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Mittwoch, 18. März 2020

Auch dieses ganz unnormale Leben in der Krise könnte uns irgendwann normaler vorkommen als wir es jetzt glauben... Ein paar persönliche Gedanken in diesen Zeiten der Coronakrise - weil ja eh die ganze Welt derzeit über nichts anderes mehr spricht und schreibt

Osnabrück - Dass ich noch vor wenigen Tagen morgens einfach in Osnabrücker in einen Zug steigen und mir in der Hamburger Kunsthalle eine Ausstellung zum Thema Trauer ansehen konnte, um dann am Nachmittag zurückzukehren und pünktlich meine Tochter aus der Kita abzuholen... das ist inzwischen in diesen Tagen der sich jede Stunde verschärfenden Coronakrise absolut undenkbar geworden. Und derweil ich diese Zeilen tippe, ist noch unklar, ob auch in Deutschland bald eine generelle Ausgangssperre verhängt wird. Auf diesem Blog etwas über das Coronavirus zu schreiben - nein, das hatte ich eigentlich nicht vor. Weil ja alle derzeit drüber schreiben und es nur noch dieses eine Thema zu geben scheint. Aber das Coronavirus hat nicht nur meinen Alltag, sondern auch meinen Masterplan für diesen Blog ordentlich durcheinandergewürfelt (ich hatte eine ganze Artikelserie zum Thema Trauer am Arbeitsplatz vorbereitet als Ergänzung meines gerade erschienen Buches). Und das Coronathema brennt mir natürlich auch irgendwie auf der Seele. Jetzt also doch ein paar Zeilen. 

Meine Tochter hat heute ein Hörspiel gehört. Bibi Blocksberg ist mit ihren Eltern in den Italienurlaub geflogen und hatte schon im Landeanflug von den schönen Stränden dort geschwärmt. Ausgerechnet Italien. Ausgerechnet per Flugreise. Inzwischen ist das eine Geschichte wie aus einer anderen Welt. Fast hätte ich gesagt: aus einer verlorenen Welt. So kommt einem das jedenfalls jetzt vor. Vor wenigen Tagen war das noch unsere Welt, so wie wir sie kannten, so wie sie uns ganz normal erschienen ist. Jetzt gibt es diese Welt so nicht mehr und ob sie jemals so wiederkommen wird wie vorher, scheint uns derzeit fast undenkbar. Zu massiv sind die Beschädigungen, mit denen wir uns jetzt jeden Tag auseinandersetzen müssen. Was das alles mit Trauer zu tun hat (denn es handelt sich hierbei ja um einen Trauerblog)? 

Besser mal daheim bleiben... (Foto: Pixabay.de, CC-0-Lizenz)

Sehr viel mehr als man so denkt: Denn genauso kann sich Trauer anfühlen. Das haben mir viele der Menschen, die ich begleitet habe, immer wieder so geschildert. Vielleicht sind ihre Erfahrungen nun auch im Kontext dieser Coronakrise etwas, von dem wir anderen lernen können (dieser Überzeugung - dass wir Nichtbetroffenen von Trauernden etwas lernen können - bin ich ja sowieso). 

Auch an die Ängste werden wir uns gewöhnen müssen


Sich an einen Zustand des ganz Unnormalen (und Irrealen) irgendwann gewöhnen zu müssen und dieses Unnatürliche als seine neue Normalität akzeptieren zu lernen, vielleicht sogar inklusive der dazugehörigen Schmerzen, das zumindest ist eine der Lernaufgaben, die Trauer mit sich bringen kann. Und die Coronakrise ebenfalls. Wobei bei dieser Krise noch die kollektiven Ängste dazukommen. Auch an diese Ängste als unsere neue Normalität werden wir uns irgendwie gewöhnen müssen. Was für eine grimmige Zeit: Alles was wir an vermeintlichen Selbstverständlichkeiten kannten, ist entweder bereits aufgehoben oder weiterhin in Gefahr. Was uns wieder einmal lehrt: Es ist eben nichts selbstverständlich im Leben eines Menschen. Weil Menschsein bedeutet, zerbrechlich zu sein. 

Ein Wort ist in aller Munde... (Foto: Pixabay.de, CC-0-Lizenz)

Dass wir morgens daheim im eigenen Bett aufwachen können, beispielsweise. Dass wir frei atmen können. Dass wir das Haus für einen Spaziergang verlassen können, rausgehen und frische Luft tanken können. Dass unser Bewegungsspielraum auf mehr als nur ein Zimmer ausgelegt ist. Dass wir das, was wir gerne wollen, jederzeit in einem Geschäft kaufen können. Dass wir die Menschen, die wir lieben, unbeschadet wiedersehen können, wenn ein neuer Tag beginnt. Dass wir ins Auto oder in die Bahn oder den Bus steigen und überall hinfahren können, in ein anderes Land, in eine andere Stadt, um die Ecke. All das und so viel mehr. Es gibt viele Menschen, die sich jeden Abend etwas Zeit dafür nehmen, sich die positiven Ereignisse des Tages noch einmal in Erinnerung zu rufen und sie festzuhalten, weil wir Menschen von unserer grundsätzlichen Programmierung stärker auf das Negative fokussiert sind. Ich gehöre dazu und glaube ganz stark an die Kraft einer solchen Technik. Jedenfalls in normalen Zeiten

Jeden Tag die "Immerhins" sammeln, kann hilfreich sein


Denn selbst die totalen Superprofis in Sachen täglicher Positivorientierung haben dabei selten solcherlei vermeintlicher Grundsätzlichkeiten mit berücksichtigt. Ich bin dankbar dafür, dass ich heute frei atmen, mich bewegen und daheim in meiner eigenen Wohnung bleiben konnte - und nichts davon ist selbstverständlich. Das wird in den nächsten Tagen einer der Standardsätze meines täglichen Wahrnehmungstrainings werden. Vor einigen Jahren hatte ich hier in einem Blogartikel empfohlen, während einer Krise statt des täglich erlebten Glücks einfach nur die "Immerhins" eines Tages zu sammeln - und vielleicht ist jetzt die Zeit reif dafür, dass wir uns alle das verstärkt angewöhnen.

