Mittwoch, 24. Februar 2021

Warum es so verflixt schwierig ist, für diesen Blog jeweils die passenden Fotos zu finden, was die Rosen meiner gestorbenen Mutter mit dieser Aufgabe zu tun haben - und warum die üblichen Symbolbilder meistens nichts taugen (übrigens auch die meisten in der Presse benutzten...)

Osnabrück - Meine Frau steht im Türrahmen und sagt grinsend: "Na, spielst Du schön?". Ich bin gerade damit beschäftigt, im Kinderzimmer meiner Tochter ein paar Spielzeugmännchen auf einen kleinen Holztisch zu stellen. Links und rechts stehen zusätzliche LED-Lampen auf Stativen, die die Szenerie ausleuchten. Denn darum geht es: Was so aussieht wie ein Spiel, ist ein weiterer Versuch, ein eigenes Symbolfoto anzufertigen für ein Thema, für das es keine geeigneten Symbolfotos gibt. Das übrigens ist eine Herausforderung, die die Arbeit an diesem Blog zu etwas sehr Speziellem macht. Auch für meine gerade gestartete Serie über Trauerfilme gibt es da überraschend viele Probleme. Nach fast sieben Jahren Aktivität als Blogger ist es mal an der Zeit für, sagen wir, eine Art "Blick hinter die Kulissen". Weil nämlich auch die Rosen meiner verstorbenen Mutter eine Rolle spielen - womit wir wieder beim Thema Trauer wären. Aber der Reihe nach.

Ihr könnt es selbst ausprobieren: Eine einfache Google-Suche fördert das Dilemma rasch zutage. Man gebe die Stichworte "Sterbebegleitung Symbolfotos" in die Suchmaske ein - oder auch "Trauerbegleitung Symbolfotos" -, und was wir dann sehen, sind: Hände, Hände, jede Menge Hände. Konkreter gesagt: Zwei Hände offensichtlich unterschiedlicher Menschen, von denen eine die andere hält oder bedeckt, in zig Variationen. Mal ganz abgesehen davon, dass dieses Motiv nicht allzu einfallsreich ist: Wie ich kürzlich bei einem Letzte-Hilfe-Kurs lernen durfte, ist es zudem auch inhaltlich falsch, weil Sterbenden der Händedruck gar nicht unbedingt gut tut (mehr in meinem Beitrag über einen "Letze-Hilfe-Kurs" hier auf diesem Blog). Es gibt aber noch ein weiteres Problem: Wenn ich diese Fotos benutzen wollte, müsste ich sie bezahlen - und zwar einzeln. Habe ich tatsächlich schon mal gemacht. Wenn auch nicht für Hände, sondern für ein ganz anderes benötigtes Motiv.

Das "Making Of" eines Fotos, das ich für einen Vortrag brauchte....

Als ich im vergangenen Jahr auf diesem Blog einen Beitrag über eine EU-Initiative in Sachen Trauer am Arbeitsplatz veröffentlichte, brauchte ich dafür ein ganz bestimmtes Fotomotiv: Nämlich eines von der Germanwings-Gedenkstätte am Bergmassiv Le Vernet in Frankreich. Ein solches Foto ist nur über einen Weg zu bekommen: Man kauft sich die Nutzungsrechte und den Downloadlink bei der entsprechenden Presseagentur, in diesem Fall also der Deutschen Presseagentur (dpa) bzw. der Picture Alliance. Kostenpunkt: Knapp 100 Euro. Das war es mir wert, aber das geht nicht in jedem Fall, bei bis zu 25 veröffentlichten Fotos pro Monat würde ich da rasch arm. Manchmal braucht es also andere Lösungen. Die gibt es auch, zum Beispiel über die Website pixabay.de, die kostenlose Fotos zum Benutzen anbietet. Da muss man zwar ein bisschen aufpassen, dass man auch wirklich ein Foto erwischt, dass mit einer entsprechenden CC-0-Lizenz gekennzeichnet ist (das steht für Creative Commons und hat mit den Urheberrechten zu tun). Denn wer bei Pixabay auf die zuerst angezeigten Fotos klickt, landet bei bezahlpflichtigen Downloads. Wobei das aber nicht das Hauptproblem ist, das ist ein ganz anderes. 

... und das fertige Foto, wie ich es dann benutzt habe.

Auch Pixabay hat nämlich eine sehr eingeschränkte Auswahl an Motiven aus dem Kontext Trauer, Tod und Sterben, nicht alle Bilder dort sind gut geeignet für meinen Blog. Also bleibt mir nur eines: Selbermachen. Weil Fotografie gleichzeitig eines meiner Lieblingshobbys ist, passt das ganz gut. Sich zu überlegen, wie sich ein bestimmtes Thema gut als Foto umsetzen lässt und mit welchen Mitteln ich das Bild selbst hinbekommen könnte, ist ein kreativer Prozess, der mir viel Freude macht. Auch wenn es um harte Themen geht, ist es mir besonders wichtig, diesen spielerischen Bildzugang dazu zu kreieren. Zum Beispiel zum Thema Sternenkinder:


Besonders gerne arbeite ich aber mit verblühten Rosen - verblühte Pflanzen als Symbol für Schönheit, aber auch Vergänglichkeit bieten sich als Motiv für diesen Blog besonders gut an. Und in unserem Garten finden sich reichlich schöne Blumen, die mir eine ordentliche Auswahl an Möglichkeiten bieten. Wobei sich unser Garten auch in anderer Hinsicht als Symbol für Vergänglichkeit anbietet: 

So sieht es außen aus ....

