Osnabrück - Als sowohl bloggendes wie auch im Hauptberuf als Redakteur arbeitendes Mitglied des Bundesverbandes Trauerbegleitung habe ich jetzt - in ehrenamtlicher Arbeit - einen Artikel recherchieren und schreiben dürfen, den sich der Bundesverband von mir gewünscht hat.
Themen: Der Welthospiztag. Und Trauer. Hatte ich anfangs nicht ganz gewusst, wie sich diese beiden Gebiete am besten übereinander legen lassen, schälte sich im Laufe der Recherche immer deutlicher heraus, was das Thema des Textes sein wird - nämlich genau das, wonach ich in den Fragen gesucht hatte: Wieviel Gleichheiten gibt es in Hospiz- und Trauerkultur und wo liegen die Abgrenzungspunkte bzw. die Grenzlinien? Hier ist also der gesamte und ungekürzte Artikel, der vom Bundesverband als Presse-Aussendung auch an verschiedene Medien geschickt werden soll:
(Thomas-Achenbach-Foto) |
Warum die Welt der Hospize und die Welt der Trauer miteinander verknüpft sein sollten - und wo die Grenzen liegen
Osnabrück/Troisdorf/Raesfeld-Erle (ta/bvt) - Mit der Hospizkultur ist auch die Trauerkultur in Deutschland ein großes
Stück vorangekommen. Als am 8. Oktober 2016 (Samstag) mit zahlreichen auch in
Deutschland stattfindenden Veranstaltungen (Lesungen, Musikaufführungen
Gottesdiensten und mehr) der jährliche Welthospiz- und Palliativ-Care-Tag
gefeiert wurde, durften sich auch professionelle Trauerbegleiter als integraler
Bestandteil dieser Bewegung fühlen.
Und doch ist es immens wichtig, die
verschiedenen Bereiche wie Sterbebegleitung, Palliativ Care und eben
Trauerbegleitung klar voneinander abzugrenzen und sogar mit verschiedenen
Personen zu besetzen, wie die Alltagserlebnisse von erfahrenen
Trauerbegleiterinnen zeigen. Der noch sehr frische Bundesverband Trauerbegleitung
hat sich auf den Weg gemacht, die Professionalisierung in diesem Segment weiter
voranzutreiben und zu begleiten.
Eine Sterbebegleitung, sagt die 56-jährige Uta Schmidt aus
dem nordrhein-westfälischen Troisdorf, ist auf eine andere Art und Weise fordernd:
„Wenn ich im Sterbeprozesss bin, weiß ich ja, da geht etwas zu Ende – das kann neben allem Schmerz auch etwas
Entlastendes haben“, sagt die Trauerbegleiterin und Supervisorin, die ihre
Dienste im Krankenhaus anbietet: „Trauernde, die in die Beratung kommen und
sehr bedürftig sind, weil sie von ihren Gefühlen überrannt werden und ihren
Trauerprozess nicht verstehen, brauchen wesentlich mehr an Strukturierung“, hat
sie oft erlebt.
Wie so viele anderen Menschen, die sich in Sachen Tod und Sterbn ihre ehrenamtlichen oder hauptamtlichen Aufgaben suchen, hat auch Uta Schmidt nicht nur ein Standbein, sondern mehrere. Nach einer mehrjährigen Arbeit als Koordinationskraft in einem Hospizverein war die Diplom-Theologin eine Zeitlang freiberuflich als ausgebildete Supervisorin und Trauerbegleiterin unterwegs. Heute bietet sie ihre Dienste als Trauerbegleiterin, aber auch als Begleiterin von Sterbeprozessen, im Krankenhaus an.
Wie so viele anderen Menschen, die sich in Sachen Tod und Sterbn ihre ehrenamtlichen oder hauptamtlichen Aufgaben suchen, hat auch Uta Schmidt nicht nur ein Standbein, sondern mehrere. Nach einer mehrjährigen Arbeit als Koordinationskraft in einem Hospizverein war die Diplom-Theologin eine Zeitlang freiberuflich als ausgebildete Supervisorin und Trauerbegleiterin unterwegs. Heute bietet sie ihre Dienste als Trauerbegleiterin, aber auch als Begleiterin von Sterbeprozessen, im Krankenhaus an.