Ein leeres Buch, ein Stift und ein paar kleine Immerhins - kann was bringen....  (Thomas-Achenbach-Foto)

Heute um elf Uhr vormittags hatte meine Tochter noch immer ihren Schlafanzug an. Heute hatte sie eine irre Freude daran, sich so einen "Schlumpftag" zu gönnen. Ihr Spaß an diesen simplen Dingen ist ungemein ansteckend. Heute konnten wir trotz Home-Office-Aktivitäten als Familie zusammensein und es ging allen gut. Heute konnten wir alle in unseren eigenen Betten schlafen und aufwachen. Heute waren wir alle gesund. Wir haben sogar eine kleine Radtour unternehmen können (übrigens zum Grab meiner Mutter, weil es meiner Tochter wichtig war, dorthin zu gehen). Immerhin, immerhin, immerhin... Und nichts davon ist selbstverständlich. Oder wie der Benediktermönch und Zen-Meister David Steindl-Rast es formuliert: Alles ist Gabe. Letztlich ist da was dran. Kommt alle gut durch die Krise, bleibt möglichst gesund, und wenn Ihr mögt, dann teilt Eure Immerhins mit uns...

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Der Autor dieser Zeilen bietet Trauerbegleitung an in Osnabrück und im Osnabrücker Land an und hat eine Ausbildung zum Trauerbegleiter absolviert (Große Basisqualifikation gemäß des Bundesverbands Trauerbegleitung) und bietet Podcasts rund um das Thema Trauer an (bitte hier klicken). Thomas Achenbach ist der Autor der Bücher "Männer trauern anders - was ihnen hilft und gut tut", 168 Seiten, Patmos-Verlag und "Mitarbeiter in Ausnahmesituationen - Trauer, Pflege, Krise", 220 Seiten, Campus-Verlag. Mehr Infos auf www.thomasachenbach.de

Lesungen, Vorträge, Workshops, Seminare, Trauergruppen und mehr: Alle aktuellen Termine mit Thomas Achenbach finden sich unter diesem Link 

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Der Podcast zu diesem Blog: Warum eine bayerische Behörde mit einer bislang einmaligen Initiative zum Vorreiter in Sachen Trauerkultur wird - ein Interview

Ebenfalls auf diesem Blog: Tipps zum Umgang mit Trauernden und mit Trauer - was Menschen in einer Trauer- und Verlustkrise hilft und was man Trauernden sagen kann 

Ebenfalls auf diesem Blog: Warum das Sterben in Deutschland seit Januar 2020 nochmal deutlich teurer geworden ist - Die so genannte Leichenschau steht in der Kritik

Ebenfalls auf diesem Blog: Die Kunden müssen die Bestatterbranche bewegen - was alles möglich sein kann, wenn Menschen in einer Verlustsituation das wollen

Ebenfalls auf diesem Blog: Was soll nach einem Todesfall gefeiert werden? "Nur" der Todestag - oder auch noch der Geburtstag des gestorbenen Menschen?

Ebenfalls auf diesem Blog: Tango auf der Trauerfeier, die Trauerrede als Audiodatei - was heute bei modernen Trauerfeiern alles möglich sein sollte

Ebenfalls auf diesem Blog: Der Fluch der Tapferkeit - warum es Menschen in der modernen Gesellschaft so schwer fällt Trauer als etwas Normales anzuerkennen

Lesungen, Vorträge, Workshops, Seminare, Trauergruppen und mehr: Alle aktuellen Termine mit Thomas Achenbach finden sich unter diesem Link 

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Montag, 10. Dezember 2018

Warum und wie auch Friedhöfe eine Kraftquelle sein können - Meine Dezember-Fotos für die Mitmachaktion des Bundesverbands Trauerbegleitung (letzter Beitrag zum Thema "Hoffnungsvoll und seelenschwer")

Ein paar Noten auf dem Grabstein- das sagt schon viel über den Menschen, der hier liegt.... (Thomas-Achenbach-Fotos)

Osnabrück - Können Friedhöfe eine Kraftquelle sein? Für manche mag diese Idee bizarre klingen und ungewohnt. Für manche ist der Friedhof eher ein Ort, der sie runterzieht, stimmungsmäßig. Ich mag Friedhöfe tatsächlich ganz gerne. Ich bin gerne dort, ich genieße die würdevolle Ruhe und den Frieden dort. Oder, wie auf dem herrlichen Heger Friedhof in Osnabrück, die Verbindung mit einem Wald. Für mich sind sie durchaus Orte, die mich erden können, die mich wieder mit anderem verbinden. Und damit sind Friedhöfe gut geeignet als mein letzter inoffizieller Beitrag zur offiziellen Fotoaktion "Hoffnungsvoll und seelenschwer" des Bundesverbands Trauerbegeleitung (BVT), die mich nun selbst ein ganzes Jahr lang zu einem biographischen Fotoprojekt inspiriert hat. 

Vor genau einem Jahr hatte der BVT dazu aufgerufen, sich Gedanken zu machen über diese Fragestellungen: Was sind Kraftquellen, Stolpersteine, was trägt mich in meiner Achtsamkeit, was ist hilfreich für meine Selbstfürsorge? Was bringt Wut in den Bauch, was streichelt meine Seele? Was lässt mich stolpern und wobei schöpfe ich Kraft? Bei der Aktion "Hoffnungsvoll und seelenscher" ging es jetzt ein Jahr darum, Gefühle und Ressourcen sichtbar zu machen. In Wort, Bild oder anderen Ausdrucksformen. Gleichermaßen sollte die Aktion dazu dienen, wieder fokussierter und konzentrierter durchs Leben gehen zu können. Das hatte mich angesprochen und ich habe darin ein gutes Projekt gesehen, das mich nun ein Jahr lang begleitet hat. Und das nun eben auf dem Friedhof endet, aber im Guten. 



Ich mag nicht nur die Stille, die Friedhöfe ausstrahlen, sondern vor allem die Idee, dass hier nicht einfach nur Menschen begraben liegen, sondern Geschichten. So wie Heinrich Heine es sagt: "Unter jedem Grabstein liegt eine Weltgeschichte". Vielleicht sind es ja sogar Geschichten, die andernorts noch erzählt und weitergetragen werden. Also etwas, das bleibt. Vielleicht sind es Geschichten, die verloren gegangen sind. Dann sind sie auch Teil des Lebens.



