Osnabrück - Wie war das noch, am ersten Todestag? Von mir gefragt, was sie an diesem Tag gemacht hat, kann sich Svenja Gropper gar nicht mehr so genau erinnern. Ist das schlimm? Nein. Denn dass diese Gedächtnislücken zu ihrem Trauerprozess dazugehören - wie bei anderen auch -, zeigt sich im weiteren Verlauf unseres Gesprächs. Eines Gesprächs über die Trauer nach einem Suizid, das es jetzt in meinem Podcast als neue Episode zu hören gibt (hier geht es direkt zu der Podcastfolge).
Svenja Gropper ist heute als Trauerbegleiterin nicht nur im Allgäu aktiv sowie als Bloggerin und als Host eines eigenen Podcasts, sondern auch über die digitalen Medien verfügbar. Als sich vor einigen Jahren ihr Mann das Leben nahm, war das Thema Trauer für sie noch vergleichsweise weit entfernt. Zwar wusste sie, dass ihr Mann eine Krankheit hatte - die Svenja Gropper gerne als "Seelenkrebs" bezeichnet -, aber natürlich war da die Hoffnung, dass es eine Besserung geben könnte. "Es muss unvorstellbar dunkel gewesen sein in meinem Mann", diesen prägenden Satz sagt sie unter anderem in unserem Gespräch über den Suizid ihres Mannes. Was dieses Gespräch für mich so besonders gemacht hat, waren die zwei Ebenen, auf denen es stattfindet.
Warum es besser "Schuldgedanken" heißen sollte
So bleiben wir überwiegend bei Svenjas persönlichem Erleben, bei ihrer eigenen Trauer nach dem Suizid ihres Mannes und bei der Frage, wie sich diese über die Jahre gewandelt hat. Und andererseits heben wir das Gespräch immer mal wieder auch auf die kollegiale Metaebene, indem wir die Trauer nach einem Suizid als Phänomen besprechen und alles, was dazugehören kann. Warum Schuldgefühle so wichtig sein können, um in Verbindung zu bleiben mit dem gestorbenen Menschen, beispielswiese. Warum es sinnvoller sein kann, dem Vorschlag der Trauerbegleiterin Chris Paul zu folgen und von "Schulgedanken" statt von "Schuldgefühlen zu sprechen". Und warum das zweite Trauerjahr fast noch härter war als das erste.
Svenja Gropper ist als Trauerbegleiterin aktiv und bietet ebenfalls einen eigenen Podcast mit vielen spannenden Themen an (Foto: Gropper). |
"Ich würde gar nicht sagen dass es im zweiten Jahr so viel einfacher und besser war", sagt Svenja in unserem Gespräch. Stattdessen ist es "auf eine andere Art schwieriger". Außerdem berichtet Svenja darüber, warum sie ohne genaue Kenntnis der Umstände trotzdem ganz genau hat erspüren können, wie ihr Mann sich das Leben genommen hat, wie sich anfühlt, wenn der Leichnam erstmal beschlagnahmt werden muss, warum diejenigen, die wirklich von dieser Welt gehen wollen, sich vermutlich gar nicht aufhalten lassen und warum sie noch die Reise nach Island gemacht hat, von der ihr Mann oft gesprochen hatte. Unser Gespräch über Svenjas Trauer und die Trauer nach einem Suizid allgemein füllt die zehnte Episode meines Podcasts "Trauergeschichten - Menschgeschichten" und ist unter diesem Link direkt erreichbar über die Plattform podcast.de (auch über Spotify erreichbar, einfach unter Podcasts nach den Trauergeschichten - Menschgeschichten suchen).
Übrigens bietet auch Svenja selbst einen Podcast an, in dem ich dann im Gegenzug zum Thema Männer und Trauer zu Gast sein durfte, worüber ich mich sehr gefreut habe. Dieses Gespräch soll ebenfalls in Kürze veröffentlich werden (Link folgt).
Lesungen, Vorträge, Workshops, Seminare, Trauergruppen und mehr: Alle aktuellen Termine mit Thomas Achenbach finden sich unter diesem Link
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