Sonntag, 2. August 2020

Warum ich mich erst jetzt traue, meine eigentlich für März geplante Serie von Blogartikeln zu veröffentlichen, obwohl die Beiträge fix und fertig vorbereitet waren - und warum ich auf diese fünf Beiträge nur ungerne verzichten würde (Thema: Trauer im Arbeitsleben/aktuelle Entwicklungen)

Osnabrück - Es wird höchste Zeit, auf diesem Blog die Serie von vorbereiteten Artikeln nachzuholen, die alle schon im März hätten erscheinen sollen und die ich dann doch nicht veröffentlicht habe - obwohl sie fertig gewesen waren. Was war dazwischengekommen? Natürlich die Coronakirse. Denn die hat auch mein Leben in besonderer Weise erschwert, auch wenn ich mich bislang Gott sei Dank wohl nicht angesteckt habe. In den fünf Artikeln dieser erwähnten Serie geht es jeweils um das Thema Trauer im Arbeitsleben bzw. Trauer im Beruf und um die Frage, welche spannenden Entwicklungen es nicht nur in Deutschland, sondern weltweit rund um dieses Thema gegeben hat. Gedacht sind die Beiträge als Ergänzung zu meinem im März erschienen Buch über "Mitarbeiter in Ausnahmesituationen". Das hatte es bisher nicht besonders leicht. Oder anders gesagt: Es ist rein virusbedingt ziemlich untergegangen. Dabei hat sich gerade so viel Gutes getan, sowohl weltweit als auch deutschlandweit, was das Thema Trauer im Arbeitsleben angeht - es lohnt eine genauere Betrachtung. 

Es war alles vorbereitet, alles organisiert, alles konzipiert. Mein Buch sollte erscheinen, begleitet von einer korrespondieren Serie von Artikeln auf diesem Blog, die als Weiterdrehe und als Ergänzung das Thema noch intensiver beleuchten sollten. Dann kam alles anders. Dass mein Buch über Ausnahmesituationen mitten in eine Ausnahmesituation ganz anderer Natur hineinplatzen würde, konnte niemand ahnen. Am 11. März 2020 ist unter dem Titel "Mitarbeiter in Ausnahmesituationen - Trauer, Pflege, Krise" im Campus-Verlag mein zweites Buch erscheinen, für das ich ein halbes Jahr lang in ganz Deutschland recherchiert habe, für das ich viel unterwegs gewesen bin, für das ich viele Menschen getroffen und viele Gespräche geführt habe und das mich fast ein ganzes Jahr lang gut beschäftigt gehalten hat. Gerade wegen seiner Sammlung an Positivbeispielen aus verschiedenen Unternehmen und wegen der vielen Ideen und Impulse darin liegt mir persönlich - natürlich - viel an diesem Buch. Und doch ist es kein Wunder, dass kaum jemand etwas davon wahrgenommen hat.

"EU schließt die Grenzen", "Corona stoppt das öffentliche Leben", "Erster Deutscher an Corona gestorben"... gegen diese Nachrichten als Konkurrenz hat es ein neues Buch natürlich besonders schwer, wahrgenommen zu werden (Fotos: Thomas Achenbach).

Nur sieben Tage nach seinem Erscheinen, am 18. März 2020, war ganz Deutschland bereits in Vorbereitung seines ersten Lockdowns - und die Aufmerksamkeit konzentrierte sich alleine auf dieses Thema. Alles andere fiel durchs Raster. Die Bundeskanzlerin hielt eine Fernsehansprache, alles drehte sich alleine um Corona und die Folgen, um Quarantänen und um das heruntergefahrene öffentliche Leben. Einen schlechteren Zeitpunkt für die Veröffentlichung eines Buches hätte es nicht geben können. Tja, Pech gehabt.  


Was hilft Menschen in Krisensituationen?