Ich verbinde mich auf Friedhöfen gerne mit der Idee meiner eigenen Sterblichkeit, so als quasi meditative Übung. Das geht an kaum einem anderen Ort besser als hier. Sich bewusst zu machen, dass man selber nichts anderes ist als so eine Hülle, die auch bald hier liegen kann – und wer so eine Arbeit macht wie ich, der weiß, dass das jeden Tag der Fall sein kann –, bringt wieder eine gute Portion an Demut zurück ins Leben, das bringt vieles wieder ins Gleichgewicht. Meistens lässt uns der Alltag nicht genug Demut erleben, dabei bräuchte es davon viel mehr, das ist meine feste Überzeugung.



Für mich sind Friedhöfe aber auch ein Ort einer großen Dankbarkeit. Wenn ich am Grab meiner Mutter stehe, bin ich auf einer tiefen Ebene verbunden mit all dem Guten, das es gegeben hat und ich denke dankbar daran zurück, dabei wissend und akzeptierend, das es all das Gute im Leben nicht ohne etwas Schlechtes geben kann. Weil das Leben immer ein Gleichgewicht braucht.



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Alle Infos zur Aktion "Hoffnungsvoll und Seelenschwer" gibt es auf der BVT-Website....

Erster Beitrag zur Fotoaktion (Januar): Warum auch meine alten ausgelatschten Chucks eine Kraftquelle für mich sind

Zweiter Beitrag zur Fotoaktion (Februar): Kraftquelle Waldeswillen - wie sich ein alter und gestürzter Baum einfach nicht unterkriegen lässt und warum das so gut tut

Dritter Beitrag zur Fotoaktion (März): Kraftquelle Kulturerlebnisse - wie sich mein Leben mit allen Tiefern und Höhen auch in Eintrittskarten abbilden lässt

Vierter Beitrag zur Fotoaktion (April): Kraftquellen Fotografie, Kreativität & Gestaltung: Wie das Fotografieren mir den Zen-Buddhismus näherbringt

Fünfter Beitrag zur Fotoaktion (Mai): Warum blühende Kastanien für mich zu einem Symbol dafür geworden sind, dass sich Krisen auch überstehen lassen

Sechster Beitrag zur Fotoaktion (Juni): Die alte Teekanne meiner Oma als ein Symbol für die Beständigkeit von Geteiltem im Leben - und für erlebtes Leiden

Siebter Beitrag zur Fotoaktion (Juli): Kindheit, die erste Heimat auf dieser Welt - so voller Mysterien und doch so zerbrechlich - von der Wirkmacht der ersten Jahre

Achter Beitrag zur Fotoaktion (August): Eintauchen in andere Welten durch Rock-LPs und ihre Plattencover - wie mir die Vermischung zweier Künste durch die Zeit half

Neunter Beitrag zur Fotoaktion (September): Standfest, sicher und ausgesetzt - warum die Bäume auf einem Osnabrücker Berg einen so hohen Symbolwert haben 

Zehnter Beitrag zur Fotoaktion (Herbst, die erste): Warum eine fundierte Ausbildung für einen Trauerbegleiter so wichtig ist und warum in meiner Schlümpfe eine Rolle spielen

Elfter Beitrag zur Fotoaktion (Herbst, die zweite): Ein ganzes Leben unter bunten Buchdeckeln - Warum Blanko-Notizbücher eine Kraftquelle sein können

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Der Autor dieser Zeilen 
bietet Trauerbegleitung an in Osnabrück und im Osnabrücker Land an und hat eine Ausbildung zum Trauerbegleiter absolviert (Große Basisqualifikation gemäß des Bundesverbands Trauerbegleitung). Er hält auch Vorträge zum Thema Trauer und Umgang mit Trauernden. Mehr Infos gibt es hier

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Ebenfalls auf diesem Blog: Die merkwürdige Beständigkeit der Dinge - warum das Wegwerfen von Sachen für Menschen in einer Trauerkrise erstmal nicht möglich ist

Ebenfalls auf diesem Blog: Eine der schwierigsten Aufgaben in einem Trauerprozess - überhaupt begreifen zu können, was da geschehen ist - was das so schwer macht

Ebenfalls auf diesem Blog: Der Fluch der Tapferkeit - warum es Menschen in der modernen Gesellschaft so schwer fällt Trauer als etwas Normales anzuerkennen

Ebenfalls auf diesem Blog: Wenn Töne und Texte die Seele ins Schwingen bringen, Teil #01: Serie über Trauer und Musik - die besten Songs und Alben über Trauer und Tod 




Mittwoch, 28. November 2018

Ein ganzes Leben unter mehreren bunten Buchdeckeln - Warum auch Blanko-Notizbücher eine Kraftquelle sein können - Meine zweiten November-Fotos für die Mitmachaktion des Bundesverbands Trauerbegleitung (plus: Tiipps für "Erfolgstraining" und "Superbuch")


Blanko-Notizbücher - ohne die geht es nicht.... (Alle Fotos: Thomas Achenbach)

Osnabrück - Für meine Lebensgestaltung sind sie essentiell - und auch sonst habe ich eine Schwäche für sie: Ohne Notizbücher könnte ich nicht leben. Sie sind ein ausgelagertes Gedächtnis, ein Ankerpunkt in der Erinnerung daran, was die Tage wertvoll gemacht hat und ein Sammelpunkt für alles, an das ich denken muss. Und weil ich gerade versuche, irgendwie drei bis vier Leben in eines zu packen - Familie, Hauptberuf, Trauerbegleitung, dazu noch das Schreiben, Bloggen, die Fotografie und noch das eine oder andere -, ist es besonders sinnvoll, alles, was gerade flüchtig im Gedächtnis herumspukt und das vielleicht erinnert werden sollte, rasch aufzuschreiben. In diesen verschiedenen Prozessen begleiten mich meine verschiedenen Notizbüchern, in denen sich mein ganzes Leben findet. Also sind sie eben auch: Kraftquellen. Außerdem: "Hoffnungsvoll und Seelenschwer". Und damit sind sie als Thema prädestiniert für meine inoffizielle Teilnahme an dieser offiziellen Aktion... als zweiter Beitrag im November, weil ich im Oktober keine Zeit dafür hatte.

