial nicht anerkannter Trauer". 
Geprägt von dem als Trauerexperten geltenden Kenneth J. Doka, der als Professor für Gerontologie an der Universität New Rochelle gearbeitet hat (inzwischen ist er ein Emeritus), hat dieser Begriff rund um das Jahr 2008 in der Trauerforschung für viele Diskussionen gesorgt. Kritiker bemängeln an dem Konzept, dass es wiederum zu festgefahren sei - oder zu simpel gehalten - und dass alle Prozesse, die im Kontext von Trauer geschähen, in Wahrheit wesentlich komplexer seien. Und auch wenn an dieser Kritik sicher etwas dran ist, birgt das Konzept von Kenneth Doka vielerlei Ansätze, die bei Menschen in einer Trauer- und Verlustkrise zu Aha-Effekten führen können. Und, vor allem, zu dem oft als hilfreich erlebten Gefühl: Ich bin nicht der Einzige, dem es so geht, dass er seine Trauer als nicht anerkannt erleben muss. Anderen geht es oft auch so. Nach meinen persönlichen Erfahrungen geht es sogar vielen, vielleicht fast allen Trauernden so, dass ihnen irgendwann in ihrem Prozess ihre Gefühle abgesprochen werden. Davon wird mir in fast jedem Trauergespräch berichtet. 

Innere Wertekonflikte für die Trauernden: Was gilt?

In Kenneth Dokas Konzept taucht noch ein zweiter Aspekt auf, der nicht zu unterschätzen ist: Auch die Trauernden selbst tragen in sich gewisse Vorstellungen davon, wie Trauer zu sein habe, wann sie angemessen ist und wann nicht. Meistens handelt es sich dabei um allgemeine gesellschaftliche Ideen und Vorstellungen, mit denen diese Menschen quasi aufgewachsen sind. Auch wenn der tatsächliche Trauerfall solche Vorstellungen meist über Bord wirft, weil man als Mensch plötzlich mit der vorher unvorstellbaren Realität von Trauer konfrontiert ist, bleiben diese alten Werte und Normen irgendwo in ihrem Inneren erhalten. Das führt zu einer Art innerem Zielkonflikt, sprich: Die Menschen können dazu neigen, sich selbst ihre Trauer abzusprechen, weil diese Form von Trauer auch nach ihren eigenen Vorstellungen "nicht sein darf". Es kann also durchaus jeder Trauernde selbst sein, der sich als soziales Regulativ seine eigene Trauer aberkennt. 

"Im Extremfall kann das dazu führen, dass sie ihr leidvolles Erleben gar nicht mehr in Zusammenhang mit einem Verlust bringen", schreibt dazu die Diplom-Psychologin Hildegard Willmann in einem Artikel, den sie für das Internetportal "Gute Trauer" verfasst hat (siehe hier). Besonders deutlich werde dies am Beispiel einer Frau, die sich für einen Schwangerschaftsabbruch entschieden hat und danach sehr darunter leidet. Wenn sie nun selbst der Meinung ist, dass sie eigentlich keinen tatsächlichen Verlust erlitten hat, weil es ihre eigene Entscheidung war, dann gestehe sie sich selbst möglicherweise kaum das Recht zu trauern zu, schreibt Willmann. 

Niemand darf sich seine Trauer ausreden lassen

Wie bei allem, was mit Trauer zu tun hat, sind diese Vorgänge also komplex - aber eben schmerzhaft. Vor allem für die Menschen, denen ihre Trauer aberkannt wird. Wer aber einen Menschen verloren hat, der darf, soll, muss trauern dürfen. Egal, wie sozial erwünscht oder nicht all das sein mag. Egal, mit welcher Art von Tod wir im jeweiligen Fall zu tun haben. Trauer muss sich entfalten dürfen. Genau deswegen gibt es Trauergruppen, Trauercafés - und Trauerbegleiter. 

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Der Autor dieser Zeilen bietet Trauerbegleitung an in Osnabrück und im Osnabrücker Land an und hat eine Ausbildung zum Trauerbegleiter absolviert (Große Basisqualifikation gemäß des Bundesverbands Trauerbegleitung) und bietet Podcasts rund um das Thema Trauer an (bitte hier klicken). Thomas Achenbach ist der Autor der Bücher "Männer trauern anders - was ihnen hilft und gut tut", 168 Seiten, Patmos-Verlag und "Mitarbeiter in Ausnahmesituationen - Trauer, Pflege, Krise", 220 Seiten, Campus-Verlag. Mehr Infos auf www.thomasachenbach.de

Lesungen, Vorträge, Workshops, Seminare, Trauergruppen und mehr: Alle aktuellen Termine mit Thomas Achenbach finden sich unter diesem Link 

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Ebenfalls auf diesem Blog: Warum sich Trauernde förmlich zerrissen fühlen müssen - eine Einführung in das "Duale Prozessmodell der Trauer" und seine Fallstricke

Ebenfalls auf diesem Blog: Warum sich ein Suizid viel öfter verhindern ließe als wir das glauben und warum es so wichtig ist, immer wieder über dieses Thema zu reden

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Ebenfalls auf diesem Blog: Tipps zum Umgang mit Trauernden und mit Trauer - was Menschen in einer Trauer- und Verlustkrise hilft und was man Trauernden sagen kann 

Ebenfalls auf diesem Blog: Wie eine Familie den Geburtstag der gestorbenen Tochter jedes Jahr als Abschieds- und Lebensfest gestaltet und warum das Mut machen kann

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Ebenfalls auf diesem Blog: Was muss ich machen, wenn ich wegen Trauer krankgeschrieben werden möchte? Geht das überhaupt und wenn ja, wie denn?

