Montag, 2. Mai 2022

Der Kontakt mit den Toten... - Halluzinationen, Träume oder Realität? Wovon mir schon mehrere Trauernde berichtet haben, wird jetzt Gegenstand eines deutschen Forschungsprojekts - In meinem Podcast gibt es jetzt ein Interview mit der Sterbeforscherin Evelyn Elsaesser dazu

Osnabrück/Chavanne des Bogis - Es ist ein Tabuthema, aber eines, das in Trauerbegleitungen durchaus mal vorkommt: Der "Kontakt mit Verstorbenen". Oder anders gesagt: Verstorbene, die sich bei den um sie Trauernden irgendwie bemerkbar machen. Selbst mir, der ich solche Phänomene zuvor eher im Bereich der Halluzinationen oder der Esoterik vermutet hätte, ist schon mehrmals in meinen Begleitungen von so etwas berichtet worden. Und die Erzählungen klingen so überzeugend, dass ich keinen Zweifeln daran habe, dass die Menschen es genau so erlebt haben, wie sie es mir berichten. Wie gut also, dass dieses Phänomen inzwischen auch Gegenstand von empirischer Forschung geworden ist - denn die Schweizer Sterbeforscherin Evelyn Elsaesser untersucht seit über zehn Jahren wissenschaftlich dieses Phänomen. Anlass genug für mich, mit Evelybn Elsaesser ein Interview für meinen Podcast durchzuführen.

Elsaesser nennt das Phänomen: Die sensorische Wahrnehmung verstorbener Personen. Oder auch: Nachtodkontakte. In über tausend intensiven Befragungen hat die Forscherin bereits allerlei Daten darüber gesammelt. Im Podcast-Interview erzählt sie mir, warum sie mit dem Begriff "Halluzinationen" nicht glücklich ist und wie das bald startende deutsche Forschungsprojekt zu diesem Thema geplant ist.

 

(Alle Fotos: Thomas Achenbach)

Die vielleicht wichtigste Erkenntnis ihrer bisherigen Forschung lautet: Die Ereignisse werden als etwas voll­kommen Reales erlebt. Egal, ob die Verstorbenen bei ihrem Erscheinen auf kommende Tode aufmerksam gemacht hatten oder nur darauf, wo sich ein lange verschollener Schlüssel finden lässt; egal, ob es sich um Kontakte mit einer Sprachbotschaft handelte oder ohne eine; egal, ob die Erscheinung von nur einer oder von mehreren Personen erlebt wurden, eines ist immer gleich: 

Als etwas vollkommen reales erlebt

Alle Befragten sind überzeugt davon, dass es etwas Wirkliches gewesen ist. Also: Keine Halluzination. Über 1000 Menschen haben bereits den umfangreichen Fragenkatalog beantwortet, den das Forschungsteam um Evelyn Elsaesser ihnen vorgelegt hatte - und der immerhin über 200 Fragen umfasst, wie das Onlineportal "Trauer Now" berichtet. Und dass diese Kontakte mit den Toten eine Seltenheit sein könnten, ist nach Auffassung von Evelyn Elseasser ebenfalls nicht der Fall: Etwa 50 bis 60 Prozent der Menschen hätten bereits solche bemerkenswerten Erfah­rungen gemacht, berichtet Eveyln Elsaesser in unserem Podcastgespräch. 



Und was es dabei alles zu erleben gibt, ist so vielfältig wie das Leben an sich.. Es war auf jeden Fall ein Interview, das mich selbst ganz nachdenklich und an vorherigen Gewissheiten zweifelnd gemacht hat. Euch vielleicht auch? Hier geht es zu meinem Podcastgespräch mit Evelyn Elsaesser zum Thema Nachtodkontakte.

Und hier als Shortlink: https://bit.ly/3s80Hvc


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Der Autor dieser Zeilen bietet Trauerbegleitung an in Osnabrück und im Osnabrücker Land an und hat eine Ausbildung zum Trauerbegleiter absolviert (Große Basisqualifikation gemäß des Bundesverbands Trauerbegleitung) und bietet Podcasts rund um das Thema Trauer an (bitte hier klicken). Thomas Achenbach ist der Autor der Bücher "Männer trauern anders - was ihnen hilft und gut tut", 168 Seiten, Patmos-Verlag und "Mitarbeiter in Ausnahmesituationen - Trauer, Pflege, Krise", 220 Seiten, Campus-Verlag. Mehr Infos auf www.thomasachenbach.de

Lesungen, Vorträge, Workshops, Seminare, Trauergruppen und mehr: Alle aktuellen Termine mit Thomas Achenbach finden sich unter diesem Link 

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Auf Youtube ansehen: Vortrag "Männer trauern anders" aus dem Forum St. Peter in Oldenburg (Nidersachsen) aus dem Juni 2021 - Link zum Video  

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