Ich will ganz ehrlich sein: Am Anfang kam ich mir reichlich bescheuert vor, als ich damit begann, ein „Glückstagebuch“ oder „Erfolgstagebuch” anzulegen. Tagebuch zu führen, das hatte ich durchaus schon mal ausprobiert, aber es hatte mich doch immer irgendwie befremdet oder mir sehr wenig gebracht. Und dann als Über-30-Jähriger mit einer ganz besonderen Sorte Tagebuch anzufangen... – ganz schön Eso, irgendwie. Andererseits hatte ich auch noch die deutlichen Worte der Persönlichkeitstrainerin und Managementberaterin im Kopf, mit der ich damals einen Vortrag organisiert hatte: Man solle sich am Ende eines jeden Tages wenigstens drei Dinge notieren, die positiv gewesen sind. Um den Fokus auf das Gute im Leben zu richten. Denn: „Beachtung bringt Verstärkung.“ 



Ein simpler psychologischer Trick, der zu deutlich mehr Zufriedenheit im Leben führen soll. Und mehr Zufriedenheit hatte ich zu jenem Zeitpunkt in meinem Leben bitter nötig. Das war vor mehr als zwölf Jahren. Seither bin ich ein überzeugter Fan und Befürworter dieser Technik. Und habe keine Angst davor, es zugegeben. Manager nutzen diese Methode. Geschäftsführer nutzen sie. Erfolgreiche Menschen nutzen sie. Auch wenn es im ersten Moment etwas esoterisch anmuten mag: Es funktioniert. Ich persönlich nenne die Methode gerne „Positiv-Training“. Das klingt pragmatischer. „Glückstagebuch”, wie es viele bevorzugen, das schmeckt für mich dann doch zu sehr nach Teenagerträumen und Seifenoper. Aber „Training“ – das klingt hübsch aktiv und sportlich. Und so geht es: Man besorgt sich ein Buch mit leeren Seiten und einen Stift. Am Abend lässt man, vielleicht vor dem Schlafengehen, den Tag in Gedanken noch einmal Revue passieren und notiert sich einfach alles, was gut gewesen ist. Aber eben nur das. Das Schlechte bleibt einfach weg.




Das Ganze ist also weniger ein Tagebuch als vielmehr eine Art Wahrnehmungsschule. Für den Anfang reicht es, sich jeden Tag drei Dinge zu notieren. Schon nach wenigen Wochen werden es meiner Erfahrung zufolge automatisch mehr. Warum das Training so gut funktioniert, ist schnell gesagt: Weil man als Mensch zum Perspektivwechesl gezwungen ist. Denn von Natur aus ist der Mensch eben so gestrickt, dass er immer zuerst auf die negativen Seiten des Lebens sieht. Hand aufs Herz: Wenn Sie abends bei Familie oder Freunden erzählen, wie Ihr Tag gewesen ist – wie oft erzählen Sie etwas Gutes? Und wie oft etwas Negatives? Eher Letzteres, oder? Wie kommt das? Ganz einfach: es sind vor allem die kleinen positiven Ereignisse, die viel schneller in Vergessenheit geraten als alles, über das man sich aufregt. Wobei, eines muss klar gesagt sein: In einer Trauer- und Verlustkrise ist diese Technik erstmal zu ambitioniert. Aber es gibt eine ganz pragmatische und niederschwellige Methode, die sich dann anwenden lässt und die ich hier in diesem Blog bereits an anderer Stelle einmal beschrieben habe ("Sammeln Sie Ihre Immerhins..."). Aber dieses tägliche Training ist nur eines der Bücher, die ich in täglicher Benutzung habe.



Das andere ist mein "Superbuch". Ja, zugegeben, das klingt auch erstmal bizarr und esoterisch. Ist aber ganz einfach: Viele Jahre lang habe ich alles das, was mir gerade irgendwie im Kopf herumgespukt ist, auf den nächstverfügbaren Notizzettel oder auf einen gelben Post It geschrieben. Dazu kamen noch allerlei To-Do-Listen und Schmierzettel. Mit dem Resultat, dass ich irgendwann eine wilde und bei jedem Lüften durch die Gegend flatternde Sammlung an Minizetteln und Klebezetteln irgendwo herumliegen hatte, was erstens ziemlich schrecklich aussah und zweitens auch nicht unbedingt das gewünschte Ergebnis gebracht hatte (also: sich tatsächlich an etwas zu erinnern). Und je komplexer mein Leben so wurde, desto ausufernder wurde auch dieser Zettelberg. Ich bin tatsächlich erst sehr spät in meinem Leben und durch einen Blogbeitrag in "Frau Momos Minimalismus" auf die Methode mit dem Superbuch gestoßen. Die Idee ist eigentlich total simpel: Da kommt einfach alles rein. Alles. All die Zettelcheninhalte, Gedanken, Notizen, To Dos, Einkaufslisten, alles. Und wie Frau Momo so schön schreibt: Alles ganz unabhängig von geladenen Akkus. So begleiten mich zwei Notizbücher durch meinen Alltag: Mein Trainingsbuch und mein Superbuch. Und es kommen noch mehr dazu.


Denn es gibt noch Notizbücher mit zielgerichteten Notizen, also projektbezogene Bücher, wo ich alles, was das Projekt braucht, versammelt finde. Also: Jede Menge Leben und jede Menge Pläne und jede Menge Gutes ist da versammelt zwischen diesen Buchdeckeln. Und dennoch ist es immer wieder ein schönes Gefühl, ein neues, leeres Notizbuch in den Händen zu halten, aufzuschlagen und mit den ersten Zeilen zu beginnen. Das hat so etwas von: Das Leben geht weiter, ein neues Kapitel fängt an... Jedes Mal ein kleines Ritual der Erneuerung, der Fortsetzung und der weiteren Bereicherung (dafür, dass ich -Ung-Wörter eigentlich nicht ausstehen kann, waren das jetzt eine ganze Menge davon). Und damit ist ist auch das irgendwie "auch Hoffnungsvoll und Seelenschwer". So wie diese Aktion hier.




