Das ist eine der Erfahrungen, die ich in den bisherigeren Jahren meiner Arbeit als Trauerbegleitung schon öfters gemacht zu haben glaube: Dass es sehr exakt auf die Zielgruppe zugeschnittene Angebote braucht, um Menschen wirklich gut begleiten zu können. Und im Falle von Jugendlichen bedeutet das, die Alterszahlen wirklich auch als Stadien von Entwicklung zu begreifen. Soll heißen: 12 Jahre alt sein bedeutet etwas ganz anderes als 14 Jahre alt sein bedeutet etwas ganz anderes als 16 Jahre alt sein bedeutet etwas ganz anderes als 18 Jahre alt sein... Im Grunde bräuchte es für jede Altersklasse wiederum eigene Angebote. Das Buch von Ayse Bosse und ihrem Co-Autoren Andreas Klammt jedoch schafft den Spagat über mehrere Altersklassen hinweg - und bleibt trotzdem irgendwie cool, ohne sich an die Zielgruppe heranzuwanzen. Es nimmt seine Leser ernst und weiß gut mit ihnen umzugehen. Zum Beispiel, in dem es leere Grabsteine zum Ausmalen anbietet. Und natürlich weitaus mehr.
(Alle Produktfotos: Thomas Achenbach). |
Auch Gräber zum Anmalen finden sich in dem Buch. |
Denn Ayse Bosse bietet unter anderem Trauergruppen für Jugendliche an, wie sie auf dem Symposium in Sachen Trauer und Trauerbegleitung berichtete, das Ende vergangenen Jahres in Hildesheim stattfand. Organisiert von dem in Hildesheim aktiven Verein "Trauerzeit" und dem dortigen Kolping Bildungs- und Sozialwerk, waren bei dieser Veranstaltung etwa 50 Teilnehmer aus allen möglichen Kontexten versammelt - Hospizarbeit, Trauerredner, Notfalleinsatzkräfte -, um sich über Trauerbegleitung zu informieren. Und in einem am Nachmittag stattfindenden Vortrag stellte Ayse Bosse ihr Werk vor und berichtete von ihren Erfahrungen mit Jugendgruppen. Besonders prägend: Dass man Jugendlichen die für sie mitgebrachten Reflektionseinheiten und Aufgaben immer als Angebot auf Augenhöhe darbieten sollte - also mehr so nach dem Motto "Sag mal, hast Du Bock jetzt dieses und jenes zu machen?" als nach dem üblichen aus der Erwachsenenbildung bekannten Schema "So, wir machen jetzt mal gemeinsam dieses und jenes"...
Man kann sich das gut vorstellen, wie Ayse Bosse, die sich mit ihren rund 42 Jahren selbst noch eine ansteckende jugendliche Frische und Vitalität erhalten hat und mehr so offen-lustig-verwirrt-und-total-locker rüberkommt, die Teilnehmer eines solchen Seminars gut mitnehmen kann. Aus all diesen Workshops mit Jugendlichen weiß sie eben auch, wie wichtig es ist, in der Trauer selbst aktiv zu sein. Und, wie Ayse Bosse es selbst sagte: Sich das eben trauen, so zu trauern, wie man das möchte, weil es da kein richtig oder falsch gibt, das ist halt wichtig. Dass sie zugleich mit dem Indie-Pop-Musiker Bosse aus Hamburg verheiratet ist, hat auch ihrem neuen Buch gut getan.
Denn als zusätzliches Gimmick gibt es einen zum Buch dazugehörenden, aber nur über das Buch mitverkauften Song (klar, einen Trauersong), den Bosse zusammen mit dem Rapper Prinz Pi und der Silbermond-Sängerin Stefanie Kloß geschrieben und eingespielt hat und der, wie das Buch selbst, "Einfach so weg" heißt. Hörenswert, übrigens, denn auf dem Symposium durften wir das Lied einmal auch so anhören.
"Einfach so weg" ist erschienen im Carlsen-Verlag als Hardcover, 176 Seiten, geeignet ab 12 Jahren, 15 Euro.
Übrigens: Noch ein lesenswertes Buch, das viele weitere Tipps für einen guten Umgang mit dem Tod enthält und im lockeren Tonfall existenzielle Fragen rund um den Tod behandelt, ist "The End" von Eric Wrede, hier geht es zu einer Besprechung.
Transparenzhinweis: Das Buch ist mir auf Anfrage zur Besprechung vom Verlag als Rezensionsexemplar zugeschickt worden.
Der Autor dieser Zeilen bietet Trauerbegleitung an in Osnabrück und im Osnabrücker Land an und hat eine Ausbildung zum Trauerbegleiter absolviert (Große Basisqualifikation gemäß des Bundesverbands Trauerbegleitung) und bietet Podcasts rund um das Thema Trauer an (bitte hier klicken). Thomas Achenbach ist der Autor des Buches "Männer trauern anders - was ihnen hilft und gut tut", 168 Seiten, Patmos-Verlag, 17 Euro, erschienen im März 2019. Mehr Infos gibt es hier.
Alle aktuellen Termine, Lesungen, Vorträge, Workshops, Seminare etc. mit Thomas Achenbach finden sich unter diesem Link
Den Blog zum Anhören als Podcast - bitte hier klicken für die aktuelle Episode aus dem Trauer-ist-Leben-Podcast...
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Man kann sich das gut vorstellen, wie Ayse Bosse, die sich mit ihren rund 42 Jahren selbst noch eine ansteckende jugendliche Frische und Vitalität erhalten hat und mehr so offen-lustig-verwirrt-und-total-locker rüberkommt, die Teilnehmer eines solchen Seminars gut mitnehmen kann. Aus all diesen Workshops mit Jugendlichen weiß sie eben auch, wie wichtig es ist, in der Trauer selbst aktiv zu sein. Und, wie Ayse Bosse es selbst sagte: Sich das eben trauen, so zu trauern, wie man das möchte, weil es da kein richtig oder falsch gibt, das ist halt wichtig. Dass sie zugleich mit dem Indie-Pop-Musiker Bosse aus Hamburg verheiratet ist, hat auch ihrem neuen Buch gut getan.
Dämonen zermantschen. Also mehr so: Innere Dämonen, hier aber sichbar gemacht. Wer würde das nich gerne? |
Lebt in Hamburg: Die Autorin und Trauerbegleiterin Ayse Bosse. (Stilller-/Carlsen-Verlag-/Presse-Foto) |
"Einfach so weg" ist erschienen im Carlsen-Verlag als Hardcover, 176 Seiten, geeignet ab 12 Jahren, 15 Euro.
Übrigens: Noch ein lesenswertes Buch, das viele weitere Tipps für einen guten Umgang mit dem Tod enthält und im lockeren Tonfall existenzielle Fragen rund um den Tod behandelt, ist "The End" von Eric Wrede, hier geht es zu einer Besprechung.
Transparenzhinweis: Das Buch ist mir auf Anfrage zur Besprechung vom Verlag als Rezensionsexemplar zugeschickt worden.
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Der Autor dieser Zeilen bietet Trauerbegleitung an in Osnabrück und im Osnabrücker Land an und hat eine Ausbildung zum Trauerbegleiter absolviert (Große Basisqualifikation gemäß des Bundesverbands Trauerbegleitung) und bietet Podcasts rund um das Thema Trauer an (bitte hier klicken). Thomas Achenbach ist der Autor des Buches "Männer trauern anders - was ihnen hilft und gut tut", 168 Seiten, Patmos-Verlag, 17 Euro, erschienen im März 2019. Mehr Infos gibt es hier.
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