Montag, 10. Dezember 2018

Warum und wie auch Friedhöfe eine Kraftquelle sein können - Meine Dezember-Fotos für die Mitmachaktion des Bundesverbands Trauerbegleitung (letzter Beitrag zum Thema "Hoffnungsvoll und seelenschwer")

Ein paar Noten auf dem Grabstein- das sagt schon viel über den Menschen, der hier liegt.... (Thomas-Achenbach-Fotos)

Osnabrück - Können Friedhöfe eine Kraftquelle sein? Für manche mag diese Idee bizarre klingen und ungewohnt. Für manche ist der Friedhof eher ein Ort, der sie runterzieht, stimmungsmäßig. Ich mag Friedhöfe tatsächlich ganz gerne. Ich bin gerne dort, ich genieße die würdevolle Ruhe und den Frieden dort. Oder, wie auf dem herrlichen Heger Friedhof in Osnabrück, die Verbindung mit einem Wald. Für mich sind sie durchaus Orte, die mich erden können, die mich wieder mit anderem verbinden. Und damit sind Friedhöfe gut geeignet als mein letzter inoffizieller Beitrag zur offiziellen Fotoaktion "Hoffnungsvoll und seelenschwer" des Bundesverbands Trauerbegeleitung (BVT), die mich nun selbst ein ganzes Jahr lang zu einem biographischen Fotoprojekt inspiriert hat. 

Vor genau einem Jahr hatte der BVT dazu aufgerufen, sich Gedanken zu machen über diese Fragestellungen: Was sind Kraftquellen, Stolpersteine, was trägt mich in meiner Achtsamkeit, was ist hilfreich für meine Selbstfürsorge? Was bringt Wut in den Bauch, was streichelt meine Seele? Was lässt mich stolpern und wobei schöpfe ich Kraft? Bei der Aktion "Hoffnungsvoll und seelenscher" ging es jetzt ein Jahr darum, Gefühle und Ressourcen sichtbar zu machen. In Wort, Bild oder anderen Ausdrucksformen. Gleichermaßen sollte die Aktion dazu dienen, wieder fokussierter und konzentrierter durchs Leben gehen zu können. Das hatte mich angesprochen und ich habe darin ein gutes Projekt gesehen, das mich nun ein Jahr lang begleitet hat. Und das nun eben auf dem Friedhof endet, aber im Guten. 



Ich mag nicht nur die Stille, die Friedhöfe ausstrahlen, sondern vor allem die Idee, dass hier nicht einfach nur Menschen begraben liegen, sondern Geschichten. So wie Heinrich Heine es sagt: "Unter jedem Grabstein liegt eine Weltgeschichte". Vielleicht sind es ja sogar Geschichten, die andernorts noch erzählt und weitergetragen werden. Also etwas, das bleibt. Vielleicht sind es Geschichten, die verloren gegangen sind. Dann sind sie auch Teil des Lebens.



Ich verbinde mich auf Friedhöfen gerne mit der Idee meiner eigenen Sterblichkeit, so als quasi meditative Übung. Das geht an kaum einem anderen Ort besser als hier. Sich bewusst zu machen, dass man selber nichts anderes ist als so eine Hülle, die auch bald hier liegen kann – und wer so eine Arbeit macht wie ich, der weiß, dass das jeden Tag der Fall sein kann –, bringt wieder eine gute Portion an Demut zurück ins Leben, das bringt vieles wieder ins Gleichgewicht. Meistens lässt uns der Alltag nicht genug Demut erleben, dabei bräuchte es davon viel mehr, das ist meine feste Überzeugung.



Für mich sind Friedhöfe aber auch ein Ort einer großen Dankbarkeit. Wenn ich am Grab meiner Mutter stehe, bin ich auf einer tiefen Ebene verbunden mit all dem Guten, das es gegeben hat und ich denke dankbar daran zurück, dabei wissend und akzeptierend, das es all das Gute im Leben nicht ohne etwas Schlechtes geben kann. Weil das Leben immer ein Gleichgewicht braucht.



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Alle Infos zur Aktion "Hoffnungsvoll und Seelenschwer" gibt es auf der BVT-Website....

Erster Beitrag zur Fotoaktion (Januar): Warum auch meine alten ausgelatschten Chucks eine Kraftquelle für mich sind

Zweiter Beitrag zur Fotoaktion (Februar): Kraftquelle Waldeswillen - wie sich ein alter und gestürzter Baum einfach nicht unterkriegen lässt und warum das so gut tut

Dritter Beitrag zur Fotoaktion (März): Kraftquelle Kulturerlebnisse - wie sich mein Leben mit allen Tiefern und Höhen auch in Eintrittskarten abbilden lässt

Vierter Beitrag zur Fotoaktion (April): Kraftquellen Fotografie, Kreativität & Gestaltung: Wie das Fotografieren mir den Zen-Buddhismus näherbringt

Fünfter Beitrag zur Fotoaktion (Mai): Warum blühende Kastanien für mich zu einem Symbol dafür geworden sind, dass sich Krisen auch überstehen lassen

Sechster Beitrag zur Fotoaktion (Juni): Die alte Teekanne meiner Oma als ein Symbol für die Beständigkeit von Geteiltem im Leben - und für erlebtes Leiden

Siebter Beitrag zur Fotoaktion (Juli): Kindheit, die erste Heimat auf dieser Welt - so voller Mysterien und doch so zerbrechlich - von der Wirkmacht der ersten Jahre

Achter Beitrag zur Fotoaktion (August): Eintauchen in andere Welten durch Rock-LPs und ihre Plattencover - wie mir die Vermischung zweier Künste durch die Zeit half

Neunter Beitrag zur Fotoaktion (September): Standfest, sicher und ausgesetzt - warum die Bäume auf einem Osnabrücker Berg einen so hohen Symbolwert haben 

Zehnter Beitrag zur Fotoaktion (Herbst, die erste): Warum eine fundierte Ausbildung für einen Trauerbegleiter so wichtig ist und warum in meiner Schlümpfe eine Rolle spielen

Elfter Beitrag zur Fotoaktion (Herbst, die zweite): Ein ganzes Leben unter bunten Buchdeckeln - Warum Blanko-Notizbücher eine Kraftquelle sein können

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Der Autor dieser Zeilen 
bietet Trauerbegleitung an in Osnabrück und im Osnabrücker Land an und hat eine Ausbildung zum Trauerbegleiter absolviert (Große Basisqualifikation gemäß des Bundesverbands Trauerbegleitung). Er hält auch Vorträge zum Thema Trauer und Umgang mit Trauernden. Mehr Infos gibt es hier

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