Mitmachbuch für trauernde Familien: Hilf mir, wenn ich traurig bin (alle Fotos: Thomas Achenbach). |
Obwohl es auf der Vorderseite des Buches heißt, dass sich dieses an Menschen jeden Alters wende, ist es doch vor allem ein Kinderbuch. Gedacht ist es mehr dazu, durch das gemeinsame Anschauen und vielleicht ausfüllen mit Kindern im Kontakt zu bleiben, wie der Klappentext auf der Rückseite durchblicken lässt. Und manche der Bastelideen lassen sich auch am besten zusammen umsetzen, beispielsweise wenn es darum geht, kleine Fühlteppiche zu erstellen, um dann mit verbundenen Augen zu fühlen, was das wohl sein könnte...
Dabei könnte, so heißt es im Text, die Frage eine Rolle spielen, welches Material sich am ehesten so anfühlt wie es sich jetzt gerade im Innern anfühlt. Vielleicht der eher raue Sand? Man sieht also: Seinen Mitmachauftrag nimmt das Buch sehr ernst. Aber das Angenehme daran ist: Es nimmt eigentlich fast immer eine angenehme Umleitung und nicht den direkten Weg zum Trauerkontext. Spielerisch, halt. Die Anleitung zum Basteln eines eigenen "Kummerkastens" ist da noch einer der direkteren Bezüge.
Rezepte sind auch mit dabei, nicht nur zum Essen, sondern auch für selbstgemachte Knete, und wenn sich einmal etwas mehr Texte finden lassen - die übrigens sehr sensibel und feinfühlig geschrieben sind -, werden auch diese Seiten bunt und angenehm aufgelockert. Das entspricht alles einer tiefen Haltung, von der Mechthild Schroeter-Rupieper auf ihren Vorträgen berichtet: Gerade dann, wenn wir mit etwas besonders Schwerem umzugehen haben im Leben, dürfen wir uns auf spielerisch-leichte Weise daran annähern. Und wer die Familienbegleiterin einmal bei einem Vortrag erlebt habt, der weiß, wie sehr ihr Tun von dieser Einstellung durchprägt ist. Auch, was Kinder und Trauer angeht, hat Schroeter-Rupieper eine besondere Sichtweise.
Die Autorin auf der Messe Leben und Tod 2019. |
Ihre These, wie sie sie einmal in einem Vortrag auf der Messe Leben und Tod schilderte: "Man sagt uns von klein an: sei doch nicht so traurig. Dabei sind wir mit dem Talent traurig zu sein geboren worden. Und dann geht es schnell los, dass wir sagen: Tut doch gar nicht so weh. Ist doch gar nicht so schlimm." Was Mechthild Schroeter-Rupieper stattdessen empfiehlt: "Wenn das Knie aufgeschürft ist und das Kind sagt: Mama, das tut so weh, dann sagen: Ja, das glaube ich Dir, dasss das weh tut." Ein Trostpflaster draufmachen. Die Gefühle respektieren. Was hier im Kleinen beginnt, ist in Wahrheit etwas ganz Großes - und von einer existenziellen Wichtigkeit. Oder wie Mechthild Schroeter-Rupieper es sagt: "Wir Eltern müssen so leben, dass wir jeden Tag sterben könnten – Erziehung heißt Kinder zu stärken, nicht ihnen alles abzunehmen." Also: Auch nicht den Schmerz kleinreden.
Das genau ist es ja, was vielen Trauernden in einer Verlustkrise besonders wehtut. Dass es dann auch heißt, von Freunden, Kollegen oder Verwandten: Das geht wieder vorbei. Reiß dich mal zusammen. Ein Indianer kennt keinen Schmerz. Und damit zurück zum neuen Buch: Mir selbst fehlen die Erfahrungen, was Kinder und Trauer angeht, aber auch für die Menschen zwischen 18 und 28 in unserer Spes-Viva-Trauergruppe für Junge Erwachsene, die ich mitleiten und mitgestalten darf, ließen sich in diesem Buch die eine oder andere ganz gut umsetzbare Idee in dem Buch finden. Apropos Spes Viva...:
Diese Hospiz-und Pallitativinitiative, für die ich, wie gesagt, ebenfalls ehrenamtlich tätig sein darf (- Transparenzhinweis!- ), betreibt in Belm bei Osnabrück auch ein Trauerland genanntes Zentrum für Kinder und Jugendliche. Und weil diese Einrichtung jetzt zehn Jahre alt wird, kommt zum Geburtstag eben die Autorin und Familien-Trauerbegleiterin Mechthild Schroeter-Rupieper, um einen Vortrag über Kindertrauer zu halten und ihr Buch vorzustellen. Die Veranstaltung findet am 5. Februar 2021 statt. Der Eintritt ist frei, Spenden sind willkommen, eine Anmeldung unter 05473/29-101 oder an die E-Mail kontakt@spes-viva.de wäre wünschenswert, heißt es in einer Mitteilung von Spes Viva.
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Der Autor dieser Zeilen bietet Trauerbegleitung an in Osnabrück und im Osnabrücker Land an und hat eine Ausbildung zum Trauerbegleiter absolviert (Große Basisqualifikation gemäß des Bundesverbands Trauerbegleitung) und bietet Podcasts rund um das Thema Trauer an (bitte hier klicken). Thomas Achenbach ist der Autor der Bücher "Männer trauern anders - was ihnen hilft und gut tut", 168 Seiten, Patmos-Verlag und "Mitarbeiter in Ausnahmesituationen - Trauer, Pflege, Krise", 220 Seiten, Campus-Verlag. Mehr Infos auf www.thomasachenbach.de.
Lesungen, Vorträge, Workshops, Seminare, Trauergruppen und mehr: Alle aktuellen Termine mit Thomas Achenbach finden sich unter diesem Link
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