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Dienstag, 3. November 2020

Wenn Mitarbeiter oder Kollegen trauern, was können wir dann tun? Ein Video-Interview zu meinem aktuellen Buch "Mitarbeiter in Ausnahmesituationen" - und warum ich im zweiten November-Lockdown nicht mehr jede Woche etwas neues in meinem Blog veröffentlichen werde - außerdem ein paar Gedanken dazu, welche Art von digitaler Transformation die Trauerbegleitung jetzt braucht

Osnabrück - Manchmal ist es fast schon unheimlich, wie sich die Dinge plötzlich beschleunigen - auch für uns, die wir als Ehrenamtliche oder Hauptamtliche in Trauerbegleitung und im Hospizkontext unterwegs sind, hat sich die Corona-Pandemie spätestens mit dem zweiten Lockdown im November 2020 als ein so genannter "Game Changer" herausgestellt, die Notwendigkeit für Veränderung wird überall sichtbar - nur dass keiner so genau sagen kann, wo die Reise eigentlich hingeht und was genau jetzt eigentlich nötig wäre... Was das alles mit meiner Arbeit zu tun hat und warum es dazu führt, dass ich in diesem Blog nicht mehr wie bisher jede Woche einen neuen Artikel veröffentlichen werde, sondern vielleicht nur noch alle 14 Tage, darum geht es in diesem Artikel. 

Wie ist die Situation im zweiten Lockdown? Irgendwie ziemlich durcheinander, so wie ich das beobachte: Trauergruppen, die sich nicht mehr treffen dürfen - oder deren Leiter sich derzeit nicht trauen, ein Gruppenangebot durchzuführen, obwohl es rein von den Auflagen her noch möglich wäre. Denn im Bereich Selbsthilfe etc. dürfen sich, zumindest in Niedersachsen, weiterhin Gruppen treffen. Aber warum dürfen sie das? Widerspricht das nicht rudimentär der Botschaft aus Berlin, die sich so lesen lässt: Reduzieren Sie jetzt Ihre Kontakte. Alle Ihre Kontakte. Jetzt. Und zwar radikal. Wieso muss ich meinen besten Freunden sagen, es darf mich nur eine Familie aus einem Haushalt bei mir zuhause besuchen, während es parallel zumindest theoretisch möglich wäre, ein Gruppentreffen mit bis zu zehn Menschen aus bis zu zehn verschiedenen Haushalten anzubieten? Da passt doch was nicht... 

Die digitale Transformation erreicht die Trauerbegleitung (Foto: Thomas Achenbach)

Wobei das Bedürfnis nach Teilnahme an einer Trauergruppe oftmals so hoch ist wie selten zuvor, das ist eine Beobachtung, die ich jetzt immer öfter gespiegelt bekomme und die sich mit meinen eigenen Erfahrungen deckt. Aber macht man sich auf der Suche nach Erfahrungswerten mit Online-Trauergruppen und mit den verschiedensten Plattformen für Videokonferenzen - und mit dem Datenschutz -, gibt es noch recht wenig. Genau um all diese Fragen und all diese Themen wird es auch in einem meiner ersten Online-Video-Seminare gehen, die ab sofort über den Landesstützpunkt für Hospizarbeit und Palliativversorgung aus Niedersachsen buchbar sind (siehe in dieser Liste mit Veranstaltungen). 

Bald im Angebot: Netzwerkaustausch über Trauerbegleitung

Und während wir auf der einen Seite an digitalen Angeboten arbeiten, wird auf der anderen Seite alles abgesagt: Vier Vorträge und drei Workshops hätten für mich im November auf der Agenda gestanden, nichts davon findet statt. Derweil wir an digitalen Angeboten arbeiten, planen die Veranstalter und ich allerlei Ersatztermine für 2021, von denen wir sehr hoffen, dass sie dann stattfinden können. Das alles hält mich gerade ziemlich beschäftigt, deswegen werde ich auch die Arbeiten an diesem Blog vorübergehend ein wenig reduzieren. Wobei es hier nicht still werden wird, nicht in 2020 und auch nicht in 2021, das sei an dieser Stelle schon einmal versprochen.

Im Video-Interview: Krankschreibung wegen Trauer?

In der Zwischenzeit könnte ich ein Video-Interview anbieten, das Anne Kreisel von der Plattform bohana.de mit mir zu den Themen Trauer und Krankschreibung sowie Trauer im Arbeitsleben durchgeführt hat. Es lässt sich unter diesem Link finden, ich freue mich über Interesse - und aktualisieren diesen Blogbeitrag, sobald ich etwas Neues weiß....