Denn der Bundesverband Trauerbegleitung (BVT) - in dem ich ebenfalls Mitglied bin - feiert seinen zehnten Geburtstag in Form einer kreativen Mitmachaktion, zu der noch bis zum Ende des Jahres alle, die Lust haben, zur Teilnahme aufgerufen sind. Auch ohne jeden Bezug zum Thema. Wobei es interessant sein kann, sich den BVT einmal näher anzugucken. Gegründet mit dem Ziel, der Ausbildung zum Trauerbegleiter in Deutschland einen einheitlichen Lehrplan und ein einheitliches Zertifikat verschaffen zu können, versteht sich der Verband inzwischen als Sprachrohr und Interessenvertretung für alle Menschen in einer Trauer- und Verlustkrise. Sie sind es auch, die sich zur Teilnahme an der Aktion eingeladen fühlen sollen (alle Infos gibt es unter diesem Link). Immer unter der Fragestellung: Was sind Kraftquellen, Stolpersteine, was trägt mich in meiner Achtsamkeit, was ist hilfreich für meine Selbstfürsorge? Was bringt Wut in den Bauch, was streichelt meine Seele? 

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Alle Infos zur Aktion "Hoffnungsvoll und Seelenschwer" gibt es auf der BVT-Website....

Erster Beitrag zur Fotoaktion (Januar): Warum auch meine alten ausgelatschten Chucks eine Kraftquelle für mich sind

Zweiter Beitrag zur Fotoaktion (Februar): Kraftquelle Waldeswillen - wie sich ein alter und gestürzter Baum einfach nicht unterkriegen lässt und warum das so gut tut

Dritter Beitrag zur Fotoaktion (März): Kraftquelle Kulturerlebnisse - wie sich mein Leben mit allen Tiefern und Höhen auch in Eintrittskarten abbilden lässt

Vierter Beitrag zur Fotoaktion (April): Kraftquellen Fotografie, Kreativität & Gestaltung: Wie das Fotografieren mir den Zen-Buddhismus näherbringt

Fünfter Beitrag zur Fotoaktion (Mai): Warum blühende Kastanien für mich zu einem Symbol dafür geworden sind, dass sich Krisen auch überstehen lassen

Sechster Beitrag zur Fotoaktion (Juni): Die alte Teekanne meiner Oma als ein Symbol für die Beständigkeit von Geteiltem im Leben - und für erlebtes Leiden

Siebter Beitrag zur Fotoaktion (Juli): Kindheit, die erste Heimat auf dieser Welt - so voller Mysterien und doch so zerbrechlich - von der Wirkmacht der ersten Jahre

Achter Beitrag zur Fotoaktion (August): Eintauchen in andere Welten durch Rock-LPs und ihre Plattencover - wie mir die Vermischung zweier Künste durch die Zeit half

Neunter Beitrag zur Fotoaktion (September): Standfest, sicher und ausgesetzt - warum die Bäume auf einem Osnabrücker Berg einen so hohen Symbolwert haben 

Zehnter Beitrag zur Fotoaktion (Herbst, die erste): Warum eine fundierte Ausbildung für einen Trauerbegleiter so wichtig ist und warum in meiner Schlümpfe eine Rolle spielen

Elfter Beitrag zur Fotoaktion (Herbst, die zweite): Ein ganzes Leben unter bunten Buchdeckeln - Warum Blanko-Notizbücher eine Kraftquelle sein können

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Der Autor dieser Zeilen 
bietet Trauerbegleitung an in Osnabrück und im Osnabrücker Land an und hat eine Ausbildung zum Trauerbegleiter absolviert (Große Basisqualifikation gemäß des Bundesverbands Trauerbegleitung). Er hält auch Vorträge zum Thema Trauer und Umgang mit Trauernden. Mehr Infos gibt es hier

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Ebenfalls auf diesem Blog: Die merkwürdige Beständigkeit der Dinge - warum das Wegwerfen von Sachen für Menschen in einer Trauerkrise erstmal nicht möglich ist

Ebenfalls auf diesem Blog: Eine der schwierigsten Aufgaben in einem Trauerprozess - überhaupt begreifen zu können, was da geschehen ist - was das so schwer macht

Ebenfalls auf diesem Blog: Der Fluch der Tapferkeit - warum es Menschen in der modernen Gesellschaft so schwer fällt Trauer als etwas Normales anzuerkennen

Ebenfalls auf diesem Blog: Wer Öffentlichkeit will, muss sie selbst herstellen - Praxis-Tipps für gute Presse- und Öffentlichkeitsarbeit für Hospiz-, Trauer & Palliativinitiativen


Ebenfalls auf diesem Blog: Wenn Töne und Texte die Seele ins Schwingen bringen, Teil #01: Serie über Trauer und Musik - die besten Songs und Alben über Trauer und Tod 


Dienstag, 20. November 2018

Warum es so wichtig ist, sich als Trauerbegleiter auf eine umfassende Grundausbildung verlassen zu können und warum für mich ein Koffer und die Schlümpfe als Symbole dafür stehen - Meine ersten November-Fotos für die Mitmachaktion des Bundesverbands Trauerbegleitung

Koffer. Schlümpfe. Trauer. Kann alles zusammengehören... (Alle Fotos: Thomas Achenbach).


Osnabrück - Eine solide Qualifizierung zu haben, das ist ein wertvolles Fundament, auf das sich bauen lässt. Ich merke das immer wieder, wenn ich mich auf eine Begleitung von Menschen in einer Trauer- und Verlustkrise vorbereite oder wenn ich während des Gesprächs an einen Punkt gerate, in dem ich spüre, ah ja, sieh mal, hier hättest Du noch vor wenigen Jahren vermutlich ganz anders reagiert. Ich habe meine Ausbildung zum Trauerbegleiter abgeschlossen mit der "Großen Basisqualifikation" - und dieser ganze Kurs, der sich über ein ganzes Jahr erstreckte, mit all seinen Teilnehmern und Dozenten und Inhalten war ein wertvoller Baustein meines Lebens. Zu den ganz wichtigen Bestandteilen dieser Ausbildung gehörten zwei Elemente: Koffer und Schlümpfe. Man könnte auch sagen: Tiefe und Leichtigkeit. Somit ist auch dieses Thema eben
 "Hoffnungsvoll und Seelenschwer". Und damit ist es ebenfalls gut geeignet für meine inoffizielle Teilnahme an dieser offiziellen Aktion... (und weil ich im Oktober vor lauter Stress keine Fotos habe machen können, gibt es im November nun zwei Beiträge)...