Jetzt stehen wir in Deutschland und anderen Teilen der Welt offensichtlich kurz vor der zweiten Welle. Aber bevor uns diese überschwemmt und bevor wir unter Umständen noch tiefer in die befürchtete Rezession rutschen, auch wenn es bereits erste Anzeichen von neuerlichem Aufschwung gegeben hat, möchte ich gerne noch diese fünf Artikel veröffentlichen, die schon lange hätten erscheinen sollen und als korrespondierende Weiterentwicklung meines Buches und seines Themas - Trauer am Arbeitsplatz - gedacht waren. Weil mir das Thema so sehr am Herzen liegt und weil ich überzeugt davon bin, dass es seine Relevanz nicht verloren hat, ja, dass es vielleicht sogar noch dringlicher geworden ist. Auch wenn Corona die ganze Welt verändert hat, vor allem die wirtschaftliche Welt, glaube ich ganz fest daran, dass sich immer noch einige brauchbare Impulse und Anregungen in meinem Buch finden lassen, mit denen man Mitarbeitern (und Menschen allgemein) gerade in diesen besonders schwierigen Zeiten gut helfen kann. Trotzdem muss ich schweren Herzens zugeben: 


... das dachte sich der Autor dieser Zeilen auch manches Mal, als der erste Lockdown alles lahmlegte.

Die Welt bzw. die Wirtschaft, für die ich mein Buch eigentlich geschrieben hatte, gibt es in Teilen so nicht mehr. Ob es sie jemals wieder geben wird, müssen wir abwarten. Und an manchen Stellen macht sich das bemerkbar: Wenn ich in meinem Buch empfehle, ein Trauergespräch mit einem Mitarbeiter, der einen anderen Menschen verloren hat, am besten nur persönlich zu führen, dann war das vor dem Virus tatsächlich die einzig gut geeignete Möglichkeit. Jetzt sieht das natürlich anders aus, auch wenn es dabei bleibt: Je persönlicher, desto besser. Falls es die aktuelle Lage eben möglich macht, heißt das. Tja. Wer hätte das gedacht? Dennoch dürften sich gerade angesichts der Coronakrise die großen Trends, die die Arbeitswelt schon zuvor beherrscht haben, noch verschärfen: Der einzelne Mitarbeiter möchte, Virus hin oder her, Kurzarbeit hin oder her, Rezession hin und her, selbst gesehen werden, er möchte mit seinen Gedanken und Gefühlen im Fokus stehen und möchte in seiner Arbeit einen tieferen Sinn finden und sich dort auch mit seinen Problemen akzepziert fühlen. Das gilt vor allem in Krisenzeiten - davon in Kürze mehr in der ersten Folge dieser kommenden Serie. Gerade jetzt. Trotz allem. Und wegen allem 

Alle Folgen der Artikelserie zum Thema "Trauer am Arbeitsplatz":


Folge 1: In fünf bis zehn Jahren braucht jedes Unternehmen ein tragfähiges Konzept
Folge 2: England macht es vor: Das Jack's Law hilft Eltern beim Verlust eines Kindes
Folge 3: Damit ganz Europa sprachfähig wird in Sachen Trauer - eine neue Initiative
Folge 4: Warum "Trauer am Arbeitsplatz" jetzt Thema im Schulunterricht wird
Folge 5: Die deutschlandweit erste Trauer-Betriebsvereinbarung - so funktioniert sie

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Der Autor dieser Zeilen bietet Trauerbegleitung an in Osnabrück und im Osnabrücker Land an und hat eine Ausbildung zum Trauerbegleiter absolviert (Große Basisqualifikation gemäß des Bundesverbands Trauerbegleitung). Thomas Achenbach ist der Autor der Bücher "Männer trauern anders - was ihnen hilft und gut tut", 168 Seiten, Patmos-Verlag und "Mitarbeiter in Ausnahmesituationen - Trauer, Pflege, Krise", 220 Seiten, Campus-Verlag. Mehr Infos auf www.thomasachenbach.de

Lesungen, Vorträge, Workshops, Seminare, Trauergruppen und mehr: Alle aktuellen Termine mit Thomas Achenbach finden sich unter diesem Link 

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