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Der Autor dieser Zeilen bietet Trauerbegleitung an in Osnabrück und im Osnabrücker Land an und hat eine Ausbildung zum Trauerbegleiter absolviert (Große Basisqualifikation gemäß des Bundesverbands Trauerbegleitung) und bietet Podcasts rund um das Thema Trauer an (bitte hier klicken). Thomas Achenbach ist der Autor der Bücher "Männer trauern anders - was ihnen hilft und gut tut", 168 Seiten, Patmos-Verlag und "Mitarbeiter in Ausnahmesituationen - Trauer, Pflege, Krise", 220 Seiten, Campus-Verlag. Mehr Infos auf www.thomasachenbach.de

Lesungen, Vorträge, Workshops, Seminare, Trauergruppen und mehr: Alle aktuellen Termine mit Thomas Achenbach finden sich unter diesem Link 

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Montag, 26. Oktober 2020

Was tun, wenn ein Mensch gestorben ist? - Ein Angehöriger ist gerade gestorben, was muss ich denn jetzt machen? - 11 wichtige erste Schritte und To Dos, wenn ein Mensch gestorben ist - was jetzt erstmal wichtig ist (und wie Du diese Prozesse so gestalten kannst, dass sie Dir später in Deiner Trauer eine Hilfe sind) - Was nach einem Todesfall getan werden muss

Osnabrück - Du bist gerade ganz ratlos und vielleicht in Schock, weil ein Mensch gestorben ist und Du nicht weißt, was Du jetzt machen sollst? Du stehst vor dem gestorbenen Menschen und weißt nicht weiter? Okay, das ist schlimm. Und das Schlimmste daran, leider: Trotz des Schocks und des Entsetzens gibt es jetzt erstmal eine Menge zu tun. Hier findest Du eine Liste der elf wichtigsten ersten Schritte. Was ich Dir aus meiner Erfahrung sagen kann, ist: Du wirst jetzt erstmal sehr beschäftigt bleiben. Das hat Vor- und Nachteile gleichermaßen. Aber keine Sorge, es wird noch genug Zeit sein für das Traurigsein und für das Nachspüren nach dem ersten Schock - und es kann dann wichtig sein, dass Du gut hinfühlen kannst und vielleicht Hilfe hast. Aber jetzt ist erstmal Orgakrams angesagt. Leider. Das kann ich Dir nicht ersparen. Also, wollen wir loslegen? Okay. 

(Alle Fotos: Thomas Achenbach)

 1.)  Als Erstes: Der Arzt muss einen Totenschein ausstellen - das nennt sich die "Leichenschau"


Für den Fall, dass der Mensch zuhause gestorben ist und nicht in einem Krankenhaus oder Heim oder Hospiz, muss als Allererstes von einem von Dir dazugeholten Externen der Tod offiziell bestätigt werden. Auch wenn es ganz offensichtlich ist, dass dieser Mensch nun tot ist, braucht Ihr diesen Totenschein. Denn er ist eines von mehreren Dokumenten, die später die Versicherungen, die Ämter und der Bestatter benötigen werden. Am besten wäre es, den Hausarzt zu holen, idealerweise der Hausarzt des gestorbenen Menschen. Du kannst auch einfach die 112 anrufen, das ist das Leichteste, solltest aber unbedingt sagen, dass es nicht um einen Rettungseinsatz geht. Wichtig ist, dass so rasch wie es geht ein Arzt zu Dir kommt und sich den gestorbenen Menschen ansehen kann - wobei Du Dich auf eine gewisse Wartezeit einrichten musst (kann manchmal sogar ein paar Stunden dauern, bis ein Arzt da ist). Der Fachbegriff dafür ist "Leichenschau", klingt ein bisschen gruselig, heißt aber so. Wichtig zu wissen: Diese Leichenschau muss Dir der Arzt in Rechnung stellen, die Kosten übernimmt keine Krankenkasse - und die Kosten für die Leichenschau sind im Januar 2020 in Deutschland nochmal überarbeitet und angepasst worden (siehe auch meinen Beitrag dazu hier).

Was muss ich tun? - Ruf am besten Deinen Hausarzt an oder zur Not auch die 112 (wichtig: unbedingt sagen, dass es sich nicht um einen Notfall handelt) oder den Kinderarzt, falls es sich bei dem gestorbenen Menschen um einen Kind handelt - ist der Mensch im Krankenhaus gestorben oder einem Heim oder Hospiz, kannst Du dort nach dem Totenschein fragen.

Warum ist das so wichtig? - Der Totenschein ist ein offizielles Dokument, das die Ämter, die Versicherungen und andere offizielle Stellen benötigen. Dafür braucht ihr das. 


2.) Was Du jetzt brauchst, sind die wichtigsten amtlichen Dokumente & Unterlagen des gestorbenen Menschen


Als Nächstes steht das Zusammensuchen der wichtigsten Dokumente auf dem Plan. Wichtig ist vor allem zu wissen, ob der gestorbene Mensch irgendwelche Anweisungen oder Wünsche für seinen Todesfall hinterlassen hat, die sich vielleicht in privaten oder persönlichen Dokumenten finden lassen - denn diese Impulse brauchst Du unbedingt vor dem dritten To Do. Hier ist die Liste dessen, was Du jetzt an Dokumenten zusammenstellen solltest - wobei manches davon auch noch nachgereicht werden kann:

- Falls es gibt: Verfügungen für den Todesfall (mit das Wichtigste)
Personalausweis des gestorbenen Menschen
- Geburtsurkunde des gestorbenen Menschen
- Testament
- Krankenkassenkarte 
- Falls es gibt: Organspendeausweis
- Ehe-Urkunde oder Scheidungs-Urkunde 
- Falls der Ehepartner vorab gestorben ist, dessen Sterbeurkunde
- Falls es gibt: Vorsorgevertrag mit Bestatter
- Mit dazulegen solltet Ihr jetzt: Den Totenschein
- Und, schon mal prüfen: Hast Du Vollmachten für Banken etc.?

Was muss ich tun? - Suchen. Und möglichst viele der oben genannten Dokumente zusammenstellen.  