Im Fokus hat sie dabei stets die Angehörigen: „Ich begleite trauernde Angehörige im Sterbeprozess des anderen – das macht einen wichtigen Unterschied“, sagt Schmidt. Und ergänzt: „Wer in der Sterbebegleitung tätig gewesen ist und dann in die Rolle der Trauerbegleitung für die Angehörigen wechselt, überschätzt sich schnell – weil Begleitende dann sehr rasch zum Familiensystem gehören und aus dieser Rolle nicht mehr herauskommen. Dann sind sie zu verwickelt.“
Eine Erfahrung, die die im Caritas-Hospizdienst für das
Dekanat Borken tätige Koordinatorin Judith Kolschen (49) aus Raesfeld-Erle nur unterstreichen
kann: „Ich würde einen deutlichen Unterschied machen zwischen Sterbebegleitung
und Trauerbegleitung. Wir setzen da auch tatsächlich verschiedene Personen
ein“, sagt die ehemalige Krankenschwester, die heute die Koordination eines
ambulanten Hospizdienstes für den Kreis Borken mitsteuert, sich dort um die
Trauerbegleiterinnen kümmert und parallel als Trauerrednerin sowie als
Trauerbegleiterin arbeitet.
Auch sie hat oft erlebt, dass die Begleiter schnell ins
Familiensystem hineinwachsen: „Unsere Sterbebegleitungen im ambulanten
Hospizdienst sind immer auch Angehörigenbegleitungen“, berichtet Kolschen.
„Weil der Sterbende vielleicht schon auf dem Rückzug ist, nicht mehr so
aufnahmefähig ist.“
Auch das Setting ist jeweils ein ganz anderes: Im Haus
des Sterbenden findet die Sterbebegleitung statt, in einem externen
Beratungszimmer die Trauerbegleitung. Dieser Unterschied hat sicher eine
Wirkung auf die Begleitenden und die, die Begleitung suchen.
Das Thema der Trauer ist indes in beiden Fällen wichtig: „In
der Sterbebegleitung hat man zwar oft auch schon mit Trauer zu tun, da kann man
sich anschauen, welche Trauer zu dem Sterbenden gehört, der sich ja von alles
und jedem verabschieden muss.“ Dieses gemeinsame Überlegen, welche Prozesse
jetzt gut tun könnten, auch mit den Angehörigen, sei ganz wichtig, ergänzt Uta
Schmidt: „Wenn Angehörige merken: Alles hat hier seinen Platz, es war traurig,
aber stimmig, gehen sie anders in die Trauerprozesse als wenn jemand von Tod
und Übergriffigkeit überrannt worden sind“.
„Es gibt ja auch die vorgezogene Trauer“, sagt dazu Judith
Kolschen. „Wenn jemand jahrelang erkrankt war, zum Beispiel an Krebs oder
Demenz, und Angehörige schon vorher stückweise den Verlust von Fähigkeiten
betrauert haben, was wir als Begleiter mitbegleitet haben, macht der Verlust
nicht mehr ganz so ohnmächtig wie bei einem ganz plötzlichen Todesfall“. Doch zurück in die Welt der Hospize.
Wenn Uta Schmidt als Ausbilderin unterwegs ist und beispielsweise Trauerbegleiter nach den neu definierten Qualitätsstandards des Bundesverbands ausbildet – was sie auch gelegentlich tut –, macht sie immer wie die Erfahrung, dass eine Vorerfahrung mit Hospizen oder Palliativstationen ganz hilfreich sein kann: „Wer aus der Hospizkultur kommt, ist für Trauerbegleitung oft schon gut vorgeprägt, weil die hilfreiche personenzentrierte Haltung und Kommunikation dort zur Kultur gehört und immer wieder trainiert wird“, betont sie. Menschen, die aus anderen Berufen stammten, müssten sich hier manchmal neu eindenken.
„In den vergangenen Jahren haben sich die Hospizvereine sehr gut
entwickelt und habe, jedenfalls hier im Raum Troisdorf, jetzt alle auch eigene
Trauerangebote“, betont Uta Schmidt.
Übrigens: Lust drauf, diesen Blog auch als Podcast zu hören? Dann bitte hier klicken für die Übersicht über alle bisher veröffentlichten Episoden, darunter meine Interviews mit dem Buchautoren Pierre Stutz, dem "Letzte Lieder"-Macher Stefan Weiller und dem Trauer-Chat-Moderator und Ex-Spielsüchtigen Kai Sender....
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Der Autor dieser Zeilen bietet Trauerbegleitung an in Osnabrück und im Osnabrücker Land an und hat eine Ausbildung zum Trauerbegleiter absolviert (Große Basisqualifikation gemäß des Bundesverbands Trauerbegleitung) und bietet Podcasts rund um das Thema Trauer an (bitte hier klicken). Thomas Achenbach ist der Autor der Bücher "Männer trauern anders - was ihnen hilft und gut tut", 168 Seiten, Patmos-Verlag und "Mitarbeiter in Ausnahmesituationen - Trauer, Pflege, Krise", 220 Seiten, Campus-Verlag. Mehr Infos auf www.thomasachenbach.de.
Lesungen, Vorträge, Workshops, Seminare, Trauergruppen und mehr: Alle aktuellen Termine mit Thomas Achenbach finden sich unter diesem Link
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