Wie das Leben oft so spielt... - kann das noch ein Zufall sein? Kaum waren die Schlümpfe mir in meiner Trauerbegleiterausbildung wiederbegegnet, also die kleinen Plastikfiguren, wie wir sie als Kinder in den 80ern geliebt haben, da stieß ich in meinem Elternhaus auf meine dort noch vorhandene ganz eigene Sammlung alter Schlumpffiguren. Von der ich gar nicht mehr wusste, dass sie dort noch auf mich wartete. Seither finden sich diese Schlümpfe in vielen Variationen immer wieder auch als Fotomotiv und als Symbolfiguren auf diesem Blog und auf meinem Kulturblog. Denn mit diesen kleinen Figürchen lässt sich wesentlich mehr machen als nur spielen oder seine Sammelleidenschaft bedienen. Das war eine der wichtigen Botschaften, die wir aus unserer Trauerbegleiterausbildung mitgenommen haben.



Wobei es natürlich nur eine von vielen Botschaften und Inhalten war, die diese insgesamt sehr reiche und sehr vielfältige Ausbildung uns vermittelt hat. Absolviert im Haus Ohrbeck in der Nähe von Osnabrück, startete diese sich über ein Jahr erstreckende Fortbildung im Februar und endete im März des darauffolgenden Jahres. In der Zeit dazwischen gab es Einheiten, die rund eine Woche lang gingen und Einheiten, die nur ein Wochenende beanspruchten. Unser Kurs, der sich alsbald hervorragend verstand, wuchs eng zusammen und wurde eine verschworene Einheit. Wenn wir zusammen waren, entstand Energie, da gab es ein gegenseitiges Getragensein und eine tiefe Vertrautheit. Was natürlich auch damit zu tun hat, dasss die Ausbildung zum Trauerbegleiter - sinnvollerweise - mit dem Erkunden der eigenen Biographien und der eigenen Trauerwege beginnt. Und da geht es dann gleich zu Beginn richtig ans Eingemachte. Das schweißt zusammen. Dazu kamen zahlreiche Sachinformationen – was ist Trauer, wie äußert sie sich, welche Prozesse gibt es –, psychologische und kreative Einheiten, Exkurse in Sachen Notfallseelsorge und Traumdeutung und einen Ausflug in ein Bestattungshaus. Aber das Allerwichtigste: Jeder von uns hat gelernt, eine Haltung zu entwickeln, aus der heraus er begleiten möchte. Das ist enorm wichtig und sehr hilfreich, es hilft mir bis heute. Und zu alledem gesellten sich dann noch die Schlümpfe.



Denn diese etwa daumengroßen Plastikschlümpfe lassen sich auch anders betrachten und einsetzen: Lässt man einmal ihre Comic-Herkunft beiseite und schaut sich die Figuren mal aus einem anderen Blickwinkel an, wird einem der Reichtum an Motiven und Symbolen bewusst, der sich hier entfaltet. Es gibt zum Beispiel einen Schlumpf mit einer Lupe, also einen Suchenden. Es gibt einen Schlumpf, der schwer zu tragen hat und ins Schwitzen gerät. Es gibt einen Papa-Schlumpf, der als Dirigent im Frack gerade den Taktstock schwingt. Überhaupt, die Figur des Papa Schlumpfs so als der Weise, Erfahrene, Väterliche. Und, und, und... Ein perfekt geeignetes Sammelsurium an Symbolismen und Bildern also, mit denen sich beispielsweise in einem Seminar oder einer Trauerbegleitung oder in einem Coaching sehr gut arbeiten lässt...



Anstelle der oftmals eingesetzten Bildkarten (meistens kombiniert mit einer Aufgabe wie: Suchen Sie sich eine aus, die zu ihrer aktuellen Situation passt und erklären Sie uns, warum Sie gerade diese Karte gewählt haben...) lassen sich nämlich Spielfiguren nehmen. Auch und gerade im Trauerkontext, denn gerade hierbei darf es auch mal spielerisch zugehen. Und eben weil diese Schlümpfe bei uns in der Ausbildung immer mal wieder eine Rolle spielten und wir das insgesamt ebenso witzig wie anregend fanden, hatten wir auch bald einen Spitznamen für unseren Jahrgang und die dazugehörige Whats-App-Gruppe: Die Trauerschlümpfe. Womit wir zum nächsten für mich wichtigem Symbol kommen: Meinem Koffer.



Denn auch der ist natürlich eher symbolistisch zu verstehen als gegenständlich. Rund ein Jahr nach dem Ende unserer Trauerbegleiterausbildung konnte es mir alles nicht schnell genug gehen. Mit frischem Hintergrundwissen ausgestattet, war ich sehr daran interessiert, mich und meine Dienste nun auch anzubieten - für konkrete Begleitungen, für Trauerseminare und Vorträge und für alles, was sich sonst noch anbot. Schnell war klar: Weil die Hospizgruppen und Hospize, denen ich mich als Trauerbegleiter angeboten hatte, jeweils auf einer zusätzlichen und oft wieder über ein Jahr dauernden eigenen Ausbildung bestanden (worin ich noch einen Kritikpunkt in Sachen Ausbildungswesen sehe, aber das nur am Rande bemerkt), würde ich also als Einzelanbieter unterwegs sein. Gerade zu diesem Zeitpunkt traf sich unser Ausbildungsjahrgang zum ersten Treffen rund ein Jahr danach zu einer weiteren Fortbildung bzw. Supervision. Und in dieser kam dann der Koffer mit ins Spiel...


Seinen eigenen noch ganz leeren und noch ganz blanken Koffer zu gestalten, diese Tätigkeit auch als eine Art Gedankenreise und Zwischenbilanz zu verstehen, nach dem Motto "Was ist alles schon drin, was müsste noch mit hinein?", das war eine für mich sehr wertvolle Reflektionseinheit. Denn auf einmal konnte ich, anders als vorher, all das sehen, was es in der Zwischenzeit gegeben hatte: Mehrere Vorträge, ein bald stattfindendes Trauerseminar unter meiner Leitung, eine sich gerade gründende Trauergruppe. Es war viel mehr los als ich so dachte. Und auch das Bemalen dieses Pappkoffers war eine erfrischend gute Tätigkeit: Zwar hatte ich das Malen in der Schule stets als etwas Schreckliches erlebt - es war jedes Mal eine mehr unbeholfene und dahingepfuschte Versuchsansordnung mit dem ohnehin verhassten Wasserfarbkasten -, aber sich mit Acrylfarben ganz frei und unbefangen und ohne gegenständliche Mal-eine-Rose-Vorgaben kreativ austoben zu können, hatte eine ganz eigene Qualität. Somit war auch ein alter Schulfluch gebrochen dank dieser Aufgabe. Inzwischen ist bei mir übrigens wirklich vieles ins Rollen gekommen in Sachen Trauerbegleitung - und wenn mir auch anfangs alles nicht schnell genug gehen konnte, so staune ich heute manches Mal darüber, was sich inzwischen alles ergeben hat und wie schnell das gegangen ist. Und damit ist ist auch das irgendwie "auch Hoffnungsvoll und Seelenschwer". So wie diese Aktion hier.