Warum ist das so wichtig? - Weil Du bald eine Sterbeurkunde vom Standesamt beantragen musst und dafür diese Unterlagen brauchst - und weil Du mit Dir einen Bestatter suchen musst, der ebenfalls Unterlagen braucht - und Deine Wunschliste. Denn das ist der nächste ganz wichtige Schritt.



3.) Fertige eine Mindest-Wunsch-Liste für die Bestattung an - die brauchst Du noch bevor Du einen Bestatter suchst


In allen anderen To-Do-Listen zu diesem Thema findet sich an dieser Position die Aufforderung, sich jetzt um einen Bestatter zu kümmern. Ich finde, es braucht noch etwas viel Wichtigeres, das vorab geschehen muss - sich zu überlegen, was man vom Bestatter eigentlich will. Denn es gibt in Deutschland solche und solche Bestatter - und noch viele, die sehr traditionell geprägt sind. Manche werden versuchen, Dir ihr Standardrepertoire an Urnen oder Särgen zu verkaufen, weil darin die für sie größte Gewinnspanne liegt. Aber was, wenn Du diesen Prozess anders gestalten möchtest? Moderne Bestatter orientieren sich an den Trauerbedürfnissen ihrer Kunden. Nicht vergessen: Du bist der Kunde und der Mensch in einer Krise, es geht um Deine Wünsche und, falls es eine Verfügung dieser Art gibt, um die Wünsche des gestorbenen Menschen. Umso hilfreicher und besser ist es deswegen, wenn Du sehr klar sagen kannst, was Deine Wünsche sind und was die Wünsche des gestorbenen Menschen sind.

Ich habe eine kleine Liste erstellt mit möglichen Aktivitäten und Aktionen rund um die Bestattung darin, von denen mir die Menschen in einem Trauerprozess berichtet haben, dass sie ihnen gut getan haben, vielleicht findest Du etwas darin, dass Dich ebenfalls anspricht. Manches davon wird Dir im ersten Moment brutal oder unaushaltbar vorkommen - hier ist wichtig zu wissen, dass es Deine eigene Reise ist, um die es hier geht. Nichts davon ist ein Muss, zu nichts musst Du Dich überwinden, was Du Dir nicht vorstellen kannst. Wichtig ist nur eins: Es ist Eure Trauer, Eure Zukunft, Ihr seid die Kunden und Ihr entscheidet allein, was Euch gut tut (mehr dazu gibt es in meinem Blogbeitrag "Die Kunden müssen die Bestatterbranche bewegen und nicht umgekehrt", den kannst Du beim Klick hier finden). 

Fertige also Deine ganz persönliche Liste an, was Deine Wünsche wären, spontan und aus dem Bauch heraus, so wie es Dich jetzt anspricht. Und versuch Dich nicht zu sehr unter Druck zu setzen - Du bist jetzt in einer Ausnahmesituation, in der alles erstmal Überforderung ist. Es ist viel, was jetzt von Dir verlangt wird - viel zu viel, in Wahrheit. Okay, hier ist das, was ich von anderen Menschen gehört habe, dass es ihnen gut getan hat:

- Den Toten erstmal zuhause aufbahren (geht bis zu 72 Stunden mit Kühlmatten)?
- Den Toten für das Aufbahren zuhause aus dem Sterbeort dorthin überführen?
- Alternativ: Den Toten in einem Abschiedsraum beim Bestatter aufbahren?
- Nachbarn, Familie, Freunde zum persönliche Abschiednehmen einladen?
- Den gestorbenen Menschen gemeinsam mit dem Bestatter einkleiden/waschen?
- Den Sarg bemalen als gemeinschaftliche Aktion mit Freunden/Familie?
- Den Sarg eventuell sogar gemeinsam bauen als Gemeinschaftsaktion?
- Wäre es Euch wichtig, dass die Bestattung möglichst ökologisch wertvoll wird? 
- Etwas in den Sarg hineinlegen als Beigabe für diese letzte Reise (da geht viel)?  
- Sich den toten Menschen nochmal gemeinsam ansehen, falls man das kann?
- Den Sarg gemeinsam verschließen vor der Trauerfeier?
- Soll der gestorbene Mensch lieber verbrannt oder klassisch beerdigt werden?
- Soll er auf dem Friedhof oder in einem Wald beigesetzt sein?
- Wollt Ihr eine Zeitungsanzeige schalten und soll darin evtl. ein Foto sein? 
- Auch Urnen gibt es zum Selbst-Gestalten bzw. mit Bastel-Einlage-Option
- Im Falle einer Urnenbestattung: Wer soll die Urne zum Grab tragen dürfen?

Was muss ich tun? - Mach Dir ein paar Gedanken, was Du Dir selbst vorstellen könntest und was nicht, schau Dir die Liste oben an und frag Dich, ob Dich etwas davon anspricht.

Warum ist das so wichtig? - Du hast jetzt die Chance, auch diesen letzten Abschied für alle Beteiligten so zu gestalten, dass er Dir und Euch später, nach einigen Monaten oder Jahren, als hilfreich in Erinnerung bleiben kann - auch wenn alles jetzt gerade eine Überforderung ist und wenn alles hart ist. Deswegen solltest Du Dich auch nicht zu sehr unter Druck setzen, Du bist jetzt in einer Ausnahmesituation. 

Mein Extra-Tipp: Besprich diese Frage mit jemandem, der Dir nah und vertraut ist und der das aushalten kann. Im Sprechen über solche Fragen kommen wir den in uns schon liegenden Antworten oft viel näher (und viel schneller näher) als beim Nachdenken.

