Wie sollen wir Kindern den Tod erklären? Wie sollen wir Kindern dabei helfen, mit ihren Gefühlen umzugehen? Verwitwete Eltern, die einen Partner verloren, aber ein Kind zu betreuen haben, fühlen sich durch eine solche Aufgabe oft doppelt gefordert oder doppelt ohnmächtig - auf jeden Fall überfordert. Nicht überall gibt es vor Ort Angebote für Kinder wie beispielsweise das Trauerland in Belm oder in Bremen, über das ich schon einmal an anderer Stelle in diesem Blog berichtet hatte. Aber wie so oft bietet das Internet hier gute Dienste an. Mit einem hilfreichen Kinderangebot.
Denn nicht an Erwachsene, sondern vor allem an Kinder richtet sich die Internetseite "Kindertrauerland". Auch für Kinder, die noch nicht so gut lesen können, ist die Seite gut geeignet, denn die charmante Comicfigur Gum bietet sich per Tonausgabe erstmal als sprechender Begleiter an, lässt sich aber auch ausschalten. Wer die Startseite aufmacht, kann sich erstmal aussuchen, ob er sich mit einer Jungenfigur oder einer Mädchenfigur auf die Reise in die Kindertrauerwelt machen möchte. Und mit welchem Gesicht die Figur unterwegs sein möchte, traurig, wütend, sorgenvoll oder heiter. "Und schon geht's los", sagt Gum. Und das tut es dann auch...
Nun öffnet sich eine Landschaft mit einem Haus, einem See, einem Ballon und im unteren Teil runden Menüpunkten. Die Figur kann jetzt durch die Pfeiltasten bewegt durch die Landschaft laufen und Dinge entdecken, beispielsweise das virtuelle Trauerhaus betreten, in dem hinter jeder Tür etwas Neues passiert - jedoch dient dieses Trauerhaus im Wesentlichen dazu, per Videoeinspielungen vorzustellen, was in einem "echten" Trauerland so geschehen kann. Wer keines in seiner Umgebung hat, dem nützt das also eher weniger. Jedoch gibt es noch mehr Angebote.
Hilft: Erinnerungsblätter basteln oder seine Sorgen mitteilen
Beispielsweise die Glibberdusche, ein spielerisch lockerleichtes Angebot, bei dem ein Wort gefunden werden muss, während sich der Glibber im Eimer hoch über einem langsam über einem zu entladen droht (das macht einfach Spaß und ist lustig, lenkt also auf nette Art ab). Es gibt aber auch Möglichkeiten, seine eigenen Erinnerungen festzuhalten, beispielsweise ein selbstgestaltetes Erinnerungsblatt an den Baum der Erinnerungen zu hängen, an dem schon andere solcher Blätter zu sehen sind. In einer Art Kummerkasten lässt sich eine E-Mail als Sorgenpost ans Trauerkinderlandteam schicken. Und ansonsten setzt die Internetseite - sehr geschickt - auf eine kindgerechte und spielerische Vermittlung von Wissen zu allerlei Themen rund um Tod und Sterben und die Gefühle, die das alles auslösen kann. Das geht? Klar, das geht! Und wie. Oder die Kinder doch lieber von diesen Themen fernhalten? Nein, keine gute Idee, das ist falsch verstandene Überprotektion - schon gar nicht, wenn sie ohnehin betroffen sind. Denn...:
„Kinder haben von Natur aus Eigenschaften, die Resilienz stärken“, sagte Beate Alefeld-Gerges auf der Messe Leben und Tod. Ermutigende Worte für alle Eltern und Betreuer, die ein Kind in einer Krisensituation begleiten. Auf diesen Faktor setzt eben auch die Internetseite www.kindertrauerland.org. Ein Wissensquiz, Buchtipps und lustige kleine Schäfchen, die über die Seite laufen und einmal mähen, wenn man sie trifft, runden das bunte und hilfreiche Angebot ab. Auch für Erwachsene gibt es übrigens eine Unterseite mit zusätzlichen Informationen (ganz unten, ganz links).
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Der Autor dieser Zeilen bietet Trauerbegleitung in Osnabrück und im Osnabrücker Land an und hat eine Ausbildung zum Trauerbegleiter absolviert (Große Basisqualifikation gemäß des Bundesverbands Trauerbegleitung). Mehr Infos gibt es hier.
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