Denn der Bundesverband Trauerbegleitung (BVT) - in dem ich ebenfalls Mitglied bin - feiert seinen zehnten Geburtstag in Form einer kreativen Mitmachaktion, zu der noch bis zum Ende des Jahres alle, die Lust haben, zur Teilnahme aufgerufen sind. Auch ohne jeden Bezug zum Thema. Wobei es interessant sein kann, sich den BVT einmal näher anzugucken. Gegründet mit dem Ziel, der Ausbildung zum Trauerbegleiter in Deutschland einen einheitlichen Lehrplan und ein einheitliches Zertifikat verschaffen zu können, versteht sich der Verband inzwischen als Sprachrohr und Interessenvertretung für alle Menschen in einer Trauer- und Verlustkrise. Sie sind es auch, die sich zur Teilnahme an der Aktion eingeladen fühlen sollen (alle Infos gibt es unter diesem Link). Immer unter der Fragestellung: Was sind Kraftquellen, Stolpersteine, was trägt mich in meiner Achtsamkeit, was ist hilfreich für meine Selbstfürsorge? Was bringt Wut in den Bauch, was streichelt meine Seele? 

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Alle Infos zur Aktion "Hoffnungsvoll und Seelenschwer" gibt es auf der BVT-Website....

Erster Beitrag zur Fotoaktion (Januar): Warum auch meine alten ausgelatschten Chucks eine Kraftquelle für mich sind

Zweiter Beitrag zur Fotoaktion (Februar): Kraftquelle Waldeswillen - wie sich ein alter und gestürzter Baum einfach nicht unterkriegen lässt und warum das so gut tut

Dritter Beitrag zur Fotoaktion (März): Kraftquelle Kulturerlebnisse - wie sich mein Leben mit allen Tiefern und Höhen auch in Eintrittskarten abbilden lässt

Vierter Beitrag zur Fotoaktion (April): Kraftquellen Fotografie, Kreativität & Gestaltung: Wie das Fotografieren mir den Zen-Buddhismus näherbringt

Fünfter Beitrag zur Fotoaktion (Mai): Warum blühende Kastanien für mich zu einem Symbol dafür geworden sind, dass sich Krisen auch überstehen lassen

Sechster Beitrag zur Fotoaktion (Juni): Die alte Teekanne meiner Oma als ein Symbol für die Beständigkeit von Geteiltem im Leben - und für erlebtes Leiden

Siebter Beitrag zur Fotoaktion (Juli): Kindheit, die erste Heimat auf dieser Welt - so voller Mysterien und doch so zerbrechlich - von der Wirkmacht der ersten Jahre

Achter Beitrag zur Fotoaktion (August): Eintauchen in andere Welten durch Rock-LPs und ihre Plattencover - wie mir die Vermischung zweier Künste durch die Zeit half

Neunter Beitrag zur Fotoaktion (September): Standfest, sicher und ausgesetzt - warum die Bäume auf einem Osnabrücker Berg einen so hohen Symbolwert haben 

Zehnter Beitrag zur Fotoaktion (Herbst, die erste): Warum eine fundierte Ausbildung für einen Trauerbegleiter so wichtig ist und warum in meiner Schlümpfe eine Rolle spielen

Elfter Beitrag zur Fotoaktion (Herbst, die zweite): Ein ganzes Leben unter bunten Buchdeckeln - Warum Blanko-Notizbücher eine Kraftquelle sein können

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Der Autor dieser Zeilen 
bietet Trauerbegleitung an in Osnabrück und im Osnabrücker Land an und hat eine Ausbildung zum Trauerbegleiter absolviert (Große Basisqualifikation gemäß des Bundesverbands Trauerbegleitung). Er hält auch Vorträge zum Thema Trauer und Umgang mit Trauernden. Mehr Infos gibt es hier

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Ebenfalls auf diesem Blog: Die merkwürdige Beständigkeit der Dinge - warum das Wegwerfen von Sachen für Menschen in einer Trauerkrise erstmal nicht möglich ist

Ebenfalls auf diesem Blog: Eine der schwierigsten Aufgaben in einem Trauerprozess - überhaupt begreifen zu können, was da geschehen ist - was das so schwer macht

Ebenfalls auf diesem Blog: Der Fluch der Tapferkeit - warum es Menschen in der modernen Gesellschaft so schwer fällt Trauer als etwas Normales anzuerkennen

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Ebenfalls auf diesem Blog: Wenn Töne und Texte die Seele ins Schwingen bringen, Teil #01: Serie über Trauer und Musik - die besten Songs und Alben über Trauer und Tod 


Freitag, 28. September 2018

Standfest, sicher und trotzdem allen Widrigkeiten ausgesetzt - warum die Bäume auf einem Osnabrücker Berg einen so hohen Symbolwert für mich haben - Meine September-Fotos für die Mitmachaktion "Hoffnungsvoll und seelenschwer" (Bundesverband Trauerbegleitung)



Mannshohe Wurzelberge - selten so offen zu erleben.   (Thomas-Achenbach-Fotos)

Osnabrück - Einer der eindrucksvollsten Spazierwege, die ich kenne, schlängelt sich durch den Osnabrücker Schölerberg. Meterhohe Bäume, die wie eine Kirchenkathedrale links und recht von Dir und über Dir eine Umhausung bilden, machen diesen Weg zu etwas Besonderem. Aber nicht nur sie: Auch die sich teilweise über Sand-und-Geröllberge und Steinklippen windenden Baumwurzeln sind eine Wucht. So offenliegend, nicht in der Erde versteckt, so hoch wie ein Mann, sind Wurzeln selten zu sehen. Das hat was, auch eine hohen Symbolwert: Bewusst wahrnehmen zu können, mit welchen machtvollen Greifwerkzeugen die Natur solche Bäume ausgestattet hat. Bäume sind ja überhaupt etwas Faszinierendes. Allen Launen des Wetters und der Umstände relativ schutzlos ausgesetzt, jedenfalls obenrum, brauchen Sie eine besondere Standfestigkeit - so wie wir Menschen oft. Und deswegen sind diese Wurzelberge des Schölerbergs ebenfalls "Hoffnungsvoll und Seelenschwer" - und damit prädestiniert für meine inoffizielle Teilnahme an dieser offiziellen Aktion... 