4.) Jetzt solltest Du Angehörige informieren, die Wunschliste mit ihnen besprechen, erst dann einen Bestatter suchen


Heutzutage ist oft von den Zugehörigen anstelle der Angehörigen die Rede, warum das so ist, habe ich in einem weiteren Blogbeitrag dargestellt. Sei's drum, die Idee ist immer die: Je enger der Kontakt gewesen ist bzw. je enger der Verwandtschaftsgrad, desto eher sollte die Information erfolgen. Als Erstes müssen also die allernächsten Angehörigen und die engsten Vertrauten des gestorbenen Menschen informiert werden, immer nach dem Motto: Je enger, desto schneller. Vielleicht gibt es eine Telefonliste? Vielleicht hast Du die Kontakte in Deinem Smartphone? Wichtig wäre, dass Du diese Menschen anrufst und ganz persönlich mit Ihnen sprichst (keine Mail). Du musst nicht viel sagen. Es geht nur um die Übermittlung der Information. Es reicht, wenn Du zum Beispiel sowas sagst wie: Ich fasse es selbst noch nicht, aber er oder sie ist gerade gestorben. Punkt. Wenn Ihr das könnt, dürft Ihr danach gemeinsam fassungslos und schockiert sein, manchmal ist es aber so, dass die angerufenen Menschen selbst noch gar nicht so viel sagen können im ersten Augenblick. Was Du jedoch schon mal abklären solltest, wäre Deine Wunschliste für die Bestatter. Wichtig: Du musst nicht gleich in der ersten Nacht alle Menschen informieren, die mit der gestorbenen Person in Kontakt gewesen sind, erstmal zählen wirklich nur jene, die man als engste Verwandte und aller-aller-engste Freunde bezeichnen kann. Ebenfalls wichtig: Vielleicht kannst Du Dir jemanden suchen, der Dir helfen oder Dich begleiten kann - zum Beispiel bei der Suche nach einem Bestatter oder bei Amtsgängen etc.?

Was muss ich tun? - Telefonnummern suchen, den allerengsten Vertrautenkreis und Angehörigenkreis des gestorbenen Menschen anrufen und informieren.

Warum ist das so wichtig? - Es gehört sich einfach so - und jeder, der mit einem Menschen eng zu tun hatte, sollte auch das Recht haben, rechtzeitig von seinem Tod informiert zu werden. 

Mein Extratipp Nr. 1: Such' Dir dabei gleich jemanden, der Dich bei der Suche nach einem Bestatter unterstützen kann und Dich ggf. bei Amtsbesuchen begleitet. 

Mein Extratipp Nr. 2: Mach Dir bei jedem Gespräch, egal mit wem (Angehörige, Bestatter, etc.) so viele Notizen wie es geht, schreib alles mit, was besprochen wird - in Krisensituationen wie dieser leidet oft die Merk- oder die Konzentrationsfähigkeit, so dass Du Dich nicht auf Dein Gedächtnis verlassen kannst! Welcher Angehörige hatte jetzt nochmal diese lustige Geschichte erzählt? Welchen Sonderwunsch für wen wolltest Du mit dem Bestatter besprechen? Wenn Du gerade frisch den Telefonhörer aufgelegt hast, sind diese Informationen noch sehr präsent - aber überschätze das nicht. Dein Gehirn kann derzeit ebenso überfordert sein wie der Rest Deines Systems. Also: Besser alles aufschreiben. 

5.) Sonderurlaub beantragen und Dich mit Deinem Arbeitgeber absprechen; prüfen, was Dein Arbeitgeber alles anbietet


Einen Todesfall managen zu müssen, ist eine enorme Belastung für einen Menschen. Es ist klar, dass man dabei nicht immer parallel arbeitsfähig bleiben kann. Leider sind die gesetzlichen Regelungen in Deutschland sehr schwammig und lassen allerlei Interpretationsspielräume zu (mehr dazu findest Du übrigens auch in meinem Buch "Mitarbeiter in Ausnahmesituationen - Trauer, Pflege, Krise" im Campus-Verlag). Sehr viele Arbeitgeber haben deswegen ganz eigene Regeln erlassen, was beispielsweise die den Mitarbeitern zustehenden freien Tage angeht. Oder es gibt einen Tarifvertrag, der zur Anwendung kommt. Allerdings kommt es auf das Verhältnis zum gestorbenen Menschen an. In den meisten Fällen gilt: Bei Verwandten ersten Grades wie gestorbenem Ehepartner, Kind oder Elternteil bekommt ein Mensch zwei Tage Sonderurlaub, bei einem Verwandschaftsverhältnis zweiten Grades - wie Großeltern etc. - meistens keinen. Dass das dem tatsächlichen Leben nicht immer gerecht wird, ist klar. Deswegen ist es immer hilfreich: Beim Chef oder in der Personalabteilung nachfragen. Sich erstmal ein paar Tage frei nehmen, falls möglich. Vielleicht lässt sich das über unbezahlten Urlaub regeln. Oder nachfragen, ob das eigene Unternehmen ganz andere Regeln aufgestellt hat - Facebook beispielsweise bietet seinen Mitarbeiter bis zu zwei Wochen Sonderurlaub an in einem solche Fall. 

