1.) Das Licht uminterpretieren: So wie die Aktion des "World Wide Candle Lighting" - einer Traueraktion für verwaiste Eltern, die sehr bewusst mitten in der Adventszeit stattfindet - einen Leuchtpunkt zum Gedenken an verstorbene Kinder setzt, lässt sich auch das jetzt überall strahlende Licht neu interpretieren, nämlich als das Licht des oder der Verstorbenen, das immer noch leuchtet, also im Inneren, in uns selbst. Wer sich daheim eine Kerze anzündet, mag darin ein Symbol für dieses Leuchten sehen können - und weniger eine stimmungsvolle oder festliche Dekoration zur adventlichen Besinnung.
2.) Versuchen, da durchzugehen und es auszuhalten: Manchmal muss das einfach reichen. Jeden durchlebten Tag als einen Erfolg betrachten, auch, wenn es sicher nicht einfach ist. Klingt schwach, ist aber viel wert. Denn das berichten Trauernde oftmals in dieser Zeit: Dass es manchmal schwer genug fällt, jeden einzigen Tag auszuhalten. Hier kann ein kleines Erfolgstagebuch weiterhelfen. Sätze wie "Wieder einen Tag ausgehalten" oder vielleicht "War heute gar nicht so schlimm wie gestern" oder "...wie zuerst erwartet" zu notieren, kann einem dabei helfen, sich bewusst zu machen, dass manches besser läuft als man es vielleicht denkt. Das setzt einen kleinen Ankerpunkt. Vielleicht gibt es ja sogar hier und da ein paar weitere Erlebnisse, die in den Bereich des Schönen und Aufschreibenswerten fallen. Gesammelt in einem kleinen Erfolgstagebuch kann schnell eine wertvolle Schatzsammlung guter Lebensaugenblicke daraus werden. Kann gut tun.
3.) Die Adventsdekoration auf die Trauerstelle ausweiten: Einen Tannenzweig vom Adventskranz oder vom Weihnachtsbaum abschneiden und ihn an die Trauerstätte legen - auf das Grab, falls vorhanden. Die Verstorbenen und die Trauer also in dieser Form in die Feierlichkeiten zu integrieren. Das kann ein kleines, aber wirkungsvolles Symbol sein.
4.) Ganz bewusst die Trauerstätten aufsuchen: Nun soll die Advents- und Weihnachtszeit ja eigentlich eine Zeit der Familie sein, des Zusammenseins, des Miteinanders. Es ist gerade diese übermäßige Aufladung mit Harmonie und Bedürftigkeit, die diese Tage so schwer macht. Aber auch das lässt sich uminterpretieren: Wenn also die Adventszeit eine Zeit der Familie ist, dann darf sie auch eine Zeit sein, die oft am Grab oder an der Trauerstätte verbracht werden darf. Denn dorthin zu gehen, erleben viele als eine Art "Kontakt halten können", dort haben sie das Gefühl, den Verstorbenen nahe zu sein. Und darum geht es ja in der Weihnachtszeit. Das "nahe sein". Und um Transzendenz. Na also.
Kerzen anzünden als bewusste Geste des Erinnerns und Gedenkens - so lässt sich das Leuchten in der Weihnachtszeit auch für Trauernde (um-) interpretieren. (Thomas-Achenbach-Foto) |
5.) Anderen trotz allem ein frohes Fest wünschen: Vor allem in der Weihnachtszeit wächst bei allen anderen, die nicht in Trauer sind, die Unsicherheit, wie sie mit Menschen umgehen sollen, die einen Verlust zu beklagen haben. Da kann es sein - wenn es schlecht läuft -, dass sogar die Weihnachtskarten ausbleiben, weil es sich für die Absender nicht passend anfühlt, ein "frohes Fest" zu wünschen. Es fällt schwer zu akzeptieren, dass gerade in dieser Zeit, die so mit Nähe und Verbundenheit gefüllt sein soll, das Thema Trauer nicht willkommen zu sein scheint. Und dennoch gilt: Anderen etwas Gutes zu tun, fühlt sich selbst gut an. Wem es gelingt, auch in einer emotionalen Krisensituation - also in Trauer - all seinen Freunden, Nachbarn, Verwandten und Bekannten mit Milde und guten Wünschen zu begegnen, aktiv auf sie zuzugehen und ihnen ein frohes Fest zu wünschen, trägt ebenfalls ein Stückchen Weihnachten in die Welt hinein. Einen Versuch wäre es wert.
Und schließlich, auch dieser Hinweis ist wichtig (auch wenn er einen zugegebenermaßen eigenwerblichen Charakter hat - daher als Extra-Hinweis):
6.) Nicht zögern, sich Unterstützung zu suchen: Ausgebildete Trauerbegleiter können eine gute Hilfe sein. Sie stehen immer auch für Einzelgespräche, Einzeltermine oder Beratungsgespräche zur Verfügung und müssen nicht "in Serie gebucht werden", manche bieten ihre Dienste auch ehrenamtlich an. Das kann gerade in dieser schweren Zeit hilfreich sein, wenn sich das Gefühl breitmacht, nicht alleine da durchgehen zu können. Begleiter lassen sich leicht finden, weil der Bundesverband Trauerbegleitung - in dem der Autor dieser Zeilen, Transparenzhinweis, Mitglied ist - eine Liste auf seiner Website veröffentlicht (diese lässt sich hier anklicken).
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Der Autor dieser Zeilen steht in Osnabrück und im Osnabrücker Land als Trauerbegleiter zur Verfügung. Thomas Achenbach ist zertifizierter Trauerbegleiter nach den Standards des BVT (Große Basisqualifikation).
Thomas Achenbach ist der Autor dieser drei Bücher:
-> "Das ABC der Trauer - 77 Rituale und Impulse" (Patmos-Verlag)
-> "Mitarbeiter in Ausnahmesituationen - Trauer, Pflege, Krise" (Campus-Verlag)
-> "Männer trauern anders - was ihnen hilft und gut tut" (Patmos-Verlag)
Mehr Infos auf www.thomasachenbach.de.
Lesungen, Vorträge, Workshops, Seminare, Trauergruppen und mehr: Alle aktuellen Termine mit Thomas Achenbach finden sich unter diesem Link
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