Osnabrück - Wohl kaum ein Thema hat die Menschen aus Hospiz-, Palliativ- und Trauerbegleiter-Kreisen in jüngster Vergangenheit so dermaßen bewegt wie die Diskussion um die so genannte "ICD 11", also der derzeit in Überarbeitung befindlichen Klassifikation/dem Regelwerk für alle Codierungen bzw. Diagnoseschlüssel, mit denen alle niedergelassenen Haus- und sonstigen Ärzte arbeiten. Dort gibt es für so ziemlich alles einen Schlüssel. Fast alles. Nur für Trauer noch nicht, was sich aber bald ändern soll. Wie die Wochenzeitung "Die Zeit" in ihrer Ausgabe vom 21. Juni 2018 berichtet, steht jetzt zumindest der zeitliche Fahrplan für die Einführung der ICD 11 fest: Demzufolge wurde eine erste Arbeitsversion der neuen ICD in der vergangenen Woche vorgestellt, verabschiedet werden soll das ganze erst im kommenden Mai auf der Welt Versammlung der Weltgesundheitsorganisation und gültig in Kraft treten am 1. Januar 2022 (wenn Du genau wissen willst, was sich ab 2022 alles geändert hat, dann lies mein Update zu diesem Thema).
Bislang ist es technisch gesehen nicht möglich, sich alleine wegen Trauer von Fachleuten weiter behandeln zu lassen. Denn Trauer und deren Folgen sind so einfach nicht vorgesehen – jedenfalls nicht im Diagnose-System der Weltgesundheitsorganisation, der ICD ("International Statistical Classification Of Disease and Related Heath Problems"), die bei allen Hausärzten und niedergelassenen Ärzten zum Einsatz kommt. Jedoch ist unbestritten - auch bei den meisten Kritikern -, dass es Menschen gibt, die sich wegen Trauer krankschreiben und von Fachleuten behandeln lassen. Oder besser gesagt wegen der durch ihre Trauer ausgelösten Symptome. Seit einigen Jahren tobt eine heftig geführte Debatte über die Frage: Darf man Trauer überhaupt als "Krankheit" werten? Oder ist das stigmatisierend? Und hier haben alle Fachleute, Hospizler und alle Trauerbegleiter - auch ich - eine sehr klare Meinung und Stellung dazu:
Bislang ist es technisch gesehen nicht möglich, sich alleine wegen Trauer von Fachleuten weiter behandeln zu lassen. Denn Trauer und deren Folgen sind so einfach nicht vorgesehen – jedenfalls nicht im Diagnose-System der Weltgesundheitsorganisation, der ICD ("International Statistical Classification Of Disease and Related Heath Problems"), die bei allen Hausärzten und niedergelassenen Ärzten zum Einsatz kommt. Jedoch ist unbestritten - auch bei den meisten Kritikern -, dass es Menschen gibt, die sich wegen Trauer krankschreiben und von Fachleuten behandeln lassen. Oder besser gesagt wegen der durch ihre Trauer ausgelösten Symptome. Seit einigen Jahren tobt eine heftig geführte Debatte über die Frage: Darf man Trauer überhaupt als "Krankheit" werten? Oder ist das stigmatisierend? Und hier haben alle Fachleute, Hospizler und alle Trauerbegleiter - auch ich - eine sehr klare Meinung und Stellung dazu:
Krankgeschrieben wegen Trauer - ab 2018 soll das laut der ICD 11 möglich sein. Aktuell ist der Plan jedoch umstritten. (Achenbach-Foto) |
Trauer ist eben keine Krankheit, sondern eine vollkommen natürliche, menschliche Reaktion. Das Gegenstück zur Freude. Die lässt sich ja auch nicht irgendwie verhindern. Aber: Trauer kann auch krank machen. Auch das ist unbestreitbar so. Und so tobt die Diskussion derzeit immer weiter, so, wie ich es bereits vor kurzem hier auf diesem Blog geschildert habe. Leider gibt der "Zeit"-Artikel nun keinen Aufschluss darüber, wie der aktuelle Stand in Sachen Trauer ist, weil er auf vielerlei andere Änderungen in der kommenden ICD eingeht, aber eben nicht auf diese. Es wird also spannend sein zu erfahren, ob sich in dieser Sache etwas Neues getan hat. Sobald ich etwas erfahren sollte, gibt es einen neuen Sachstand auch auf diesem Blog.
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Der Autor dieser Zeilen bietet Trauerbegleitung an in Osnabrück und im Osnabrücker Land an und hat eine Ausbildung zum Trauerbegleiter absolviert (Große Basisqualifikation gemäß des Bundesverbands Trauerbegleitung) und bietet Podcasts rund um das Thema Trauer an (bitte hier klicken). Thomas Achenbach ist der Autor der Bücher "Männer trauern anders - was ihnen hilft und gut tut", 168 Seiten, Patmos-Verlag und "Mitarbeiter in Ausnahmesituationen - Trauer, Pflege, Krise", 220 Seiten, Campus-Verlag. Mehr Infos auf www.thomasachenbach.de.
Lesungen, Vorträge, Workshops, Seminare, Trauergruppen und mehr: Alle aktuellen Termine mit Thomas Achenbach finden sich unter diesem Link
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