Falls es gar nicht anders geht: Ja, Du kannst Dich auch wegen eines Trauerfalls "krank"-schreiben lassen. Wobei Trauer in den seltensten Fällen wirklich krank macht. Sehr wohl aber kann die Trauer einen Menschen erstmal arbeitsunfähig machen (mehr dazu findest Du in meinem Blogbeitrag zu diesem Thema, dazu bitte hier klicken).

Was muss ich tun? - In der Personalabteilung des Unternehmens, in dem Du arbeitest, nachfragen, ob es Sonderregelungen für die Zeit nach einem Todesfall gibt, mit Deinem Chef sprechen, was Du jetzt brauchst und klären, ob es Sonderurlaub/unbezahlten Urlaub geben kann.

Warum ist das so wichtig? - Du wirst eine Menge zu tun haben und nicht immer ganz konzentrationsfähig sein, das bringt der Schock und die emotionale Anspannung so mit sich, das ist ganz normal - prüfe Dich selbst, ob Du Dich für arbeitsfähig hältst.


6.) Jetzt musst Du beim Standesamt oder Bürgeramt die Sterbeurkunde beantragen - (mit Totenschein und Ausweis)


Erstmal musst Du herausfinden, zu welchem Amt Du gehen musst. Das sollte über eine rasche Google-Abfrage herauszufinden sein, indem Du den Namen der Stadt, in der der verstorbene Mensch gewohnt hat, und das Stichwort Sterbeurkunde angibst. Meistens ist es das Standesamt, aber eben nicht überall. Bei uns in Deutschland geht halt nichts ohne die entsprechende Bescheinigung. Und die Sterbeurkunde ist neben dem Totenschein eine sehr wichtige Bescheinigung, die Du noch oft gebrauchen wirst. Weil Du noch eine ganze Reihe von Sterbeurkunden im Original vorlegen musst - zum Beispiel bei allerlei Versicherungen -, kann es hilfreich sein, wenn Du Dir gleich mehrere Sterbeurkunden anfertigen lässt. Irgendwas zwischen fünf oder zehn Stück ist eine gute Zahl.




Manchmal übernehmen es auch die Bestatter, sich um die Sterbeurkunde zu kümmern, wenn Du also schon einen guten Bestatter Deiner Wahl gefunden hast, dann solltest Du dort zuerst nachfragen, ob das geschehen kann. 

Aber Achtung, das Amt braucht eine ganze Reihe von zusätzlichen Dokumenten, bevor es Dir die Sterbeurkunden ausfertigen kann. Dabei kommt es darauf an, welchen Familienstand der gestorbene Mensch gehabt hat: 

- Mitbringen musst Du: Totenschein und Ausweis des gestorbenen Menschen
- Deinen eigenen Personalausweis musst Du ebenfalls mitbringen
- Die Geburtsurkunde dann, wenn der gestorbene Mensch nicht verheiratet war
- Die Heiratsurkunde, wenn der gestorbene Mensch verheiratet war
- Bei Geschiedenen braucht es dazu auch noch das Scheidungsurteil
- Bei Verwitweten braucht es die Sterbeurkunde des gestorbenen Partners
- Und im Falle einer Lebenspartnerschaft gibt es auch hierfür eine Partnerschaftsurkunde

Was muss ich tun? - Falls Du schon einen Bestatter gefunden hast, frag dort, ob dieser die Sterbeurkunden mitbesorgen kann. Ansonsten musst Du selbst herausfinden, welches Amt für Sterbeurkunden in Deiner Stadt/deinem Ort zuständig ist und dort hingehen mit den oben genannten Unterlagen dabei.

Warum ist das so wichtig? - Wir leben in Deutschland. Da geht nichts ohne Bescheinigung.



7.) Die Trauerfeier vorbereiten und Dir Gedanken darüber machen, was Dir gut tun würde bei diesem Abschied


Mit der Trauerfeier ist das so eine Sache - meistens ist sie für die Menschen, die sie organisieren müssen, so eine Art "Großes Schwarzes Loch", weil der gestorbene Mensch in der Regel keine Wünsche oder Verfügungen für die Feier hinterlassen hat. In den seltensten Fällen haben sich Menschen vorher darüber unterhalten, wie sie sich ihre eigene Trauerfeier vorstellen würden. Deswegen würde ich Euch zur Gestaltung einer Trauerfeier immer diese drei Leitlinien empfehlen: 

1.) Die Feier darf bzw. sollte den Hinterbliebenen gut tun und ihnen etwas geben 
2.) Zugleich darf bzw. kann der gestorbene Mensch in der Feier sichtbar werden
3.) Optimal ist es also, eine gute Brücke zwischen diesen beiden Polen zu bauen

Schon lange ist die Gestaltung einer Trauerfeier nicht mehr alleine in der Hand kirchlicher Würdenträger, sondern es gibt viele freie Ritualgestalter und freie Trauerredner, die das übernehmen können. Wichtig ist immer die Frage nach Musik: Welche Musik hat der gestorbene Mensch gerne gehört? Außerdem stellt sich die Frage nach der Länge der Trauerfeier. In seinem Buch "The End" beschreibt der moderne Bestatter Eric Wrede aus Berlin das Problem, das den meisten Trauerfeiern nur ein Zeitfensterchen von 20 Minuten zugestanden wird, während die Gäste für die folgende Trauerfeier draußen schon mit den Hufen scharren. Das ist tatsächlich oft ein Problem. Deswegen kann es eine gute Idee sein, gleich zwei Trauerfeier-Zeitfenster hintereinander zu buchen, um mehr Zeit zu gewinnen - was natürlich auch das Doppelte an Raummiete kosten wird.

