Auch zu ihrem Buch "Wie aus Trauer Liebe und Dankbarkeit wird" gibt es Postkarten, die der Humboldt-Verlag für Iris Willecke gestaltet hat (Foto: Thomas Achenbach) |
Das Trauer-Bullshit-Bingo. Die Hitparade der schlimmsten Trauerfloskeln. Die Ratschläge, die Trauernde erhalten und die sich meistens als Tiefschläge direkt in den Bauch entpuppen, auch wenn sie nicht so gemeint sind. All das, zusammengefasst auf Postkarten, diese Idee finde ich ziemlich großartig. Geschaffen hat sie meine Trauerbegleiterkollegin Iris Willecke aus dem Sauerland. Aber wozu und warum? Lassen wir sie dazu am besten selbst zu Wort kommen.
Ich hatte Iris ein paar Fragen gestellt und sie hat sie freundlicherweise beantwortet.
Liebe Iris, sag mal, wo lassen sich die Postkarten beziehen - und wie läuft das?
Die Bilddateien stehen kostenlos auf meiner Webseite iris-willecke.de zur Verfügung. Wer lieber fertige Postkarten haben möchte, kann sich diese bei danacards.de bestellen und damit gleichzeitig Gutes tun, denn die gesamten Erlöse fließen in soziale Projekte.
Wie bist Du auf die Idee mit den Postkarten gekommen?
Durch die
Arbeit mit Trauernden. Mich macht es immer wieder betroffen, wenn mir Trauernde
von Verletzungen durch ihr soziales Umfeld berichten. Und ich kenne wirklich
kaum jemanden, der solche Dinge nicht erlebt hat. Die Postkarten sollen einen
Beitrag dazu leisten, mehr Trauerwissen zu vermitteln, denn vieles passiert nur
aus reinem Unwissen. Wer Trauer nach einem schweren Verlust noch nie selbst
erleben musste, der kann sich in der Regle nicht in Trauernde hineinversetzen.
Er sagt dann z.B. Dinge, die eigentlich gut gemeint sind und trösten sollen,
die den Trauernden dann aber doch nur verletzen. Dagegen hilft nur Aufklärung.
Meine erste Postkarte war allerdings das Trauer Bullshit Bingo und diese Karte hat noch einen etwas anderen Hintergrund. Ich habe mal an einer Fortbildung mit Sabine Dinkel teilgenommen und sie hatte geniale Werbekarten für ihr Buch mit einem Krebs Bullshit Bingo dabei. Ich fand die Idee grandios und hatte sofort im Kopf, dass es so etwas unbedingt auch für die ganzen Floskeln geben muss, mit denen Trauernde konfrontiert werden. Ich konnte dann in Abstimmung mit meinen Facebookfollowern relativ schnell die gängigsten 25 Aussagen ermittelt, die auf die Karte mit drauf sollten und meine Lieblingsgrafikdesignern Tine Schenk hat für die prima Umsetzung des Layouts gesorgt. Die Karte war ursprünglich hauptsächlich für Trauernde gedacht. Sie soll ihnen einen etwas leichteren Umgang mit den Floskeln ermöglichen. Sie ist aber auch super als Gesprächsöffner geeignet und wird von einigen KollegInnen mittlerweile auch für Fortbildungsangebote genutzt.
Du bezeichnest Dich selbst als Traueraktivistin, das macht mich neugierig, wie würdest Du das definieren, was das ist?
Den Begriff habe ich mal bei meiner Kollegin Alexandra Kossowski aus Berlin gelesen. Ich habe kurz darüber nachgedacht und dann befunden, dass er auch auf mich passt, denn ich versuche z.B. seit vielen Jahren auf unterschiedlichsten Wegen mehr Wissen über Trauer und ein größeres Verständnis für die Bedürfnisse von Trauernden zu vermitteln und verschiedenste Angebote ins Leben zu rufen. Trauernde haben es in unserer Gesellschaft nicht leicht. Sie brauchen Fürsprecher und Unterstützer. Ich bin jemand, der viele Ideen hat und der Dinge lieber anpackt, statt sie totzureden....
...so sagt es Iris Willecke, ihre Postkarten finden sich auf Ihrer Webseite unter dem Link "Downloads". Danke, Iris, für das Antworten auf meine Fragen.
Lesungen, Vorträge, Workshops, Seminare, Trauergruppen und mehr: Alle aktuellen Termine mit Thomas Achenbach finden sich unter diesem Link
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