Dienstag, 13. September 2016

Warum Friedhöfe wichtig und wertvoll sind, aber nicht der einzige Gedenk- und Bestattungsort sein sollten - inklusive frischer Impressionen vom Heger Friedhof in Osnabrück an einem sonnigen Septembermorgen (zum Tag des Friedhofs 2016)


Osnabrück/Bonn - Einmal im Jahr findet der Tag des Friedhofs statt. Ein Weltgedenktag ist das indes nicht - sondern ein von deutschen Friedhofsgärtnern und dem Gartenbauverband geschaffener PR- und Werbetag für die Institution des Friedhofs an sich. Kein ungeschickter Schachzug. 


Denn die "Institution Friedhof" bekommt immer mehr Konkurrenz, sei es durch alternative Angebote wie Friedwälder oder durch liberalere Bestattungsgesetze, die sogar das Beisetzen der Asche von Verstorbenen im eigenen Garten erlauben (wie beispielsweise in Bremen, vorausgesetzt, der Verstorbene hat dies zu Lebzeiten so verfügt). Diese liberalere Öffnung der Gesetze und der Traditionen ist meiner Meinung nach unbedingt zu begrüßen - denn so wie jede Trauer eine ganz individuelle Angelegenheit ist, sollte auch jedes Gedenken so individuell wie es irgend geht möglich sein. Doch so oder so: Friedhöfe sind wichtig, wertvoll, würdevoll. Und wunderschön. Beweise gefällig? Okay, das kann ich gerne versuchen. 

Fotoimpressionen zum Tag des Friedhofs 2016 (am 18. 9.) - aufgenommen auf dem Heger Friedhof in Osnabrück.  (Thomas-Achenbach-Fotos)

Denn so ein Friedhof ist immer gut geeignet für eine Fotopirsch, also die Suche nach schönen Motiven. Vor allem an einem sonnigen Septembermorgen. So eine Lichtstimmung gibt es nur dann: Wenn die Kühle der Nacht noch in der Luft hängt, aber die aufsteigende Sonne - noch kräftig, aber bereits mit den ersten Spuren von Oktober-Rot durchsetzt - damit beginnt, sich dagegen durchzusetzen. Dann bilden sich lange Lichtfinger aus Dunst und ein eindrucksvolles Farbenspiel, bei dem das vom Leben übersatt gewordene grün-gelbe Laub der Bäume in goldenem Gegenlicht wie von selbst zu leuchten scheint. 

Was sich einem dann an Motiven zeigt, das gibt es nur jetzt, nur hier, nur im gegenwärtigen Augenblick. Schon wenige Minuten später ist das Licht wieder anders geworden, hat sich verschoben, hat an Intensität zugenommen, um Nuancen, aber merklich. Schon ist weiter hinten wieder ein Blatt vom Baum gefallen, bald schon werden alle Blätter auf dem Boden liegen. Und doch gibt es diesen einen Moment des Wahrnehmens. Unwiderbringlich, einmalig, kostbar. So wie das Leben all der Menschen, die hier begraben liegen, sich aus Abertausenden, vielleicht Millionen solcher Augenblicke zusammengesetzt hatte. Und auch davon erzählen die Grabsteine.

Wirken sie doch so massiv, als ob die kompakte Masse aller dieser Momente in ihrer Verdichtung darin stecken könnte. So betrachtet, wird aus einem Friedhof nicht allein ein Ort des Abschieds und der Trauer, sondern auch ein Ort des Reichtums, der viel vom Leben an sich erzählen kann. Also ein Ort des Lebens. Und das wird einem in dieser Intensität nur auf einem Friedhof bewusst. Alleine deswegen ist es gut, dass es diese Einrichtung gibt - als ein Angebot von mehreren. Bald mehr dazu auf diesem Blog.

Hier ist also eine kleine Sammlung meiner ganz persönlichen Lieblingsmotive vom Heger Friedhof in Osnabrück - aufgenommen Mitte September 2016 zum "Tag des Friedhofs".











Fotoimpressionen zum Tag des Friedhofs 2016 (am 18. 9.) - aufgenommen auf dem Heger Friedhof in Osnabrück.  (Thomas-Achenbach-Foto)

Der Autor dieser Zeilen bietet Trauerbegleitung in Osnabrück sowie im Osnabrücker Land an und hat eine Ausbildung zum Trauerbegleiter absolviert (Große Basisqualifikation gemäß des Bundesverbands Trauerbegleitung). Mehr Infos gibt es hier

Ebenfalls auf diesem Blog: Denn Trauer will eben mitgeteilt werden - warum sich an einem Feinkostgeschäft in der Osnabrücker Altstadt die Trauerbekundungen sammeln

Ebenfalls auf diesem Blog: Wie funktioniert eigentlich Trauerbegleitung? Was bringt sie? Und wird das Ganze von den Krankenkassen bezahlt - hier klicken...

Ebenfalls auf diesem Blog: Zehn Tipps für einen hilfreichen Umgang mit Trauernden - für Angehörige, Freunde und Kollegen

Und im Kultur-Blog des Autors: Finde den Bullshit in Deinem Text - drei gute Linktipps für alle, die schreiben und mit Sprache arbeiten




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