Wer noch ein paar weitere Impulse und Gedankenanstuppser für die Gestaltung einer Trauerfeier braucht, findet viele Ideen in meinem Blogartikel "27 Ideen zum Thema: Wie gestaltet man eine moderne Trauerfeier?", den Ihr unter diesem Link hier finden könnt....

Was muss ich tun? - Mach Dir Gedanken, was Dir gut tun würde und wie Du die Trauerfeier gestalten möchtest, lass Dich, wenn Du magst, von den Ritual-Ideen und Impulsen meines Beitrags dazu inspirieren - organisiere Trauerredner, Musiker, Orte, was Du magst, hierbei können Dir die Bestatter helfen, sie haben Kontakte und Ideen 

Warum ist das so wichtig? - Die Trauerfeier ist eine gute Möglichkeit, diesen letzten Abschied gut zu gestalten. Das ist natürlich, wie alles im Augenblick, ziemlich überfordernd, kann aber zu einem guten ersten Schritt werden auf dem weiteren Weg. 


8.) Die ersten wichtigen Versicherungen und den Arbeitgeber informieren - zeitnah den Informationspflichten nachkommen


Die wichtigsten Versicherungen, die ganz schnell informiert werden müssen, sind: Lebensversicherungen, Risiko-Lebensversicherungen, Unfallversicherungen und ggf. die Sterbegeldversicherungen. Diese müssen in der Regel innerhalb der ersten 48 Stunden nach dem Todesfall informiert werden, so steht es in den meisten Verträgen drin. Sprich: Wenn Du dieser Informationspflicht nicht nachkommst, kann es unter Umständen sein, dass sich die Versicherer verweigern, Dir das Geld auszuzahlen, um das es jetzt geht. Dass Du gerade ganz andere Sorgen und Gefühle hast, ist vollkommen klar, aber vielen oder sogar den Versicherungen meistens trotzdem eher egal. In der Regel sollte ein Telefonanrunf ausreichen, es ist aber trotzdem mehr als sinnvoll, nach dem Anruf noch rasch eine Mail hinterherzuschicken mit den wesentlichen Informationen darin und mit der Bemerkung "Wie gerade telefonisch besprochen..." - denn dann kannst Du auch nachweisen, dass Du Deiner Informationspflicht wirklich nachgekommen bist.


Genauso wichtig kann es sein, in den ersten 48 Stunden den Arbeitgeber des gestorbenen Menschen zu informieren, falls dieser einem Beruf nachgeht - dort wird der Mensch ja vermutlich vermisst werden, außerdem hat der Arbeitgeber selber wichtige Informationspflichten zu erfüllen, wenn er vom Tod eines seiner Mitarbeiter erfährt.

Wann muss das geschehen? - Idealerweise innerhalb der ersten 48 Stunden nach dem Todesfall, wobei zwei Tage bei manchen Versicherungen die spätmöglichste Meldegrenze sein können, also besser: je eher, desto besser. 

Was muss ich tun? - Such Dir die Versicherungsunterlagen heraus, alles, was Du finden kannst. Vielleicht gibt es sogar schon eine Liste aller bestehenden Versicherungen und der dazugehörigen Informationspflichten? Das wäre hilfreich, ist aber oft nicht der Fall, leider. Ruf die Versicherungen an und informiere sie mündlich, schicke am besten eine kurze Mail hinterher, "wie soeben mündlich besprochen", und drucke sie aus, damit Du in jedem Fall nochmal dokumentieren kannst, dass Du die Informationen rechtzeitig weitergegeben hast 

Warum ist das so wichtig? - Es geht um Geld, das Du bekommst, vielleicht sogar um sehr viel Geld, es geht Ansprüche, die Du hast. 


9.)  Fertige eine Liste an, was später noch alles zu regeln sein wird - Finanzamt, Auto, Handys, Miete, Abos und, und, und...


Mach Dir eine Liste, was sonst noch zu regeln sein wird, aber nicht sofort geschehen muss. Weitere Versicherungen, die über den Tod informiert werden müssen, aber nicht mehr binnen der ersten 48 Stunden, sind beispielsweise: Private Rentenversicherungen, Krankenversicherungen, Hausratsversicherungen, Kfz-Versicherungen, Pflegeversicherungen, Rechtsschutzversicherungen, Wohngebäudeversicherungen, etc. Ein wichtiger Hinweis zu bestehenden Bankkonten: Diese sollten erst später aufgelöst werden, weil ja wegen noch laufender Verträge vermutlich auch noch Abbuchungen von diesen Konten erfolgen könnten. 

Was es sonst noch später zu regeln geben könnte (eine Auswahl):

- Das Auto ggf. abmelden oder es verkaufen. 
- Nachsendeauftrag bei der Post beantragen
- Vereine informieren, in denen der gestorbene Mensch Mitglied war
- Zeitschriftenabos kündigen
- Digitalen Nachlass regeln (Soziale Medien etc.)
- Mietverträge etc. kündigen

Und, ebenfalls ganz wichtig: Innerhalb der ersten drei Monate nach dem Todesfall muss übrigens auch das Finanzamt informiert werden, weil es dann um die Erbschaftssteuer geht, hier hast Du eine Informationspflicht.

Was muss ich tun? - Mach Dir erstmal nur eine Liste, was Du später noch tun musst, aber jetzt nicht sofort tun musst. 


