Samstag, 8. April 2017

Erstmals mit interaktiver Podiumsdiskussion, Bloggertreff und "erweiterter" Fläche - 10 Gründe, warum die Messe "Leben und Tod" im Jahr 2017 besonders spannend wird (am 12./13. Mai 2017, Freitag/Samstag, in Bremen)

Bremen - Sind die Mitarbeiter in Hospizen allzu oft an der Überlastungsgrenze? Und wenn ja, würden sie dann darüber sprechen? Drüber sprechen können – oder dürfen? Oder würde sie gar die eigene Haltung davon abhalten dies zu tun? Um sich diesem Thema anzunähern, wählt die Messe „Leben und Tod“ in diesem Jahr ein spannendes Format: Eine interaktive Podiumsdiskussion, bei der die Zuschauer ganz unerkannt per anonymer SMS ihre Fragen und Statements einreichen können. Um sich durch die Anonymität vielleicht mehr zu trauen. Einer der Gründe, warum die Messe in ihrem achten Jahr interessant ist... ("Leben und Tod" findet am Freitag/Samstag, 12./13. Mai 2017 in Bremen statt). Hier sind alle zehn Gründe, warum die Messe diesmal spannend werden könnte - als rein subjektive Auswahl, persönlich eingefärbt:

Eigentlich war ich nach Bremen gefahren, um ein Interview mit Meike Wengler, der Macherin der Messe "Leben und Tod", für diesen Blog aufzunehmen. Das ist dann auch geschehen und das Interview wird bald hier Blog veröffentlicht werden. Doch dann hatte Meike Wengler schon vor der Aufnahme soviel über die kommende "Leben und Tod" erzählt, dass das auch einen Beitrag wert zu sein schien. Dass es aber zuviel gewesen wäre, das alles in einem Rutsch zu veröffentlichen. Deswegen hier erstmal die Vorankündigung, später das Interview. Also auf geht's - was wird dieses Jahr unter anderem auf der "Leben und Tod" geboten?...

Der große Saal auf der Messe "Leben und Tod" im Jahre 2015 - einer von drei Orten, an denen das parallel laufende Vortragsprogramm stattfindet, so auch in 2017.    (Thomas-Achenbach-Foto)

1.) Die „erweiterte“ Fläche. In ihrem achten Jahr erweist sich die „Leben und Tod“, die in Deutschland als Fachmesse zu den Themen Tod und Sterben, Trauer und Hilfe immer noch einzigartig ist, weiterhin als wachsendes Erfolgsmodell. Zwar wird die Grundfläche in Halle 6 der Bremer Messehalle unverändert bleiben, aber durch eine neue Aufteilung wird sie anders genutzt. So muss beispielsweise das Referentencafé an einen Ort außerhalb der eigentlichen Halle verlagert werden. Der Grund: Ein zusätzliches Podium für kleine Vorträge werden ebenso in die Halle mit einziehen wie weitere kleine Nischen für Zusatzangebote. Wie immer wird es auch weiterhin so sein, dass parallel zur Messe ein öffentliches Vortragsprogramm stattfinden wird, ebenso werden zeitgleich in zwei Nebenräumen Vorträge im paralllel zur Messe stattfindenden Kongressprogramm angeboten, außerdem Workshops (alle schon ausgebucht):

2.) David Roth. Der Sohn des legendären Trauerbegleiters und Bestatters Fritz Roth führt heute das Geschäft Pütz-Roth. Er ist es vermutlich mittlerweile leid, immer nur als „Der Sohn von...“ eingeführt zu werden... Aber immerhin ist eben dieser noch nicht ganz 40-Jährige, der die Tradition weiterleben lässt und ebenso wie sein Vater eine ganz eigene und sehr menschliche Form von Trauerbegleitung propagiert. Der Bestattungsgarten der Firma, in dem immer wieder auch Konzerte statfinden und in dem so ziemlich alles erlaubt ist, was die Hinterbliebenen möchten, ist durch Medien bekannt. David Roth wird einen Vortrag zum Thema „Trauer ist Liebe“ halten (Samstag, 11.30 Uhr, öffentlicher Vortrag in der Messehalle).

