Dienstag, 3. November 2020

Wenn Mitarbeiter oder Kollegen trauern, was können wir dann tun? Ein Video-Interview zu meinem aktuellen Buch "Mitarbeiter in Ausnahmesituationen" - und warum ich im zweiten November-Lockdown nicht mehr jede Woche etwas neues in meinem Blog veröffentlichen werde - außerdem ein paar Gedanken dazu, welche Art von digitaler Transformation die Trauerbegleitung jetzt braucht

Osnabrück - Manchmal ist es fast schon unheimlich, wie sich die Dinge plötzlich beschleunigen - auch für uns, die wir als Ehrenamtliche oder Hauptamtliche in Trauerbegleitung und im Hospizkontext unterwegs sind, hat sich die Corona-Pandemie spätestens mit dem zweiten Lockdown im November 2020 als ein so genannter "Game Changer" herausgestellt, die Notwendigkeit für Veränderung wird überall sichtbar - nur dass keiner so genau sagen kann, wo die Reise eigentlich hingeht und was genau jetzt eigentlich nötig wäre... Was das alles mit meiner Arbeit zu tun hat und warum es dazu führt, dass ich in diesem Blog nicht mehr wie bisher jede Woche einen neuen Artikel veröffentlichen werde, sondern vielleicht nur noch alle 14 Tage, darum geht es in diesem Artikel. 

Wie ist die Situation im zweiten Lockdown? Irgendwie ziemlich durcheinander, so wie ich das beobachte: Trauergruppen, die sich nicht mehr treffen dürfen - oder deren Leiter sich derzeit nicht trauen, ein Gruppenangebot durchzuführen, obwohl es rein von den Auflagen her noch möglich wäre. Denn im Bereich Selbsthilfe etc. dürfen sich, zumindest in Niedersachsen, weiterhin Gruppen treffen. Aber warum dürfen sie das? Widerspricht das nicht rudimentär der Botschaft aus Berlin, die sich so lesen lässt: Reduzieren Sie jetzt Ihre Kontakte. Alle Ihre Kontakte. Jetzt. Und zwar radikal. Wieso muss ich meinen besten Freunden sagen, es darf mich nur eine Familie aus einem Haushalt bei mir zuhause besuchen, während es parallel zumindest theoretisch möglich wäre, ein Gruppentreffen mit bis zu zehn Menschen aus bis zu zehn verschiedenen Haushalten anzubieten? Da passt doch was nicht... 

Die digitale Transformation erreicht die Trauerbegleitung (Foto: Thomas Achenbach)

Wobei das Bedürfnis nach Teilnahme an einer Trauergruppe oftmals so hoch ist wie selten zuvor, das ist eine Beobachtung, die ich jetzt immer öfter gespiegelt bekomme und die sich mit meinen eigenen Erfahrungen deckt. Aber macht man sich auf der Suche nach Erfahrungswerten mit Online-Trauergruppen und mit den verschiedensten Plattformen für Videokonferenzen - und mit dem Datenschutz -, gibt es noch recht wenig. Genau um all diese Fragen und all diese Themen wird es auch in einem meiner ersten Online-Video-Seminare gehen, die ab sofort über den Landesstützpunkt für Hospizarbeit und Palliativversorgung aus Niedersachsen buchbar sind (siehe in dieser Liste mit Veranstaltungen). 

Bald im Angebot: Netzwerkaustausch über Trauerbegleitung

Und während wir auf der einen Seite an digitalen Angeboten arbeiten, wird auf der anderen Seite alles abgesagt: Vier Vorträge und drei Workshops hätten für mich im November auf der Agenda gestanden, nichts davon findet statt. Derweil wir an digitalen Angeboten arbeiten, planen die Veranstalter und ich allerlei Ersatztermine für 2021, von denen wir sehr hoffen, dass sie dann stattfinden können. Das alles hält mich gerade ziemlich beschäftigt, deswegen werde ich auch die Arbeiten an diesem Blog vorübergehend ein wenig reduzieren. Wobei es hier nicht still werden wird, nicht in 2020 und auch nicht in 2021, das sei an dieser Stelle schon einmal versprochen.

Im Video-Interview: Krankschreibung wegen Trauer?

In der Zwischenzeit könnte ich ein Video-Interview anbieten, das Anne Kreisel von der Plattform bohana.de mit mir zu den Themen Trauer und Krankschreibung sowie Trauer im Arbeitsleben durchgeführt hat. Es lässt sich unter diesem Link finden, ich freue mich über Interesse - und aktualisieren diesen Blogbeitrag, sobald ich etwas Neues weiß....

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Der Autor dieser Zeilen bietet Trauerbegleitung an in Osnabrück und im Osnabrücker Land an und hat eine Ausbildung zum Trauerbegleiter absolviert (Große Basisqualifikation gemäß des Bundesverbands Trauerbegleitung) und bietet Podcasts rund um das Thema Trauer an (bitte hier klicken). Thomas Achenbach ist der Autor der Bücher "Männer trauern anders - was ihnen hilft und gut tut", 168 Seiten, Patmos-Verlag und "Mitarbeiter in Ausnahmesituationen - Trauer, Pflege, Krise", 220 Seiten, Campus-Verlag. Mehr Infos auf www.thomasachenbach.de

Lesungen, Vorträge, Workshops, Seminare, Trauergruppen und mehr: Alle aktuellen Termine mit Thomas Achenbach finden sich unter diesem Link 

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