10.) Prüfe ob Du einen Erbschein brauchst oder das Erbe ausschlagen möchtest, dies muss binnen 6 Wochen geschehen


Das mit dem Erbschein ist so eine Sache - es ist leider ein bisschen kompliziert und es kann leider auch sehr teuer werden, weil sich die Kosten des Erbscheins an dem zu erwartenden Erbe orientieren, zu dem dann auch Grundstücke, Häuser, alle Besitztümer gehören können. Aber nicht alle brauchen auch einen Erbschein. Vor allem, wenn die gesetzliche Erbfolge ganz eindeutig ist, braucht es nicht unbedingt einen Erbschein. Wenn es ein Testament gibt, in dem das Erbe geregelt ist, ebenfalls nicht immer, jedenfalls, wenn alle Erben dieses Testament so akzeptieren können. 

Wichtig ist, dass Du, falls Du das 
Erbe ausschlagen möchtest, dies innerhalb von sechs Wochen nach dem Tod des so genannten "Erb-Lassers" tun solltest (ich mache in diesen Wort gerne einen zusätzlichen Kopplungsstich rein, weil ich selbst sonst immer an das Blasswerden, also das Erblassen im Sinne von körperlicher Reaktion denken muss, was zum Trauerprozess angeht). Was den Erbschein selbst angeht, gibt es unterschiedliche Angaben: In manchen Texten heißt es, dieser müsse innerhalb der ersten 14 Tage beantragt werden, deswegen habe ich diesen Punkt mit auf die Liste der elf wichtigsten To Dos nach dem Todesfall genommen - wobei mir manche Bestatter als Reaktion gespiegelt haben, dass das gar nicht in allen Städten und Gemeinden so möglich ist. 

Sollte es jedoch Testament geben, sollte dieses alsbald - am besten in den ersten 14 Tagen - zu der so genannten Nachlasstelle des jeweiligen Amtsgerichts gebracht werden. Das Nachlassgericht ist auch für das Ausstellen des Erbscheins verantwortlich. 

Wann muss das geschehen? - Darüber gibt es unterschiedliche Angaben - wenn Du das Erbe nicht annehmen möchtest, hast Du sechs Wochen, um das zu melden 

Was muss ich tun? - Gibt es ein Testament? Gibt es viel zu vererben? Ist ganz klar, wer der Erbe ist? Solche Fragen musst Du erstmal klären.

Warum ist das so wichtig? - Nun ja, es geht halt ums Erbe. Je nach Familien- und Erbenkonstellation kann das ein empfindliches Thema sein.


11.) Nimm Dir jetzt Zeit, um in Dich hineinzuhorchen und versuch Dich zu sortieren - vielleicht über ein Schreibbuch


So, jetzt bist Du auch mal selbst dran. Vielleicht wirst Du feststellen, dass Du innerlich ganz aufgewühlt und ganz durcheinander bist. Oder Du wirst feststellen, dass Du gar nicht so wirklich fühlen kannst, was in Dir gerade los ist, weil Du Dir taub und stumpf vorkommst. Keine Sorge, beides kann ganz normal sein. Wie überhaupt vieles ganz normal sein kann, von dem Du Dir nie vorher hättest vorstellen können, dass es mal ganz normal sein würde. Manchen Menschen, mit denen ich zu tun hatte, hat es geholfen, sich ein Blankonotizbuch zuzulegen und alles, was in ihrem Inneren los ist, aufzuschreiben, es einfach mal rausfließen zu lassen, ganz ungefiltert, ganz unsortiert, als einen so genannten "Stream Of Consciousness", also einen Bewusstseinsstrom. Bei einem solchen Schreiben geht es nicht etwa darum, lesenswerte Texte zu verfassen, deren spätere Lektüre anregend ist, sondern es geht einfach nur ums Rausschreiben von allem, was gerade in einem toben kann. 


Wichtig ist, dass Du in all dem Trubel, den ein Todesfall mit sich bringt, immer auch mal an Dich selber denkst. Wenn Du das Gefühl hast, dass Du später Hilfe brauchen könntest, kann Dir vielleicht eine Liste von Trauerbegleitern oder Trauerangeboten aus Deiner Region helfen, die es zum Beispiel über die Website des Bundesverbands Trauerbegleitung unter dem Stichwort "Trauerbegleitende finden" geben kann (siehe diesen Link). 

Du bist jetzt auf dem Weg - also auf Deinem eigenen Weg. Der Start ist überfordernd und holprig, vieles kann und wird sicher auch weiterhin überfordernd und holprig bleiben. Das wäre normal. Vieles ist jetzt normal. Vor allem das eine: Dass Du selbst in einer absoluten Ausnahmesituation bist. Wenn Du magst und kannst, dann lass Dich auf diesen Gedanken ein. 




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Der Autor dieser Zeilen bietet Trauerbegleitung an in Osnabrück und im Osnabrücker Land an und hat eine Ausbildung zum Trauerbegleiter absolviert (Große Basisqualifikation gemäß des Bundesverbands Trauerbegleitung) und bietet Podcasts rund um das Thema Trauer an (bitte hier klicken). Thomas Achenbach ist der Autor der Bücher "Männer trauern anders - was ihnen hilft und gut tut", 168 Seiten, Patmos-Verlag und "Mitarbeiter in Ausnahmesituationen - Trauer, Pflege, Krise", 220 Seiten, Campus-Verlag. Mehr Infos auf www.thomasachenbach.de

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Der neue Podcast von Thomas Achenbach: "Trauergeschichten - Menschgeschichten", Gespräche über Leben, Tod und Sterben, jetzt online

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