Mittwoch, 24. April 2019

Wie es gelingen kann, gut und gestärkt durch die Trauer zu gehen - Interview mit dem Buchautoren Pierre Stutz über das Schwere im Leben und darüber, wie sich Krisen durchleben lassen

Angeregtes Gespräch im Kinofoyer: Pierre Stutz (rechts) beim Podcast-Interview mit Thomas Achenbach. (Foto: Stefanie Hiekmann)

Osnabrück - Die Ermutigung, dass wir am Schweren durchaus auch wachsen und reifen können, ist ein wichtiges Thema in den Büchern des Autoren Pierre Stutz. Und es ist zugleich eine Erfahrung, die der Autor selbst erleben durfte. Heute speisen sich seine schöpferischen Quellen zu einem großen Teil aus dieser Gewissheit, dass wir Menschen uns aus unseren Opferrollen selbst befreien können - aber mittendrin in der Krise selbst hatte sich das noch ganz anders angefühlt. Da war nicht viel mehr als nur Verzweiflung, Stillstand und ein Nichtwissen, wie es weitergehen soll - so schildert es der bekannte Autor mehrerer Lebensratgeber jetzt in einem Gespräch, das ich mit Pierre Stutz für meinen Podcast aufnehmen durfte. Der erste Teil dieses Interviews steht jetzt zum Anhören zur Verfügung (hier geht's direkt zur Podcastfolge), der zweite folgt in Kürze.  

Seine Themen hatten mich schon lange angesprochen. Seine Bücher ebenfalls - wie zum Beispiel der jetzt neu veröffentlichte Band "Geborgen und frei, Mystik als Lebensstil". Zu seinen Vorträgen in Osnabrück hatte ich es nicht geschafft. Und dann führte irgendwie eines zum anderen. Unserem Interview war ein sehr angenehmes persönliches Kennenlernen vorausgegangen, aber mehr dazu in der Podcastepisode. Mich hat das vor allem insofern gefreut, als dass sich eine Nähe und Schnittmenge zwischen unseren Themen ergibt, die ich für meinen Podcast gerne einmal ausloten wollte. 


Klare Sache: "Am Schweren kann man zerbrechen"


Denn es ist oft schon Thema auf diesem Blog gewesen: Dass sich die Trauer um einen gestorbenen Menschen umso besser, um das alte und eigentlich ungeliebte Wort einmal zu benutzen, "verarbeiten" lässt, wenn sie ausgelebt werden kann - mit allen Facetten, die Trauer so mit sich bringt (dass sich Trauer eigentlich gar nicht "verarbeiten" lässt, weil das viel zu sehr nach "abarbeiten" klingt, nach "wegschaffen können", war hier ebenfalls bereits Thema, aber das nur am Rande). Dass durch die Trauer neue Kräfte geweckt werden können, wenn wir uns trauen, unsere Gefühle zuzulassen und sie zu durchleben, glaubt auch Pierre Stutz. 


"Das Leben ist so wunderbar, aber auch so leicht zerbrechlich" - das kennt Pierre Stutz aus eigener Erfahrung nur zu gut. Und auch, wenn es ihm selbst gut gelungen ist, sich aus den Krisen zu befreien, gelingt das ganz sicher nicht jedem: "Am Schweren kann man zerbrechen", räumt Pierre Stutz ein: "Ich kenne leider zu viele Menschen, die durch einen Suizid gestorben sind". Selbstabwertung, Angst, Trauer, Hass, wenn diese Gefühle sein dürfen, wenn sie Raum haben dürfen, wenn wir in den Kontakt mit ihnen kommen können, lässt sich eine Krise vielleicht besser durchleben. Weil wir eine Chance haben zu erfahren: "Ich bin immer mehr als das, was ich jetzt in diesem Moment wahrnehme", wie es Pierre im Gespräch schildert. Nur einer von mehreren Sätzen, die unser kleines Interview auch für zu einer Bereicherung gemacht haben - und warum ich mich nun darüber freue, es der Öffentlichkeit zum Anhören zur Verfügung zu stellen. Hier geht es zum ersten Teil unseres Gesprächs.

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Der Autor dieser Zeilen bietet Trauerbegleitung an in Osnabrück und im Osnabrücker Land an und hat eine Ausbildung zum Trauerbegleiter absolviert (Große Basisqualifikation gemäß des Bundesverbands Trauerbegleitung) und bietet Podcasts rund um das Thema Trauer an (bitte hier klicken). Thomas Achenbach ist der Autor des Buches "Männer trauern anders - was ihnen hilft und gut tut", 168 Seiten, Patmos-Verlag, 17 Euro, erschienen im März 2019. Mehr Infos gibt es hier.

Alle aktuellen Termine, Lesungen, Vorträge, Workshops, Seminare etc. mit Thomas Achenbach finden sich unter diesem Link 

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Den Blog zum Anhören als Podcast - bitte hier klicken für die aktuelle Episode aus dem Trauer-ist-Leben-Podcast...

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