Er ist das lebende und blühende Erbe meiner 2004 verstorbenen Mutter. Vieles hier sieht noch immer so aus, wie meine Mutter es dereinst geplant und angelegt hatte. Wenn ich also mit diesen Blumen arbeite, die aus diesem Garten stammen, geht es auch um ein anderes Thema: Es geht darum, was weiterlebt, darum, was bleibt, wenn Menschen gestorben sind. Passt also in den Gesamtkontext. Allerdings gibt es ein Thema, bei dem sich die Suche nach den richtigen Fotos als besonders schwierig gestaltet - und das ist meine Serie über die "besten Filme über Trauer, Tod und Sterben", auch wenn das nicht glauben sollte. Und doch ist es so: Als Blogger die Szenenfotos aus Filmen zu verwenden, ist beinahe ein Ding der Unmöglichkeit.

... und so kommen verblühte Rosen zu einer letzten Ehre.

Denn auch und gerade bei Filmfotos gilt es, das Urheberrrecht zu beachten: Jedes einzelne Foto ist geschützt, irgendjemand irgendwo auf der Welt hat die Rechte an diesem Bild. Und es gilt erstmal, diesen Rechteinhaber ausfindig zu machen und freundlich nachzufragen: Darf ich die Fotos bitte verwenden? Weil ich in meiner Serie aber keine aktuellen Filme bespreche, sondern ältere, handelt es sich bei der Suche nach dem Rechteinhaber um einen steinigen und aufwändigen Weg, der wenigstens genausoviel Arbeitszeit beansprucht wie das Schreiben des Textes (!). Bei Filmen ist es deswegen so schwierig, weil nach der Kinoverwertung auch die Rechteverwertung einen Weg nehmen kann, der schwer nachvollziehbar wird. Da kann es beispielsweise sein, dass der ehemalige Rechteinhaber sein Paket an einen anderen verkauft hat (Teile von 20th Century Fox sind, beispielsweise, inzwischen an Disney gegangen). Oder dass der Rechteinhaber an der DVD-Vermarktung eines Filmes wiederum ein anderer ist als Rechteinhaber für die Streaming-Auswertung. Und, und, und.... Mein erster Arbeitsschritt, wenn ich einen neuen Text für die Serie geschrieben habe, ist dann immer die Suche nach dem Rechteinhaber und die Suche nach Fotos. 


Nicht immer finde ich jemanden, der mir helfen kann. Manchmal wissen selbst die ehemaligen Rechteinhaber nicht mehr, wer aktuell eigentlich die Rechte haben könnte, manche Anfrage verläuft ins Leere. Aber was tun, wenn sich kein Urheber finden lässt, der mir sein Einverständnis gibt? Da heißt es dann für mich, dass ich erfinderisch werden muss. Und dass ich mir einen kleinen Trick zunutze machen muss. Einen längeren Artikel über einen Film zu veröffentlichen, ohne dass Fotos einen Eindrucks davon geben, halte ich für nicht praktikabel. Zwei Dinge gilt es jetzt zu beachten. Erstens: Das Bild muss immer eine so genannte "Belegfunktion" erfüllen, das heißt, das gezeigte Bild muss unbedingt in den Kontext passen. Um es in einem Beispiel zu sagen: Wenn ich über einen Film schreibe, darf ich als Beleg ein Foto des Films benutzen, aber ich darf dieses Foto auf gar keinen Fall in einem anderen Kontext benutzen (was manchmal sehr schade ist, denn es gibt so viele tolle Filmszenen, die zu anderen Themen auf diesem Blog passen würde). Und zweitens darf ich mit "Bildzitaten" arbeiten. Denn das Urheberrecht erlaubt die Veröffentlichung eines „Werkes zum Zweck des Zitats, sofern die Nutzung in ihrem Umfang durch den besonderen Zweck gerechtfertigt ist“ (§ 51 UrhG). Nun ist es juristisch gesehen eine Auslegungssache, wie ein solches Bildzitat zu verstehen ist - und ich bastele derzeit noch an Lösungen, wie ich selbst damit umgehen möchte. Und wer weiß - vielleicht wird mich meine Frau bald wieder dabei ertappen, wie ich mit Spielzeug in der Hand über den Boden des Kinderzimmers krieche. Immer auf der Suche nach einer kreativen Fotoidee.

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Der Autor dieser Zeilen bietet Trauerbegleitung an in Osnabrück und im Osnabrücker Land an und hat eine Ausbildung zum Trauerbegleiter absolviert (Große Basisqualifikation gemäß des Bundesverbands Trauerbegleitung) und bietet Podcasts rund um das Thema Trauer an (bitte hier klicken). Thomas Achenbach ist der Autor der Bücher "Männer trauern anders - was ihnen hilft und gut tut", 168 Seiten, Patmos-Verlag und "Mitarbeiter in Ausnahmesituationen - Trauer, Pflege, Krise", 220 Seiten, Campus-Verlag. Mehr Infos auf www.thomasachenbach.de

Lesungen, Vorträge, Workshops, Seminare, Trauergruppen und mehr: Alle aktuellen Termine mit Thomas Achenbach finden sich unter diesem Link 

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Der neue Podcast von Thomas Achenbach: "Trauergeschichten - Menschgeschichten", Gespräche über Leben, Tod und Sterben, jetzt online

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