Osnabrück - Schon mal einen großen Konzertabend organisiert, mit einer Band und allerlei Musikern? Also ich nicht. Aber ganz aktiv mitwirken darf ich gerade an einer solchen Produktion, als Unterstützer und Begleiter für den Hospizverein Hagen a.T.W. - und dass ich schon mal allerlei Projekte stemmen musste, kommt mir dabei als Erfahrung zugute. Denn ehe ich mich's versah, fand ich mich in ganz verschiedenen Rollen wieder, als so eine Art Dramaturg, mitplanender Produzent, Coach, Pressefotograf - etc... Am Sonntag, 20. 3., wird der Hospizverein Hagen um 17 Uhr in der Ehemaligen Kirche eine Konzertveranstaltung mit Texten und Musik gestalten, die sich aus persönlichen Lebenserfahrungen speisen wird: Die "Worte und Lieder des Lebens". Ich bin sehr dankbar dafür, mich ebenfalls ein wenig mit einbringen zu können, neben vielen anderen. Und wieviele Fäden man dabei zusammenhalten muss, ist schon erstaunlich.
In exklusiv für diesen Abend geschriebenen Texten reflektieren nicht nur die ehrenamtlich arbeitenden Mitglieder des Hospizvereins ihre prägendsten Erlebnisse rund um die Themen Trauer, Tod und Sterben, sondern auch Betroffene, die sie begleiten durften. Mit Livemusik ergänzt, wird sich ein Abend entwickeln, der unter die Haut gehen dürfte. Anlass ist zum einen der 10-jährige Geburtstag des Hospizvereins Hagen und zum zweiten die Eröffnung der Ausstellung über die „Koffer für die letzte Reise“, die dann noch bis Donnerstag (24. 3.) in der Ehemaligen Kirche zu sehen sein wird. Soviel ist jetzt schon klar: Der Abend wird emotional.
Nur ein paar der Beteiligten vor der Ehemaligen Kirche (Alle Fotos: Achenbach). |
Was es alles zu hören geben wird? Zum Beispiel das „Hotel
California“. Welche ungemein wichtige Funktion dieser Song einmal für ein
befreundetes Liebespaar gespielt hat, darf eine der Sterbe- und
Trauerbegleiterinnen des Hospizvereins Hagen hautnah miterleben. Dieser schon
im Songtext ebenso rätselhaft wie mystisch beschriebene Ort, dieses Hotel
California, wird für die beiden Liebenden zu einem Versprechen, das nur sie
teilen: An so einem Ort werden wir uns wiedersehen, nach unserem Tod. Als ihre
Freundin mit 48 Jahren Witwe wird, läuft der Eagles-Klassiker auf der
Beerdigung.
Es ist nur eine von vielen Geschichten, die zu den „Worten
und Liedern des Lebens“ gehören werden. Für die Vereinsmitglieder stellt diese Aufführung
den Ziel- und Höhepunkt eines seit über einem Jahr laufenden Prozesses dar.
Dass aus tragischen Erlebnissen - irgendwann - zuvor nie geahnte Kraftreserven
erwachsen können, dass sich Leidensgeschichten in innerlich tragende
Erfahrungen des Aushalten Könnens verwandeln – das Aushalten von etwas an sich so
Unaushaltbarem – wird in all ihren Geschichten spürbar. So sind eine Reihe ebenso
berührender wie persönlicher Erzählungen und Erfahrungen zusammengekommen, die noch
durch eine facettenreichen Auswahl der jeweils passenden Musik begleitet wird,
von Herbert Grönemeyer über Status Quo bis zu Volksliedern oder dem
wunderschönen "Weißt Du wieviel Sternlein stehen". Als großes Vorbild und erster Impulsgeber für die "Worte und Lieder des Lebens" fungierten die "Letzten Lieder", die das Hospiz Osnabrück im April 2019 in die Region geholt hatte (hier findet Ihr meinen Blogbeitrag darüber) - und die in ihrer enormen Professionalität zunächst gänzlich unerreichbar zu sein schienen. Und doch stand der Entschluss: Etwas Ähnliches wollen wir auch versuchen, auch als "Laien", mit allen Mitteln, die wir haben. Der Weg dahin war allerdings zuerst schwieriger als gedacht.
Die Musik wird von regionalen Musikern und Gruppen live gespielt. Das war einer der größten Wünsche des Hospizvereins.
Und doch lag genau darin eine der wohl größten Herausforderungen im gemeinsam
beschrittenen Weg. Nicht allein wegen der Unwägbarkeiten der Corona Pandemie,
sondern vor allem, weil das Leben selbst seine Wunden schlug: Selbst von teils
tragischen Ereignissen betroffen, mussten manche der eigentlich eingeplanten
Musiker im laufenden Prozess wieder aussteigen. Dennoch blieben alle am Ball.
Immer von der Hoffnung erfüllt, einen Abend gestalten zu können, der trotz
aller dann geltenden Corona-Regeln und trotz aller sich bis dahin ergebenden
Ereignisse genau das dokumentieren möchte, worum es geht: Kraftvolle Worte und
Lieder – des Lebens.
Es wird kein Eintrittsgeld erhoben. Wer mag, kann gerne etwas spenden für die Vereinsarbeit. Es gelten die tagesaktuellen Corona-Regeln - wobei der Veranstaltungstag, also der 20. März, genau jener Tag ist, an dem es zum ersten Mal wieder Lockerungen geben wird. Genauso erlebenswert übrigens: Die parallel eröffnete Ausstellung „Koffer für die letzte Reise“, die sich mit einer ganz zentralen Frage auseinandersetzt. Nämlich: Was packe ich in meinen Koffer, wenn ich meine „Letzte Reise“ antrete? Antworten darauf geben allerlei Mitarbeiter aus verschiedenen hospizlichen Institutionen, die allesamt im Landkreis Osnabrück tätig sind. Sie haben 20 Koffer bepackt, deren Inhalte so vielfältig sind wie die Menschen mit ihren Biografien, ihren Träumen und Weltanschauungen. "Briefe, Fotos, Sentimentales, Praktisches..., in der Gesamtschau ergeben die gepackten Koffer ein berührendes, faszinierendes Bild dessen, was uns wirklich nahe ist – oder dessen Nähe wir uns wirklich wünschen", heißt es im offiziellen Pressetext zu der Kofferausstellung weiter.
Der Eintritt auch zu der Kofferausstellung ist frei, es gelten die jeweils tagesaktuellen Corona-Regeln.
Die relevanten Daten - 1. Das Konzert: Sonntag, 20. März 2022, Start ist um 17 Uhr, Ehemalige Kirche in Hagen a. T. W. - Konzert "Worte und Lieder des Lebens", 10 Jahre Hospizverein Hagen, Eintritt frei. / 2. Ausstellung "Koffer für die letzte Reise": In der Ehemalige Kirche Hagen a.T.W., Öffnungszeiten von Montag, 21. März bis Donnerstag 24. März, jeweils 16 bis 19 Uhr, Sonderöffnungszeiten z. B. für Kinder-/Jugend-/Frauengruppen nach Vereinbarung unter Telefon 05401/3689901.
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Lesungen, Vorträge, Workshops, Seminare, Trauergruppen und mehr: Alle aktuellen Termine mit Thomas Achenbach finden sich unter diesem Link
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