Auf den ersten Blick ist dieser Wald gar nichts Besonderes: Der Weg ist nicht besonders weit und nur teilweise recht steil, aber dort sind steinerne Treppenstufen eingebracht. Die Stadt ist niemals allzu weit entfernt, wenn auch nicht überall zu sehen. Ein Großteil des Schölerbergs wird außerdem vom Osnabrücker Zoo benutzt, der durch diese Waldlage seinen besonderen Zauber erhält. Wer hier im freien Teil des Berges umherspaziert, der muss wissen, wo er seine Blicke hinrichten sollte - beispielsweise in Richtung Bergkamm. Dort sind zu finden, die Baumwurzeln, die sich so eindrucksvoll und schutzlos zeigen wie sonst selten in einem Wald. Nicht immer haben es die Bäume damit geschafft, ein von mir besonders geliebter Wurzelberg trägt leider inzwischen keinen Stamm mehr - deswegen sind diese Bäume und ihre offenen Wunden auch irgendwie "Hoffnungsvoll und seelenschwer". So wie diese Aktion hier.



Denn der Bundesverband Trauerbegleitung (BVT) - in dem ich ebenfalls Mitglied bin - feiert seinen zehnten Geburtstag in Form einer kreativen Mitmachaktion, zu der noch bis zum Ende des Jahres alle, die Lust haben, zur Teilnahme aufgerufen sind. Auch ohne jeden Bezug zum Thema. Wobei es interessant sein kann, sich den BVT einmal näher anzugucken. 



Gegründet mit dem Ziel, der Ausbildung zum Trauerbegleiter in Deutschland einen einheitlichen Lehrplan und ein einheitliches Zertifikat verschaffen zu können, versteht sich der Verband inzwischen als Sprachrohr und Interessenvertretung für alle Menschen in einer Trauer- und Verlustkrise. Sie sind es auch, die sich zur Teilnahme an der Aktion eingeladen fühlen sollen (alle Infos gibt es unter diesem Link). Wer sich ganz kreativ beteiligen möchte, kann sogar versuchen, ganze 365 Beiträge beizusteuern. Also für jeden Tag eines Kalenderjahres einen. Der Kreativität und der Phantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt, allein das Oberthema der Aktion gilt es zu beachten.



Nämlich die Fragestellung: Was sind Kraftquellen, Stolpersteine, was trägt mich in meiner Achtsamkeit, was ist hilfreich für meine Selbstfürsorge? Was bringt Wut in den Bauch, was streichelt meine Seele? Was lässt mich stolpern und wobei schöpfe ich Kraft? Es geht darum, Gefühle und Ressourcen sichtbar zu machen. In Wort, Bild oder anderen kreativen Ausdrucksformen. Die Idee ist es, aus allen Einsendungen eine bundesweite Wanderausstellung zu schaffen. Gleichermaßen soll die Aktion dazu dienen, wieder fokussierter und konzentrierter durchs Leben gehen zu können. Denn dass sich auf den Smartphones die schnell gemachten Fotos häufen, diese aber kaum mehr wahrgenommen werden, ist ein Phänomen unserer Zeit.



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Alle Infos zur Aktion "Hoffnungsvoll und Seelenschwer" gibt es auf der BVT-Website....

Erster Beitrag zur Fotoaktion (Januar): Warum auch meine alten ausgelatschten Chucks eine Kraftquelle für mich sind

Zweiter Beitrag zur Fotoaktion (Februar): Kraftquelle Waldeswillen - wie sich ein alter und gestürzter Baum einfach nicht unterkriegen lässt und warum das so gut tut

Dritter Beitrag zur Fotoaktion (März): Kraftquelle Kulturerlebnisse - wie sich mein Leben mit allen Tiefern und Höhen auch in Eintrittskarten abbilden lässt

Vierter Beitrag zur Fotoaktion (April): Kraftquellen Fotografie, Kreativität & Gestaltung: Wie das Fotografieren mir den Zen-Buddhismus näherbringt

Fünfter Beitrag zur Fotoaktion (Mai): Warum blühende Kastanien für mich zu einem Symbol dafür geworden sind, dass sich Krisen auch überstehen lassen

Sechster Beitrag zur Fotoaktion (Juni): Die alte Teekanne meiner Oma als ein Symbol für die Beständigkeit von Geteiltem im Leben - und für erlebtes Leiden

Siebter Beitrag zur Fotoaktion (Juli): Kindheit, die erste Heimat auf dieser Welt - so voller Mysterien und doch so zerbrechlich - von der Wirkmacht der ersten Jahre

Achter Beitrag zur Fotoaktion (August): Eintauchen in andere Welten durch Rock-LPs und ihre Plattencover - wie mir die Vermischung zweier Künste durch die Zeit half

Neunter Beitrag zur Fotoaktion (September): Standfest, sicher und ausgesetzt - warum die Bäume auf einem Osnabrücker Berg einen so hohen Symbolwert haben 

Zehnter Beitrag zur Fotoaktion (Herbst, die erste): Warum eine fundierte Ausbildung für einen Trauerbegleiter so wichtig ist und warum in meiner Schlümpfe eine Rolle spielen

Elfter Beitrag zur Fotoaktion (Herbst, die zweite): Ein ganzes Leben unter bunten Buchdeckeln - Warum Blanko-Notizbücher eine Kraftquelle sein können

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Der Autor dieser Zeilen 
bietet Trauerbegleitung an in Osnabrück und im Osnabrücker Land an und hat eine Ausbildung zum Trauerbegleiter absolviert (Große Basisqualifikation gemäß des Bundesverbands Trauerbegleitung). Er hält auch Vorträge zum Thema Trauer und Umgang mit Trauernden. Mehr Infos gibt es hier

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