Freitag, 13. September 2019

"Männer trauern anders", ein halbes Jahr später - was ich genau sechs Monate nach Veröffentlichung meines Buches gerne geraderücken würde und wo ich mich dennoch gut verstanden gefühlt habe

Osnabrück - Die E-Mails kamen aus Salzburg, Nürnberg, Braunschweig, Bremen und einigen anderen Städten. In jüngster Zeit gab es vermehrte Anfragen nach Vorträgen für das Jahr 2020 bei mir. Darüber freue ich mich und ich mache gerne möglich, was geht (der März allerdings ist schon ausgebucht). Genau ein halbes Jahr ist mein Buch "Männer trauern anders - was ihnen hilft und gut tut" aus dem Patmosverlag jetzt auf dem Markt. Es zieht durchaus seine Kreise. Und so sehr ich mich darüber freue, gibt es doch hier und da eine Kleinigkeit, die in mir Widerspruch weckt - und ich meine damit nicht etwa eine vielleicht kritische Rezension, nein, ich meine etwas anderes. Mehr so Kleinigkeiten, die sich natürlich, zugegeben, gar nicht nicht groß kontrollieren lassen.

Da schreibt beispielsweise ein wohlmeinender Leser in seiner Amazon-Buchrezension den folgenden Satz über mich: "In Tausenden von Gesprächen hat er herausgefunden, dass die Meinung des Volksmundes ,Frauen weinen und Männer fressen alles in sich hinein' zwar so radikal nicht zutrifft..." (Zitat Ende)... - Das ist ganz sicher sehr freundlich gemeint von diesem netten Mann und es ist eine grundsätzlich sehr lobende Rezension. Aber trotzdem denke ich mir: Auweia, nein, das kann ich so nicht stehenlassen. Denn Tausende von Gesprächen, Himmel, das ist ein bisschen viel, oder? Ich würde das nicht für mich in Anspruch nehmen.

(Foto: Thomas Achenbach)

Natürlich verfüge ich inzwischen über einen gewissen Erfahrungsschatz, natürlich habe ich Männer einzeln begleitet, habe Männergruppen geleitet, habe Wochenendseminare geleitet, habe mit vielen Trauernden gesprochen, natürlich habe ich meine dadurch gewonnenen persönlichen Eindrücke - immer komplett anonymisiert - in das Buch mit einfließen lassen, aber parallel habe ich auch einiges an zusätzlicher Recherche betrieben, habe eigens für das Buch weitere Gespräche geführt mit Männern, die nicht bei mir in der Begleitung sind oder waren. Das Buch ist also eine Mischung aus eigenem Erlebten und exklusiv dafür Recherchiertem. Aber wir wollen bei alledem bitte nicht vergessen, dass ich zwar einige Jahre als Trauerbegleiter unterwegs bin, aber eben noch keine paar Jahrzehnte. Also ein bisschen das Licht unterm Scheffel halten und alles nicht zu arg aufblasen, das ist mir wichtig. Gestolpert bin ich zudem über eine Frage, die mir neulich am Rande einer Veranstaltung gestellt wurde. 

(Foto: Pixabay, Creative-Common-0-Lizenz)

"Ist Ihr Buch denn ein gutes Buch?", lautete diese. Nun ja, tja, was soll ich da bitte antworten? Ich selbst sehe in meinem Buch eine Annäherung an das Kaleidoskop männlichen Trauererlebens, soweit wie es mir möglich war. Das ist, das gebe ich gerne zu, ein ebenso ehrgeiziges wie gewagtes Unterfangen. Und für mich ist es halt das Buch, das ich in ebenjener Spanne meines Lebens so habe schreiben können, in der ich es geschrieben habe; mit allem, was da sonst noch so gewesen ist. Das ist ja das große Dilemma beim Bücherschreiben: Dass sich diese Aufgabe on top dazugesellt in ein meistens fest gefügtes und an Aufgaben prinzipiell nicht armes Leben. Die laufenden Begleitungen mussten weitergehen, die Arbeit an diesem Blog habe ich weiter betrieben - und übrigens habe ich, als ich das Buch geschrieben habe, noch in Festanstellung als Redaktionsleiter einen Vollzeitjob ausgeübt, bei dem ich nur einen halben Tag in der Woche meine Arbeitszeit reduziert hatte. Anders als jetzt, wo ich meine Projekte und meine Zeiten noch ganz anders aufgestellt habe. Diese Frage, ob mein Buch ein gutes ist oder nicht, müssten also andere beurteilen. Vielleicht die Rezensenten, die sich bisher des Buches angenommen haben. 

(Foto: Thomas Achenbach)

Was das angeht, muss ich allerdings sagen, dass ich mich wirklich verwöhnt und reich beschenkt fühlen darf. Es gibt viel Warmherziges, Lobendes und Gutes zu lesen über mein Buch, worüber ich mich sehr gefreut habe (ich glaube, es ist ein ganz normaler Prozess, als Autor erstmal vor allem unsicher zu sein, wenn man ein Buch veröffentlicht hat). Den meisten Kritikern gefiel der Tonfall und die gleichsam klare wie pragmatische Sprache darin. Das wurde öfter so benannt und darin finde ich mich wieder. Eine einzige Rezension hat es bislang gegeben, die sehr kritische Töne enthalten hat, aber sie ist fair und nachvollziehbar geschrieben und findet ein versöhnliches Ende, so dass ich mich auch darüber gefreut habe. Und trotzdem gilt: Das Licht unterm Scheffel halten und mal nicht übermütig werden. Jetzt freue ich mich erstmal auf die kommenden Vorträge und Workshops, im Oktober geht es wieder los. Und vielleicht sehen wir uns dann ja, in Salzburg, Nürnberg, Braunschweig, Bremen oder an einem anderen Ort (zur Liste der Termine und Vorträge geht es hier). 

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Der Autor dieser Zeilen bietet Trauerbegleitung an in Osnabrück und im Osnabrücker Land an und hat eine Ausbildung zum Trauerbegleiter absolviert (Große Basisqualifikation gemäß des Bundesverbands Trauerbegleitung) und bietet Podcasts rund um das Thema Trauer an (bitte hier klicken). Thomas Achenbach ist der Autor des Buches "Männer trauern anders - was ihnen hilft und gut tut", 168 Seiten, Patmos-Verlag, 17 Euro, erschienen im März 2019. Mehr Infos gibt es hier.

Alle aktuellen Termine, Lesungen, Vorträge, Workshops, Seminare etc. mit Thomas Achenbach finden sich unter diesem Link 

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