3.) Barbara Rolf. Auch die Stuttgarter Bestatterin Barbara Rolf hat sich in ihrer Karriere für einen möglichst offenen und erlaubnisorientierten Bestattungs- und Trauerweg für Hinterbliebene eingesetzt und hat bislang einen spannenden Lebensweg beschritten. Im Raum Stuttgart und darüber hinaus hat sie Angebote geschaffen, die dem Rechnung tragen. Im Vortrag „Die kostbare Zeit zwischen Tod und Bestattung“ wird sie davon berichten (Samstag, 10.30 Uhr, öffentlicher Vortrag in der Messehalle). (Hinweis: In einer vorherigen Version hatte ich Barbara Rolf fälschlicherweise in Bremen verortet, Danke an aufmerksame/emsige Blogleser für den Hinweis). 

4.) Eric Wrede. Noch einer von denen, die man vermutlich als die „Jungen Wilden“ bezeichnen darf. Oder einfach als die Vertreter einer neuen Generation von Trauerkultur, der ein Netzwerk mit dem Namen „Hallo Tod“ ins Leben ruft, der Jeans und T-Shirt als Arbeitskleidung trägt und der neue Wege in Sachen Bestattungen und Trauerkultur geht. Davon kündet schon der Titel seines Vortrags: „Der Sarg ist tot, es lebe die Trauer“ (Samstag 13 Uhr, öffentlicher Vortrag im „Kleinen Forum“ in der Messehalle). Wrede gibt am Samstag auch einen Workshop – aber der ist bereits ausgebucht.


Sie rief die "Leben und Tod" ins Leben - warum und wie, wird noch an anderer Stelle auf diesem Blog berichtet werden: Meike Wengler ist verantwortlich für die Messe.   (Bremer-Messe-Presse-Foto/mit freundlicher Genehmigung)

5.) Die großen Themen und die „Promis“ der Trauerszene: Wer sich in die Welt der Hospiz- und Trauerinitiativen hineinbegibt, stößt alsbald auf wiederkehrende Namen und bekannte Experten, die auch auf der Messe „Leben und Tod“ Raum für Vorträge bekommen und die dabei die wichtigsten Themen der Zeit aufgreifen: Mechthild Schroeter-Rupieper aus Gelsenkirchen spricht als Trauerbegleiterin über die Germanwings-Katastrophe, Prof. Traugott Roser spricht über „Sterben und Sterbebegleitung in der Tradition Martin Luthers“, Norbert Mucksch – Vorstandmitglied des Bundesverbands Trauerbegleitung und Mitglied im Deutschen Hospiz- und Palliativverband greift die aktuelle Diskussion um eine „Anhaltende Trauerstörung“ auf... und, und, und... das Programm ist voll.

6.) Eckart von Hirschhausen. Wer den kabarettistischen Mediziner –oder medizinischen Kabarettisten – kennt, der weiß seine ebenso augenzwinkernde wie entlarvende Komik zu schätzen. Über Wunder und Zauberei hat er schon geschrieben –und in beidem erstaunliche Parallelen zur Medizin entdeckt. Nun eröffnet er diese Fachmesse, vermutlich ebenso augenzwinkernd. Eine gute Wahl. Es wird später noch ernst genug (Freitag, 10:15, öffentlicher Vortrag in der Messehalle).

7.) Das Spezialthema Nr. 1 (und auf diesem Blog hier schon das Thema des Jahres): Trauer in der Arbeitswelt. Auch dazu gibt es einen Vortrag: Annika Schlichting von der Hamburger Beraterorganisation Charon hat sich auf das Thema spezialisiert und hält einen Vortrag. Von dem auch später sicher auf diesem Blog zu lesen sein wird. Überschrift: Keine Zeit für Trauer am Arbeitsplatz? (Freitag, 12 Uhr, öffentlicher Vortrag in der Messehalle).



Dr. Martin Kreuels auf der Messe „Leben und Tod“ im Jahre 2016 – da ging es um „Männerwünsche am Lebensende“, diesmal ist das Thema „Männer im Abschied“.  (Thomas-Achenbach-Foto)

8.) Das Spezialthema Nr. 2 - noch ein Thema, das ich selbst ebenfalls besetze: Männertrauer. Die Ikone in diesem Themengebiet ist Dr. Martin Kreuels, der schon mehrere Bücher dazu veröffentlicht hat, Forschungen und Untersuchungen betrieben und angestoßen hat oder als Post-Mortem-Fotograf durch die Lande gezogen ist. Auch einer von denen, die der Tod nicht mehr loslässt. Sein Thema: Männer im Abschied (Freitag, 13.30 Uhr, öffentlicher Vortrag in der Messehalle).

9.) „Dein letzter Weg geht über Stunden - ich mache dafür Überstunden.“ Provokativer Titel, provokatives Thema - die oben bereits erwähnte Podiumsdiskussion zum Thema "Überforderung im Hospiz" wird erstmals mit der interaktiven und anonymen SMS-Teilnahme durch das Publikum ausprobiert. Wer möchte, kann sich auf diesem Weg anonym beteiligen, ohne sich bekennen zu müssen. So erhoffen sich die Veranstalter, dass ehrlichere und freie Meinungsäußerungen zustande kommen. Man darf gespannt sein (Samstag, 16.30 Uhr, Raum Borkum, nur für Kongressteilnehmer).

10.) Spannend für Blogger: Erstmals ist ein Bloggertreffen als Ergänzung des Messeprogramms geplant, wie ein Termin bei der Messeleitung kürzlich ergab (mein Interview mit Messeleiterin Meike Wengler folgt in Kürze auf diesem Blog). Offen ist derzeit noch, wie das Treffen aussehen wird und wer dazu eingeladen wird. Es ist aber zu erwarten, dass sich die bloggenden Trauernden und die bloggenden Trauerbegleiter (also auch ich) dort kennenlernen werden und vermutlich auch spannende Gesprächspartner bekommen können. Mehr dazu bald – auf diesem Blog. Also: Auch hier.

Wichtig zu wissen ist, dass es sich bei diesen 10 Punkten um eine rein subjektive Auswahl handelt, die meine persönlichen Interessen einerseits widerspiegelt und die ebenfalls auf die von mir vermuteten Interessen bei Personen, die ich kenne und schätze - Trauerbegleiterkolleginnen und -kollegen - abzielt. Weil das Programm der Messe und des dazugehörigen Fachkongresses vielfältig ist und viele Personen anspricht, trauernde Privatpersonen ebenso wie Fachpersonal aus Hospizen und Palliativeinrichtungen ebenso wie Trauerbegleiter -, gibt es natürlich noch mehr zu entdecken. 

Leben & Tod 2017 - das aktuelle Messeprogramm als pdf-Download gibt es hier... 

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Der Autor dieser Zeilen bietet Trauerbegleitung an in Osnabrück und im Osnabrücker Land an und hat eine Ausbildung zum Trauerbegleiter absolviert (Große Basisqualifikation gemäß des Bundesverbands Trauerbegleitung). Er hält auch Vorträge zum Thema Trauer und Umgang mit Trauernden. Mehr Infos gibt es hier

Ebenfalls auf diesem Blog: Was soll nach einem Todesfall gefeiert werden? "Nur" der Todestag - oder auch noch der Geburtstag des gestorbenen Menschen?

Ebenfalls auf diesem Blog: Zehn Tipps für einen hilfreichen Umgang mit Trauernden - für Angehörige, Freunde und Kollegen

Ebenfalls auf diesem Blog: Keine Sorge, alles normal - was Trauernde in einer Verlustkrise alles so tun und warum einem das nicht peinlich sein sollte

Und im Kultur-Blog des Autors: Genug gemeckert, wir sollten froh sein über unsere Theater - eine Liebeserklärung und eine Lobpreisung zum Welttheatertag

Außerdem im Kultur-Blog: Theater kosten den Steuerzahler einfach zuviel Geld... ist das wirklich so? Und woher kommt die Theatersubventionierung eigentlich?

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